COVID-19 und Impfungen

Coronavirus, COVID-19, SARS-CoV-2 – Was ist was?

Im Dezember 2019 gab es die ersten Hinweise auf eine neue Art einer Lungenentzündung in China, deren Ursache unbekannt war. Im Januar 2020 konnten Wissenschaftler ein neuartiges Virus als Auslöser nachweisen. Dieses Virus gehört zur großen Gruppe der Coronaviren. Viele Coronaviren sind bereits bekannt – als Auslöser von leichten Erkältungen bis hin zu schweren Erkrankungen.[1] Das neuartige Coronavirus kannte man bis dato noch nicht. Es erhielt den Namen „SARS-CoV-2“.[2]

Wird aktuell vom „Coronavirus“ gesprochen, meint man damit also meist SARS-CoV-2 – und nicht die vielen anderen bekannten Coronaviren.

SARS-CoV-2 ergibt sich aus der Abkürzung des englischen Begriff Severe Acute Respiratory Syndrome (= schweres akutes Atemwegssyndrom) und Coronavirus-2. Bereits 2002 breitete sich ein bis dahin unbekanntes Coronavirus aus: SARS-CoV-1.[2]

Die Erkrankung, die SARS-CoV-2 auslöst, heißt COVID-19. Die Abkürzung steht für Coronavirus Disease 2019.

Aufbau und Vermehrung von SARS-CoV-2 – Angriffspunkte für den Impfstoff

Viren sind sehr einfach und aus nur wenigen Molekülen aufgebaut. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nicht selbst vermehren. Streng genommen zählen Viren damit nicht zu den Lebewesen. Für ihre Vermehrung benötigen sie Wirtszellen, wie beispielsweise menschliche Körperzellen. Dazu schleusen Viren ihre Erbinformation in die Wirtszelle. Die Erbinformation kann in Form von DNA oder RNA vorliegen und beinhaltet den kompletten Bauplan des Virus. Die infizierte Wirtszelle beginnt daraufhin, neue Viren zu produzieren – so vermehrt sich ein Virus.[3]

Erbinformation: DNA und mRNA

Unser Erbgut besteht aus DNA (engl. deoxyribonucleic acid). Darin sind alle Informationen zum Aufbau und zur Funktion unseres Körpers gespeichert. Um Informationen aus der DNA ablesen zu können, muss sie in der Zelle zunächst in mRNA (engl. messenger ribonucleic acid) umgeschrieben werden. Dieser Vorgang erfolgt ständig in unseren Körperzellen. Die mRNA ist sehr kurzlebig und wird schnell wieder vom Körper abgebaut.

Die Erbinformation von Viren kann in Form von DNA oder RNA vorliegen.

Es gibt behüllte und nicht behüllte Viren. Behüllte Viren sind von einer zusätzlichen Membran aus Fettmolekülen umgeben. Da Seife diese Fetthülle auflöst, kann Händewaschen behüllte Viren teilweise abtöten und uns so vor einer Ansteckung schützen.

SARS-CoV-2 gehört zu den behüllten Viren. In der Fetthülle befindet sich die Erbinformation in Form von mRNA. Eingebettet in diese Hülle trägt das Coronavirus verschiedene Eiweiße. Darunter auch das sogenannte „Spike-Protein“, über das das Virus über bestimmte Andockstellen (Rezeptoren) in unsere Körperzellen gelangt. Das Spike-Protein bietet aber auch einen guten Angriffspunkt für unser Immunsystem und somit für die Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen.[4]

Aufbau SARS-CoV-2

Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren

Im Gegensatz zu Viren, die für ihre Vermehrung eine Wirtszelle benötigen, haben Bakterien einen eigenen Stoffwechsel und können sich über Zellteilung selbst vermehren. Damit bieten Bakterien einen Angriffspunkt für ihre Bekämpfung: Viele Antibiotika greifen in den Stoffwechsel der Bakterien ein und verhindern so ihre Vermehrung (bakteriostatisch) oder töten diese ab (bakterizid). Da Viren weder einen eigenen Stoffwechsel noch eine Zellwand haben, können Antibiotika bei Viruserkrankungen nicht wirken.[3]

COVID-19 – Verlauf und typische Symptome

Bei den meisten Personen führt eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu einer leichten bis mittelschweren Atemwegserkrankung. Nicht selten verläuft COVID-19 sogar ganz ohne Symptome und die infizierte Person bemerkt gar nicht, dass sie sich angesteckt hat.[5] Infizierte Personen können das Virus aber auch auf andere übertragen, auch wenn sie selbst keine Symptome spüren. Insbesondere diese Eigenschaft fördert die unkontrollierte Ausbreitung von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung.

Typische COVID-19-Symptome, die auf eine Infektion hindeuten können:[5]

  • Husten
  • Fieber
  • Schnupfen
  • Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns
  • Lungenentzündung

Weitere Symptome:
Halsschmerzen, Atemnot, Brustschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschlag, Schwellung der Lymphknoten, Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit

Eine SARS-CoV-2-Infektion kann aber auch zu schweren Verläufen bis hin zum Tod führen.[5] Dabei befällt das Coronavirus dann meist nicht mehr nur die Lunge, sondern kann sich in vielen anderen Organen ausbreiten und diese schädigen.[6]

Was bedeutet Long-COVID?

Viele Personen leiden auch noch Wochen oder Monate nach einer überstandenen Corona-Infektion an Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschwäche oder -schmerzen, Gedächtnisstörungen oder Atemnot. Diese Spätfolgen, die die Lebensqualität der Betroffenen deutlich belasten können, nennen Mediziner „Long-COVID“.[6]

Risikogruppen für einen schweren Verlauf

Generell können schwere COVID-19-Verläufe bei allen mit SARS-CoV-2-infizierten Menschen auftreten. Bestimmte Personengruppen haben aber ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Dazu gehören:[7]

  • Ältere Personen
  • Raucher
  • Personen mit Übergewicht
  • Menschen mit Down-Syndrom
  • Personen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Lungenerkrankungen, Diabetes, Leber- oder Nierenerkrankungen
  • Personen mit einem geschwächten Immunsystem aufgrund von einer Erkrankung oder der Einnahme von bestimmten Medikamenten

Grundsätzlich haben Männer ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf als Frauen.[7]

Es stehen verschiedene Medikamente und Maßnahmen zur Verfügung, um die Symptome zu behandeln und den Krankheitsverlauf zu beeinflussen.

Die neuen COVID-19-Impfstoffe bieten einen sehr guten Schutz vor einer Erkrankung oder einem schweren Verlauf. Neben dem individuellen Schutz ist die Impfung gegen SARS-CoV-2 ein entscheidender Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Mutationen: Neue Coronavirus-Varianten breiten sich aus

Bei der Vermehrung von Viren kommt es immer wieder vor, dass sich dabei ihr Erbgut verändert – so auch beim Coronavirus. Diese Veränderungen im Erbgut heißen „Mutationen“. Meist bleiben solche Mutationen im Erbmaterial von Viren ohne Folgen. Bei SARS-CoV-2 sind dadurch jedoch Virusvarianten entstanden, die sich schneller in der Bevölkerung ausbreiten können. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Virusvarianten deutlich ansteckender sind als das ursprüngliche Virus. Möglicherweise können sie auch schwerere Krankheitsverläufe verursachen. Man bezeichnet sie daher als „besorgniserregende Virusvarianten“ (engl. variants of concern, VOC).

Wissenschaftler verwenden Buchstaben und Zahlen für die unterschiedlichen Coronavirus-Varianten. In der Öffentlichkeit setzte sich als Bezeichnung der Name des Landes durch, in dem die Variante zuerst nachgewiesen wurde. Seit Mai 2021 sollen die Virusvarianten – neben der wissenschaftlichen Bezeichnung – mit Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet werden, um Verwechslungen, aber auch eine Stigmatisierung des Landes zu vermeiden. Derzeit listet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünf Coronavirus-Varianten als besorgniserregend:

  • Alpha (britische Variante, B.1.1.7)
  • Beta (südafrikanische Variante, B.1.351)
  • Gamma (brasilianische Variante, P.1)
  • Delta (indische Variante, B.1.617.2)
  • Omikron (südafrikanische Variante, B.1.1.529)

Alle fünf besorgniserregenden Virusvarianten wurden auch in Deutschland nachgewiesen. Während sich zunächst die Alpha-Variante stark verbreitete, war Schätzungen zufolge bis Dezember 2021 Delta die in Deutschland vorherrschende Virusvariante. Ende November 2021 wurden die ersten Fälle von Omikron auch in Deutschland bekannt. Diese Variante besitzt eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Mutationen und wird daher mit besonderem Interesse verfolgt und untersucht. Die Übertragbarkeit von Omikron, die Schwere des Krankheitsverlaufs sowie die Wirksamkeit von Impfstoffen oder anderen Medikamenten lassen sich noch nicht abschließend beurteilen. Aktuell weisen Daten jedoch daraufhin, dass der Impfschutz gegenüber Omikron mit den bisher zur Verfügung stehenden Impfstoffen im Vergleich zu anderen Varianten stark verringert ist. Eine Auffrischimpfung („Booster“) kann den Schutz vor einer symptomatischen Infektion und vor allem vor einem schwerwiegenden Verlauf aber wieder deutlich verbessern.

Um die Ausbreitung der Virusvarianten in Deutschland im Blick zu behalten, wurde die „Coronavirus-Surveillanceverordnung“ erlassen. Danach untersuchen verschiedene Labore und Universitätskliniken das Erbgut der zirkulierenden SARS-CoV-2-Varianten. Das Robert Koch-Institut (RKI) fasst die Daten zusammen und veröffentlicht regelmäßig Berichte, in denen auch die aktuelle Datenlage zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe gegen die Virusvarianten bewertet wird.[8]

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht die Erkrankung COVID-19, die häufig leichte, aber auch in allen Altersgruppen schwere Verläufe nehmen kann. Die durch Mutationen entstandenen Coronavirus-Varianten können sowohl hinsichtlich der Infektiosität als auch des Schweregrads des Krankheitsverlaufs unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.

Wissenswertes rund um Impfungen

Impfungen bieten einen guten Schutz vor verschiedenen Infektionskrankheiten. Sie konnten sogar dazu beitragen, dass es einige Erkrankungen nicht mehr gibt – beispielsweise die Pocken. Bei einer Impfung können verschiedene Arten von Impfstoffen zum Einsatz kommen. Diese induzieren unser Immungedächtnis. Dadurch können Infektionen verhindert oder schneller erkannt und effizienter bekämpft werden.

Bis ins 19. Jahrhundert wussten die Menschen nicht, dass Bakterien und Viren Infektionskrankheiten auslösen. Früh bemerkten sie jedoch, dass eine überstandene Erkrankung vor einer erneuten Ansteckung schützen kann. Es heißt, dass Menschen in Asien bereits vor über 2.000 Jahren eine Art Impfung durchführten.[9]

Erfolgsgeschichte: Alles begann mit den Pocken – einer über Jahrtausende unbesiegten Seuche

  • 200 v. Chr.: In Indien und China wird der Bläscheninhalt von mit Pocken Erkrankten auf gesunde Menschen übertragen. Dieses Verfahren bezeichnet man als „Inokulation“.[9]
  • 1718: Die Gesandtengattin Lady Montagu beobachtet diese Inokulation in der Türkei, wendet sie bei ihren Kindern an und berichtet englischen Ärzten davon.[10]
  • 1796: Geburtsstunde der modernen Impfung – Der englische Arzt Edward Jenner impft erstmals einen Jungen mit dem Bläscheninhalt einer an Kuhpocken erkrankten Frau.[11]
  • 1864: Der französische Chemiker Louis Pasteur legt den Grundstein für die „Keimtheorie“, die erstmals Bakterien als Auslöser für Krankheiten belegt.[12]
  • 1874: Nachdem beim großen Pockenausbruch 1870 in Deutschland eine Viertelmillion Menschen starben, müssen Kinder nun laut dem Reichsgesetz zur Pockenimpfung gegen Pocken geimpft werden.[13]
  • 1879: Louis Pasteur produziert den ersten im Labor entwickelten Impfstoff gegen Cholera bei Hühnern.[14] Pasteur und von ihm inspirierte Wissenschaftler entwickeln daraufhin weitere Impfstoffe gegen andere Erkrankungen. Die Erfolgsgeschichte des Impfens nimmt ihren Lauf.
  • 1885: Ein Mensch wird erfolgreich mit einem Tetanusserum behandelt.[13] Knapp 10 Jahre später werden Patienten mit einem Diphterieserum behandelt. Das Prinzip der sogenannten „passiven Immunisierung“ ist geboren.
  • 1906: Der Hamburger Bakteriologe Enrique Paschen weist erstmal das Pockenvirus nach.[15]
  • 1941: Der erste Impfstoff gegen Influenza erhält die Zulassung.[16]
  • 1962: Die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (Polio) wird in Deutschland eingeführt.[17]
  • 1964 bis 1970: Impfstoffe können den Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln vorbeugen.[16]
  • 1980: Seit dem 8. Mai gilt das Pockenvirus offiziell als ausgerottet.[18]
  • 1982: Der erste Impfstoff gegen Hepatitis wird zugelassen.[16]
  • 2006: Impfstoffe gegen humane Papillomaviren (HPV) können das Risiko für Gebärmutterhalskrebs deutlich senken.[19]
  • Dezember 2019: Ausbruch einer neuartigen Lungenentzündung mit unbekannter Ursache.[1]
  • Januar 2020: Mindestens 247 Projekte zur Erforschung eines Impfstoffs gegen COVID-19 laufen an.[20]
  • 28. Januar 2020: In Deutschland wird der erste Corona-Fall nachgewiesen.[21]
  • Februar 2020: Die neue Erkrankung erhält von der WHO den Namen „COVID-19“ – ausgelöst von dem bis dahin unbekannten Coronavirus SARS-CoV-2.[1]
  • März 2020: Die WHO erklärt Corona zu einer Pandemie.[1]
  • Ende 2020/Anfang 2021: Die ersten Impfstoffe gegen COVID-19 werden in der EU zugelassen.[20]

Die Geburtsstunde der modernen Impfung liegt in den Versuchen von Edward Jenner: Er beobachtete, dass Menschen, die sich mit den weniger gefährlichen Kuhpocken infizierten, nach überstandener Erkrankung vor einer Ansteckung mit den „echten“ Pocken geschützt waren. 1796 macht er den entscheidenden Versuch und impft einen Jungen mit der Flüssigkeit aus den Bläschen einer an Kuhpocken erkrankten Frau. Nachdem der Junge die Kuhpocken-Krankheit überstanden hatte, steckte Jenner ihn mit den „echten“ Pocken an – und der Junge blieb gesund.[11] Noch heute erinnert der Fachbegriff für Impfstoffe an Jenners Versuche: „Vakzin“ stammt von dem lateinischen Wort vaccinus für „von Kühen stammend“.

Auch wenn derartige Impfungen damals viele Menschenleben gerettet und zur Ausrottung der Pocken beigetragen haben, bargen sie auch das Risiko für die Übertragung von anderen Erkrankungen von der Kuh auf den Menschen. Heute werden Impfstoffe in hochspezialisierten Laboren hergestellt und gelten als sicher wie nie zuvor – das Grundprinzip der Impfung ist aber immer noch dasselbe wie damals.

Um das Prinzip von Impfungen zu verstehen, muss man sich zunächst die Aufgabe und Funktionsweise des Immunsystems in Erinnerung rufen: Das Immunsystem dient unserer Abwehr und schützt uns vor Krankheitserregern wie Viren oder Bakterien sowie vor anderen schädlichen Stoffen. Es besteht aus verschiedenen Abwehrzellen, die Krankheitserreger als körperfremd erkennen und abwehren können. Die Erkennung erfolgt über bestimmte Strukturen auf den Erregern, die man als Antigen bezeichnet. Bemerkt das Immunsystem ein fremdes Antigen, beginnen bestimmte Abwehrzellen damit, Antikörper zu bilden. Diese Antikörper passen genau auf das Antigen, binden daran und können den Krankheitserreger so unschädlich machen. Gleichzeitig bildet unser Körper Gedächtniszellen, die sich das Antigen des Erregers merken. Kommt es zu einem erneuten Kontakt mit dem Erreger, erkennt unser Körper ihn direkt, bildet sofort die passenden Antikörper und wehrt ihn ab, bevor er sich im Körper ausbreiten kann. Wir sind also immun gegen diesen Krankheitserreger. Dieses Prinzip macht sich die Impfung zunutze.[22]

Bei einer Impfung wird dem Köper eine Infektion mit dem Krankheitserreger vorgetäuscht, gegen den ein Impfschutz aufgebaut werden soll. Je nach Art des Impfstoffs kommen dazu beispielsweise abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder nur einzelne Bestandteile des Erregers zum Einsatz. Diese können die Erkrankung selbst nicht auslösen, regen das Immunsystem aber dazu an, passende Antikörper und Gedächtniszellen zu bilden. Kommt der Geimpfte dann mit dem „natürlichen“ Krankheitserreger in Kontakt, beginnen die Gedächtniszellen sofort mit der Antikörper-Produktion und der Körper kann die Infektion abwehren.[22]

Den Aufbau eines Infektionsschutzes – aufgrund einer durchgemachten Erkrankung oder einer Impfung – bezeichnen Mediziner als „Immunisierung“. Den Schutz vor einer Ansteckung nennt man „Immunität“.

Herdenimmunität durch Impfungen[23]
Sind in einer Bevölkerungsgruppe ausreichend viele Menschen geimpft, kann sich die Infektion nicht weiter ausbreiten. Man spricht dann von „Herdenimmunität“. Wie viele Geimpfte dafür notwendig sind, hängt von der Erkrankung sowie von der Wirksamkeit des Impfstoffs ab. Die Herdenimmunität ist wichtig, um Menschen zu schützen, die aus verschiedenen Gründen keine Impfung erhalten können. Zudem kann eine Herdenimmunität dazu beitragen, Infektionskrankheiten auszurotten. Mit einer Impfung schützt man also nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft.

Die Impfung, die den Körper dazu anregt, selbst Antikörper und Gedächtniszellen zu bilden, bezeichnen Mediziner auch als „aktive Immunisierung“. Je nach Impfung dauert es meist ein bis zwei Wochen, bis Antikörper in ausreichender Menge gebildet wurden. Diese bleiben dann aber häufig über viele Jahre bestehen. Zudem bilden sich Gedächtniszellen, die bei Kontakt mit dem Krankheitserreger neue Antikörper produzieren. Die aktive Immunisierung bietet also einen langfristigen, teilweise lebenslangen Schutz.[24]

Bei der „passiven Immunisierung“ kommen statt eines Impfstoffs aufgereinigte Antikörper zum Einsatz. Diese stammen beispielsweise aus dem Blut von Patienten, die bereits einen Infektionsschutz gegen den entsprechenden Erreger aufgebaut haben. Da der Körper dabei selbst weder Antikörper noch Gedächtniszellen bildet, entwickelt sich dadurch kein langfristiger Schutz. Die passive Immunisierung ist daher keine Impfung im eigentlichen Sinn, bietet aber einen sofortigen, wenn auch kurzfristigen Schutz.

Die passive Immunisierung kommt im Gegensatz zur Impfung in der Regel bei Menschen zum Einsatz, die sich bereits mit einem Krankheitserreger angesteckt haben. Durch den sofortigen Schutz kann so bei einigen Erkrankungen eine weitere Ausbreitung des Erregers eingedämmt und ein schwerer Verlauf der Erkrankung verhindert werden.[24]

Ein aktuelles Beispiel für eine passive Immunisierung ist der Einsatz von sogenanntem „Rekonvaleszenten-Plasma“ bei COVID-19-Erkrankten. Dabei handelt es sich um das Blutplasma von Genesenen (Rekonvaleszenten) nach einer überstandenen Corona-Infektion. Die darin enthaltenden Antikörper können das Coronavirus gezielt bekämpfen.[25]

Mit dem Impfstoff täuscht man dem Körper bei einer Impfung eine Infektion mit einem Krankheitserreger vor. Grundsätzlich unterscheidet man dabei zwischen Lebendimpfstoffen und Totimpfstoffen. Wie der Name vermuten lässt, kommen bei Lebendimpfstoffen „lebende“ Krankheitserreger zum Einsatz. Diese werden im Labor so abgeschwächt, dass sie sich im Körper zwar noch vermehren, die Erkrankung aber nicht mehr auslösen können.[26]

Bei Totimpfstoffen nutzt man dagegen abgetötete Krankheitserreger oder einzelne Bestandteile der Erreger. Eine wesentliche Eigenschaft von Totimpfstoffen ist, dass sich der Krankheitserreger nicht mehr vermehren kann.[26]

Einen anderen Ansatz als die klassischen Lebend- bzw. Totimpfstoffe verfolgen die neuartigen „genbasierten Impfstoffe“. Dazu gehören auch die zuerst in der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffe.[20]

Impfungen täuschen unserem Körper eine Ansteckung mit einem Krankheitserreger vor und induzieren unser Immungedächtnis. Dadurch können Infektionen verhindert oder schneller erkannt und bekämpft werden. Nach einer Impfung sind wir häufig vor der Erkrankung oder vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt.

COVID-19-Impfung

Bei den ersten Impfstoffen gegen SARS-CoV-2, die zugelassen wurden, handelt es sich um sogenannte „genbasierte Impfstoffe“. Im Unterschied zu den herkömmlichen Impfstoffen bestehen genbasierte Impfstoffe nicht aus dem Krankheitserreger selbst, sondern aus einem Stück der Erbinformation.[20]

Diese Corona-Impfstoffe enthalten als Erbinformation den Bauplan für das Spike-Protein. Bei der Impfung gelangt die Erbinformation in unsere Körperzellen, die daraufhin das Spike-Protein anhand des Bauplans produzieren. Unser Immunsystem erkennt das Protein als fremd und beginnt, passende Antikörper sowie Gedächtniszellen zu bilden.

Aktuell zugelassen sind zwei verschiedene Arten von genbasierten Impfstoffen gegen COVID-19: Vektor-basierte Impfstoffe und mRNA-Impfstoffe. Sie unterscheiden sich zum einen darin, in welcher Form sie die Erbinformation enthalten und zum anderen in der Art der „Verpackung“.

Vektor-basierte Impfstoffe enthalten den Bauplan für das Spike-Protein in Form von DNA. Die DNA ist dabei in einem für den Menschen ungefährlichen anderen Virus verpackt. Dieses Virus bezeichnet man auch als Vektor. Nach der Impfung entlässt das Vektorvirus die DNA in die Körperzellen. Hier wird die DNA zunächst in mRNA umgeschrieben – ein natürlicher Prozess, der ständig in Körperzellen abläuft –, bevor die Produktion des Spike-Proteins in den Zellen beginnt. Da die Vektorviren nicht mehr in der Lage sind, sich zu vermehren, zählen die Vektor-basierten COVID-19-Impfstoffe zu den Totimpfstoffen.[27]

Bei den mRNA-Impfstoffen liegt die Erbinformation für das Spikeprotein als mRNA vor und ist in einer Hülle aus Fettmolekülen (Lipid-Hülle) verpackt. Nach der Impfung gelangt die mRNA aus der Hülle in die Körperzellen, die daraufhin das Spike-Protein produzieren. Auch die mRNA-Impfstoffe gehören zu den Totimpfstoffen.[28]

Funktionsweise Vektor-basierter und mRNA-Impfstoff

Da die Erbinformation in den genbasierten Corona-Impfstoffen nur den Bauplan für einen Bestandteil des Virus enthält, können nach der Impfung keine vollständigen Viren entstehen. Eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 durch die Impfung ist daher ausgeschlossen. Auch die Sorge, dass diese Impfstoffe das eigene Erbgut verändern können, ist nach bisherigen Erkenntnissen unbegründet.[27][28]

Neben den mRNA- und Vektor-basierten Impfstoffen wurde in der EU jüngst ein sogenannter Protein-basierter Impfstoff zugelassen. Anders als bei den genbasierten Impfstoffen enthält dieser Impfstoff nicht den Bauplan für das Spike-Protein von SARS-CoV-2, sondern das Protein selbst.[20] Gelangt dieses mit der Impfung in den Körper, beginnt das Immunsystem mit der Bildung von passenden Antikörpern und Gedächtniszellen. Da der Protein-basierte Impfstoff nur einzelne Bestandteile von SARS-CoV-2 enthält, können auch bei diesem Impfstoff nach der Impfung keine vollständigen Viren entstehen.

Aktuell befinden sich weitere Impfstoffkandidaten in der Entwicklung oder bereits in der klinischen Prüfung, sodass in naher Zukunft weitere Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 verfügbar sein werden.[20]
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) veröffentlicht auf seiner Webseite Kurzinformationen zu den in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffen. Die Informationen werden stetig aktualisiert.

COVID-19-Impfung bei bestimmten Patientengruppen

Personen, die aufgrund einer Erkrankung oder deren Behandlung ein geschwächtes Immunsystem haben, können in der Regel nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden. Da es sich bei den derzeit gegen SARS-CoV-2 zugelassenen Impfstoffen um Totimpfstoffe handelt, können auch diese Personen die COVID-19-Impfung erhalten.[29]

Wirksamkeit und Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe

Die neuen COVID-19-Impfstoffe haben sich in der klinischen Prüfung zur Zulassung als sehr gut wirksam und sicher erwiesen. Bei den meisten geimpften Personen verhinderte die COVID-19-Impfung in den klinischen Studien eine Erkrankung oder einen schweren Verlauf. Damit bietet die Impfung gegen SARS-CoV-2 einen sehr guten individuellen Schutz vor COVID-19 und stellt einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie dar.[29]

Doch auch geimpfte Personen können SARS-CoV-2 noch auf andere übertragen, weswegen weiterhin für alle die Regeln zur Eindämmung der Pandemie gelten: Abstand halten, Hygiene beachten und Mund-Nasen-Schutz tragen. Mittlerweile ist bekannt, dass der Impfschutz im Laufe der Zeit abnimmt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb eine Auffrischung nach der Grundimmunisierung. Auf ihrer Webseite informiert die STIKO stets aktuell darüber, für wen und in welchem Zeitabstand diese Booster-Impfungen mit welchem Impfstoff infrage kommen.[29]

Wie bei jedem Impfstoff können auch nach der COVID-19-Impfung allgemeine Impfreaktionen auftreten. Dazu gehören Schmerzen an der Einstichstelle und ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit, Fieber oder Kopfschmerzen. In der Regel treten diese Reaktionen kurz nach der Impfung auf und verschwinden nach wenigen Tagen wieder von selbst. Schwere Nebenwirkungen, die auf die Impfung zurückzuführen waren, traten in den Zulassungsstudien nicht auf.[30]

Auch nach der Zulassung überwachen Behörden weltweit Verdachtsmeldungen von Nebenwirkungen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammengeführt und ausgewertet werden.[31] Geimpfte können dazu beitragen und freiwillig etwaige Nebenwirkungen über die App „SafeVac 2.0“ des Paul-Ehrlich-Instituts melden. Das Paul-Ehrlich-Institut ist die deutsche Behörde zur Überwachung von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen.

Seit Einführung der Impfstoffe wurden seltene Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung beobachtet, die in den Zulassungsstudien nicht aufgetreten sind. So kam es in sehr seltenen Fällen zu bestimmten Formen von Blutgerinnseln im Gehirn (Sinusvenenthrombose) oder Bauchraum (Mesenterialvenenthrombose), die in einigen Fällen zum Tod geführt haben, sowie zu Herzmuskelentzündungen (Myokarditis). Selten wurden auch allergische Reaktionen beobachtet.[29][30]

Die Corona-Impfung kann vor einem schweren COVID-19-Verlauf schützen und kann entscheidend zur Eindämmung der Pandemie beitragen. Die zugelassenen Impfstoffe sind im Allgemeinen sicher und zählen zu den Totimpfstoffen. Daher können auch Personen mit einem geschwächten Immunsystem eine COVID-19-Impfung erhalten.

Zulassung der COVID-19-Impfstoffe – darum ging es so schnell

Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffs bis zur Zulassung mehrere Jahre. Wie konnte so schnell eine Corona-Impfung zur Verfügung stehen? Verschiedene Faktoren haben die einzelnen Entwicklungsschritte beschleunigt – ohne dabei Abstriche bei der Qualität und Sicherheit zu machen.[32]

Bevor ein Impfstoff zugelassen wird, muss seine Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit – genauso wie bei einem neuen Medikament – in der klinischen Prüfung belegt werden. Diese klinische Prüfung erfolgt in drei Phasen, die in der Regel hintereinander ablaufen. Um das Verfahren zu beschleunigen, können einzelne Studienphasen kombiniert durchgeführt werden.[32]

Einen entscheidenden Zeitgewinn bietet auch der sogenannte „Rolling-Review“. Normalerweise wird zunächst die klinische Prüfung für den geplanten Zeitraum durchgeführt, bevor alle Daten zusammengestellt und an die Zulassungsbehörde weitergegeben werden. Erst dann kann die Behörde mit der Prüfung der Daten beginnen. Beim Rolling-Review kann der Impfstoffhersteller dagegen bereits während der klinischen Prüfung einzelne Daten zur Bewertung an die Behörde weiterleiten. Die Bearbeitung des eigentlichen Zulassungsantrags kann dann deutlich schneller erfolgen.[32]

Für die zentrale Zulassung von Medikamenten oder Impfstoffen ist in Europa die Europäische Kommission zuständig.

Auch die Pandemie selbst hat zu der Beschleunigung der Zulassung beigetragen: In den Studien wurde das Auftreten von Coronafällen bei Geimpften und nicht Geimpften verglichen. Aufgrund der hohen Infektionszahlen und der damit hohen Wahrscheinlichkeit, mit dem Virus in Kontakt zu kommen, konnte schnell festgestellt werden, ob die Impfstoffe wirksam vor COVID-19 schützen können.

Aufgrund der Dringlichkeit für eine Corona-Impfung setzten sowohl die Impfstoffhersteller als auch die Behörden auf eine enge, reibungslose Zusammenarbeit. Die schnelle Entwicklung und Zulassung der COVID-19-Impfstoffe gingen dabei nicht zu Lasten der Qualität oder Sicherheit.

Durch verschiedene Maßnahmen können die Entwicklung und die Zulassungsverfahren der COVID-19-Impfstoffe beschleunigt werden. Die strengen Qualitätsstandards werden auch bei einer schnellen bedingten Zulassung eingehalten.

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    Referenzen

    https://www.historyofvaccines.org/timeline#EVT_1 zuletzt abgerufen am 15.07.2021
    https://de.wikipedia.org/wiki/Enrique_Paschen zuletzt abgerufen am 15.07.2021
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