Was passiert bei einer Chemotherapie? Wie läuft eine Strahlentherapie ab? Was ist eine zielgerichtete Therapie? Welche Arten von zielgerichteten Therapien gibt es? Was sind Immuntherapien? Wann wird operiert? Hier finden Sie einen Überblick zu den möglichen Behandlungsoptionen in der Krebstherapie.
So individuell einzelne Menschen sind, so unterschiedlich kann ihr Krebs sein. Allerdings ist allen Krebsarten ein unkontrolliertes und schädliches Wachstum gemeinsam. Bösartige Tumore wachsen in andere Gewebe ein und streuen so zum Beispiel in andere Organe. Strahlen- und Chemotherapien sowie „zielgerichtete“ und operative Therapien wirken einzeln oder auch in der Kombination diesem malignen, das heißt bösartigen, Wachstum entgegen. Ein:e auf Krebs spezialisierte Behandler:in – der oder die Onkolog:in – weiß, welche die beste Therapie für einzelne Patient:innen ist.
Mit der Diagnose Krebs beginnt in den meisten Fällen die Wahl der richtigen Behandlung. Da jede Krebsart anders therapiert wird, wird bei der Diagnose als Erstes die Krebsart bestimmt. Krebsarten werden zunächst nach ihrem Entstehungsort (zum Beispiel dem Organ, etwa der Lunge) bestimmt und anschließend häufig nach Zelltyp (zum Beispiel kleinzellig oder nicht-kleinzellig) und genetischen Eigenschaften (zum Beispiel Mutationen) unterschieden. So lassen sich beispielsweise eim Darm- und Lungenkrebs verschiedene genetische Varianten finden, die der Onkologin oder dem Onkologen einen Hinweis darauf geben, welche Therapie am besten helfen könnte.
Nicht jede Therapie ist für alle Patient:innen und gegen jeden Krebs geeignet.
Onkolog:innen können bei ihrer Entscheidung für die beste Therapie neben dem eigenen Erfahrungsschatz auf Leitlinien und Daten aus klinischen Studien zurückgreifen. Diesen können sie entnehmen, welche Therapie bei welcher Krebsart und welchen Patient:innen die besten Erfolgschancen oder auch die wenigsten Nebenwirkungen gezeigt hat.
Für viele Tumore gibt es spezielle Krebszentren, wie zum Beispiel die Brust- oder Darmkrebszentren, sogenannte Organkrebszentren. Für Krebsarten, für die es keine spezialisierten Organkrebszentren gibt, existieren allgemeine Krebszentren. Diese sind zertifiziert und gewährleisten eine Versorgung und Therapieplanung nach hohen Qualitätsmaßstäben.3 Daneben gibt es von der Deutschen Krebshilfe geförderte Onkologische Spitzenzentren (CCC), deren Schwerpunkt auf der Entwicklung neuer Therapiestrategien liegt.
Nicht jeder Krebs kann gleich gut behandelt werden. Der Erfolg einer Therapie und die Heilungschancen hängen davon ab, um welchen Krebs es sich handelt und in welchem Stadium er entdeckt wurde.
In Bezug auf das Behandlungsziel werden kurative von palliativen Therapien, in Bezug auf ihren zeitlichen Ablauf adjuvante Therapien von neoadjuvanten Therapien unterschieden. Supportivtherapien stellen eine besondere Therapieform dar.4
Operationen bei Krebs lassen sich nicht über einen Kamm scheren – sie reichen von kleineren Eingriffen mit örtlicher Betäubung bis zu großen Operationen, bei denen eine Vollnarkose nötig ist. Operationen bei Krebs können der Diagnose oder der Therapie dienen, sie können als alleinstehende Therapie wirken oder von Strahlen- und Chemo-, Immun- und Hormontherapie begleitet werden. Die onkologische Chirurgie ist eine Sonderform der Chirurgie. Hier muss darauf geachtet werden, möglichst optimal den Tumor zu entfernen oder zu verkleinern. Nicht selten werden diese Operationen von speziell ausgebildeten Chirurg:innen durchgeführt.
Wird beispielsweise an der Brust ein Knoten oder an der Prostata eine Veränderung ertastet oder im Röntgenbild sichtbar, kann dies verschiedene, auch harmlose Ursachen haben. Zur eindeutigen Klärung wird ein kleines Stück des auffälligen Gewebes entnommen, um es zu untersuchen. Dies nennt man Biopsie. In vielen Fällen reichen hierfür ein sehr kleines Stück Gewebe oder ein kleines Volumen an Flüssigkeit, zum Beispiel aus dem Knochenmark, aus. Dann kann die Biopsie oft mit lokaler Betäubung, einer dünnen Nadel und sogar ambulant erfolgen.5
Andererseits ist es sinnvoll, bei kleineren Gewebeveränderungen wie einem auffälligen Muttermal, bei Darmpolypen oder auch bei Lymphknoten, die auf Krebs untersucht werden sollen, gleich das komplette betroffene Gewebe zu entfernen. Hierfür können manchmal eine Kurznarkose oder spezielle Ausstattung nötig sein. Es sollte in jedem Fall eine Überweisung zur Fachärztin oder zum Facharzt oder ein stationärer Aufenthalt in einem spezialisierten Krankenhaus erfolgen.5
Ambulante Operationen erlauben es Patient:innen, noch am selben Tag die Klinik oder Praxis zu verlassen. Kleinere Eingriffe, wie die Entfernung von oberflächlichem Hautkrebs oder eine Biopsie, können inzwischen direkt in Arztpraxen durchgeführt werden, wobei größere Eingriffe in Tageskliniken auch immer öfter ambulant erfolgen. Dort wird eine professionelle Überwachung und Nachsorge für die ersten Stunden nach dem Eingriff angeboten.Die Eingriffe werden, wenn nötig, mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt.6
Bei stationären Behandlungen werden Patient:innen je nach Umfang des Eingriffs ein oder zwei Tage vor dem Termin und danach zur Beobachtung für eine bestimmte Zeit im Krankenhaus betreut. Für Eingriffe, die eine umfassende Vorbereitung und intensive Überwachung während und nach der Operation erfordern, ist eine stationäre Behandlung notwendig. Welche Form der Narkose hierfür angewandt wird, hängt von der Art des Eingriffs ab.6
Als invasiv gelten prinzipiell alle operativen Eingriffe. Immer öfter versuchen Chirurg:innen jedoch, minimalinvasiv vorzugehen, um die Größe des Eingriffs zu begrenzen und damit eine geringere Belastung und eine schnellere Genesung der Patient:innen zu erreichen. In der Regel handelt es sich hierbei um endoskopische Eingriffe. Diese Eingriffe werden videounterstützt mit speziellen kleinen Instrumenten durchgeführt. Hierzu sind in der Regel nur kleine Hautschnitte erforderlich.6
Offene Operationen sind dann angezeigt, wenn Teile eines Organs, ein Organ oder angrenzendes Gewebe operativ entfernt werden müssen – je nachdem, wie viel Gewebe vom Tumor betroffen ist.6
Kleine Biopsien bedürfen keiner oder nur einer auf den Ort des Geschehens begrenzten Betäubung – diese heißt auch Lokalanästhesie. Sollen größere Regionen bei Bewusstsein der Patientin oder des Patienten schmerzunempfindlich sein, kann auch eine sogenannte Regional- oder Leitungsanästhesie angewandt werden – so könnten beispielsweise bei einem Eingriff an der Hand Teile des Arms betäubt werden. Je nach Bedarf oder Bedürfnis der Patientin oder des Patienten können zudem Beruhigungs- und Schlafmittel verabreicht werden.56
Bei der Vollnarkose oder Allgemeinanästhesie werden Bewusstsein und Schmerzempfinden heruntergefahren. Je nach Bedarf kann hier die Narkosetiefe angepasst werden. Als Patient:in werden Sie hierzu jedoch ausgiebig vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt informiert.56
Krebszellen sind sehr klein und mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar. Sie sind als Tumor sichtbar, wenn sich viele von ihnen zu einer Gewebeneubildung zusammenfügen. Diese Gewebeneubildung wird versucht, durch eine Operation zu entfernen. Jedoch können manchmal abseits des Tumors immer noch Krebszellen vorhanden sein. Deshalb müssen Operationspräparate anschließend von einer erfahrenen Pathologie auch unter dem Mikroskop begutachtet werden. Hier geht es darum, genau festzustellen, ob der Tumor mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe entfernt wurde, oder ob noch irgendwo Krebszellen im Randbereich vorhanden sind, die mit dem Auge bzw. der Operationslupe nicht gesehen werden konnten. Besteht von ärztlicher Seite dieser Verdacht, kann zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie oder Strahlentherapie angezeigt sein, um auch die restlichen Krebszellen zu vernichten.7
Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten informiert auf seiner Website www.sichere-narkose.de ausführlich über die verschiedenen Narkoseformen.
Außerdem finden Sie auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes weitere Hinweise zu Vorbereitung und Nachsorge eines operativen Eingriffs.
Direkt im Anschluss an eine Operation findet eine Betreuung durch medizinisches Personal im Krankenhaus statt. Dort werden Wunden und Verbände regelmäßig untersucht.
Verschiedene Faktoren können das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen, etwa Narkose- und Wundheilungsprobleme, Unverträglichkeitsreaktionen sowie eingeschränkte Belastbarkeit und Infektionsanfälligkeit. Ebenso besteht ein höheres Risiko für Menschen mit starkem Übergewicht, mit Mangelernährung, aber auch für Raucher:innen.6 Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist es wichtig, sich mit möglichen Nebenwirkungen auseinanderzusetzen. Klären Sie auftretende Nebenwirkungen am besten immer direkt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt ab.
Auswahl häufiger Nebenwirkungen und wie man ihnen begegnen kann:8
Ursache: Eine Wundinfektion kann durch viele Ursachen ausgelöst werden. Eine lokale Wundenentzündung zeigt sich typischerweise durch Rötung, Druckempfindlichkeit, Schmerzen, Überwärmung, pochende Wundränder und Wundabsonderungen. Die Infektion wird während des Verbandswechsels überwacht und es kann bei Bedarf frühzeitig OP-Fäden oder Klammern entfernt werden, um die Wunde zu entlasten.
Mögliche Linderung: Wie gut eine Wunde heilt, lässt sich nur zu einem gewissen Grad beeinflussen. Informieren Sie sofort Ihren Arzt oder das Pflegepersonal über Schmerzen oder Rötungen und behandeln Sie gerötete oder entzündete Hautbereiche nicht eigenständig mit Wundcremes oder ähnlichen Mitteln, ohne vorherige Rücksprache.
Ursache: Narben entstehen als Resultat der Wundheilung und können unauffällig oder auffällig sein. Sie können nicht nur ästhetische, sondern auch gesundheitliche Probleme verursachen, indem sie Beschwerden hervorrufen. Narbenbildung tritt auf, wenn die Lederhaut unter der obersten Hautschicht verletzt wird, wodurch der natürliche Hautaufbau gestört wird und Narbengewebe entsteht.
Mögliche Linderung: Nach der Bildung einer frischen Narbe sollten Sie Druck, Zug und Dehnung vermeiden. Während der Heilungsphase ist es ratsam, Hitze, intensive Sonneneinstrahlung und Solariumbesuche zu meiden. Verwenden Sie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor oder decken Sie die Narbe mit einem Pflaster ab. Spezialcremes, wie Silikonprodukte oder Salben mit Heparin oder Zwiebelextrakten, können die Narbe weich und geschmeidig halten.
Ursache: Krebspatient:innen haben generell ein erhöhtes Thromboserisiko, welches nach einer Operation aufgrund eingeschränkter Mobilität weiter steigt. Dabei bildet sich ein Blutpfropf in einer Vene, was den Blutrückfluss zum Herzen behindern kann. Ursachen sind veränderte Blutzusammensetzung, verringerte Blutströmung und Gefäßwandschäden. Thrombosen treten typischerweise in den tiefen Bein- oder Beckenvenen auf.
Mögliche Linderung: Besprechen Sie präventive Maßnahmen, einschließlich möglicher Medikation, zur Vermeidung von Thrombosen mit Ihrem behandelndem Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin. Wenn Sie überwiegend liegen, auch außerhalb des Krankenhausaufenthalts, können regelmäßig Antithrombosestrümpfe oder ein Kompressionsverband getragen werden, um Venenkompression sicherzustellen. Nach einer Operation sollten Sie in Absprache mit dem Pflegeteam frühzeitig aufstehen und sich bewegen. Falls dies aufgrund von Schmerzen oder anderen Hindernissen schwierig ist, sollten Sie die Beine regelmäßig erhöht lagern und rückstromfördernde Übungen durchführen. Massieren Sie Ihre Venen beim Eincremen der Beine in herzwärts gerichteter Richtung.
Ursache: Nach Operationen können diverse Atemwegskomplikationen auftreten, insbesondere Lungenentzündungen (Pneumonien) aufgrund von übermäßigem Liegen und geringer Mobilität. Diese Faktoren beeinträchtigen den Organismus negativ, da eingeschränkte Bewegung dazu führen kann, dass Bronchialsekret nicht effektiv abgehustet wird, was zu Bronchialverklebungen führen kann.
Mögliche Linderung: Nach einer Operation ist es wichtig, in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin oder dem Pflegeteam, frühzeitig aufzustehen oder sich oft an die Bettkante zu setzen, um tief ein- und auszuatmen. Zusätzlich sollten Sie regelmäßig im Sitzen das Bronchialsekret abhusten und bei Bedarf regelmäßig Atemgymnastik durchführen. Sollten Sie Atemwegssymptome bemerken, informieren Sie am besten umgehend Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder das Pflegeteam.
Unter einer Strahlentherapie versteht man eine Behandlung mit ionisierenden Strahlen (ultraharte Röntgenstrahlen, radioaktive Strahlen). Diese Strahlen reagieren mit dem Gewebe und führen zu Veränderungen auf Atomebene, sogenannten Ionisationen. Für die angestrebte Zerstörung des Tumors ist je nach Krebsart eine andere Strahlendosis notwendig, da die verschiedenen Tumore unterschiedlich empfindlich auf die Bestrahlung reagieren. Die Wirkung der Strahlentherapie beruht auf einer Zerstörung der Tumorzellen im Bestrahlungsfeld. Um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, verwendet man heute mehrere Bestrahlungsfelder, die sich im Tumor treffen. Nur dort wird die erforderliche Strahlendosis erzeugt, die zellzerstörend wirkt.9
Prinzipiell werden zwei Formen der Strahlentherapie unterschieden:9
Die gesamte Strahlendosis, mit der ein Tumor bekämpft werden soll, wird zur besseren Verträglichkeit in mehreren Einzelsitzungen verabreicht. Eine Sitzung dauert meist nur kurze Zeit (Sekunden bis Minuten). Generell sollten während einer Strahlentherapie keine Sitzungen ausgelassen werden.
Sollten Sie einen Bestrahlungstermin nicht einhalten können, informieren Sie umgehend Ihr Behandlungsteam.
Der endgültige Bestrahlungserfolg kann erst nach einigen Tagen, wenn nicht sogar Wochen beurteilt werden. Dieser Zeitraum ist notwendig, da die abgetöteten Tumorzellen vom körpereigenen Immunsystem abtransportiert werden müssen.10 Durch Zuhilfenahme eines bildgebenden Verfahrens (zum Beispiel Szintigraphie) während der Bestrahlung kann in speziellen Situationen eine Einschätzung zum Verlauf der Therapie gegeben werden.11
Folgende Maßnahmen können im Rahmen einer Strahlentherapie ergriffen werden:
Die Ganzkörperbestrahlung ist eine Form der Strahlentherapie, die sich auf den gesamten Körper auswirkt. Häufig wird sie von einer Chemotherapie begleitet. Sie kommt bei Krebsarten zum Einsatz, die nicht nur einzelne Organe, sondern das ganze System betreffen und bei denen eine operative Entfernung ausgeschlossen ist. Hierbei handelt es sich um zum Beispiel um Leukämie, Knochenmarkkrebs oder Lymphome. Da durch die Bestrahlung nicht nur Krebszellen zerstört werden, sondern auch das Immunsystem der Patient:innen geschädigt wird, ist im Anschluss eine Knochenmarkstransplantation zur Regeneration von Immunzellen notwendig.12
Die lokale Strahlentherapie ist im Gegensatz zur Ganzkörpertherapie nur auf ein festgelegtes Bestrahlungsfeld begrenzt, wie den Kehlkopf oder die Prostata. So können lokale Tumore gezielt behandelt werden und gleichzeitig können die Nebenwirkungen der Strahlentherapie auf diesen Bereich beschränkt werden. Häufig wird diese Therapie durch eine Chemotherapie begleitet.13
Bei der stereotaktischen Bestrahlung handelt es sich um eine Sonderform der Strahlentherapie. Sie ist technisch sehr aufwändig und wird hauptsächlich bei einer Untergruppe von Hirntumoren angewandt, sowie gelegentlich bei Tumoren des Körperstamms, die eine gewisse Größe noch nicht überschritten haben. Hier ermittelt ein spezielles System dreidimensionale Daten bestimmter, zuvor festgelegter Punkte im Körper. Mithilfe dieser Daten kann die Bestrahlung punktgenau erfolgen, ohne umliegendes Gewebe zu beschädigen. Für eine möglichst hohe Präzision der Bestrahlung werden die entsprechenden Körperstellen der Patient:innen vorher fixiert. Die Bestrahlung selbst erfolgt mit einem Photonenstrahl, der nur wenige Millimeter Durchmesser hat. Durch den hohen technischen Aufwand sowie die Komplexität dieser Therapie sind hierfür sowohl spezielle technische Geräte als auch ein speziell ausgebildetes Behandlungsteam notwendig.13
Bei einer Szintigraphie handelt es sich um ein bildgebendes Untersuchungsverfahren. Patient:innen bekommen ein schwach radioaktives Arzneimittel gespritzt, ein sogenanntes Radiopharmakon, welches anschließend im Körper aufgespürt werden kann. Dies ist möglich, da das Radiopharmakon im Körper zerfällt und dabei eine geringe Menge an Strahlung freisetzt, die mithilfe einer speziellen Kamera erfasst werden kann. Da Tumorgewebe die Bestandteile des Radiopharmakons anders speichert als gesundes Gewebe, ist es auf den Bildern gut zu erkennen. Die Strahlenbelastung durch die Szintigraphie ist gering, da für die Untersuchung sehr kleine Mengen der radioaktiven Substanz ausreichend sind. Letztendlich werden alle Bestandteile des Radiopharmakons wieder ausgeschieden, es bleiben keine Rückstände im Gewebe.11
Durch neue Techniken und eine verträglichere Dosierung der Bestrahlung sind schwere Nebenwirkungen nur noch selten. Die meisten Nebenwirkungen treten lokal an der bestrahlten Körperregion auf.
Art und Ausmaß der Nebenwirkungen hängen vom Gewebe ab, das im Strahlenfeld mitbestrahlt wird. So erfolgt zum Beispiel Haarausfall ausschließlich bei der Bestrahlung des Schädeldaches.
Akute Nebenwirkungen treten häufig auf und sind bereits im Zeitraum während der Bestrahlung feststellbar. In der Regel bilden sie sich nach Beendigung der Bestrahlung wieder zurück. Typische akute Nebenwirkungen sind je nach bestrahlter Körperregion:9
Klären Sie auftretende Nebenwirkungen am besten immer direkt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt ab.
Durch eine spezielle Hautpflege lassen sich Nebenwirkungen an Haut und Schleimhaut in der Regel reduzieren.
Typische chronische Nebenwirkungen können sein:9
Erschöpfung, auch Fatigue genannt, kann bis zu mehrere Wochen nach der Behandlung andauern. Generell ist Schonung nach einer Strahlentherapie wichtig. Dennoch unterstützen einfache körperliche Aktivitäten, die im Rahmen der Leistungsmöglichkeit der Patient:innen liegen, die Erschöpfung schneller zu überwinden.
Häufig wird die Frage gestellt, ob eine Strahlentherapie nicht auch Krebs auslösen könne. Dies wurde besonders bei Strahlenunfällen (zum Beispiel in Tschernobyl) festgestellt. Obwohl das Risiko grundsätzlich besteht, ist es jedoch so gering, dass es weit hinter der erhofften Wirkung der Strahlentherapie auf den Tumor und der damit einhergehenden Verbesserung der Gesamtsituation der Patient:innen zurückbleibt. Es ist aber in jedem Einzelfall eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung zu treffen.
Während einer Bestrahlungstherapie sollte der bestrahlte Hautbereich Experten zufolge nur mit lauwarmem Wasser gewaschen werden und bei der Verwendung von Seife auf ein mildes, pH neutrales Produkt zurückgegriffen werden. Die Haut kann anschließend vorsichtig trocken getupft, nicht gerieben werden, um unnötige Hautirritationen zu vermeiden. Während der Bestrahlung sollten Sie auf Vollbäder verzichten, da diese die Haut sehr belasten. Dasselbe gilt für den Besuch eines Schwimmbads oder einer Sauna. Von einer Nassrasur in der betroffenen Region ist ebenfalls abzuraten. Ob eine Trockenrasur in Frage kommt, klären Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin.914
Vermeiden Sie es, Salben oder Cremes ohne Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt anzuwenden, da diese möglicherweise die Hautreaktion verstärken können. Treten stärkere Hautreaktionen auf, wie starke Schwellungen oder nässende Stellen, wenden Sie sich bitte an Ihr ärztliches Betreuungsteam.914
Da die Haut im Intimbereich (vor allem Analfalte, Schamlippen) sehr empfindlich ist, kann es hier häufig zu stärkeren Hautreizungen kommen. Prinzipiell gilt auch hier die Pflege mit Wasser und das vorsichtige Abtupfen bzw. auch kaltes Trockenföhnen der Haut. Bitte kontaktieren Sie dazu Ihr ärztliches Betreuungsteam.914
Vor Beginn einer Bestrahlung im Mundbereich sollten Sie Ihre zahnärztliche Praxis aufsuchen und gegebenenfalls Ihr Gebiss sanieren lassen. Zur Vorbeugung von Infektionen der Mundschleimhaut empfehlen sich regelmäßige Mundspülungen, vor allem nach dem Essen. Für die Zahnpflege verwenden Sie am besten stark fluorhaltige Zahnpasta. Fragen Sie zu Beginn der Bestrahlung Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nach einer Anleitung zur Mundpflege.9
Krebszellen zeichnen sich meist durch eine schnelle und unkontrollierte Zellteilung aus, was in einer schnellen Vermehrung dieser Zellen resultiert. Sie können außerdem in andere Organe oder Organsysteme eindringen und dort streuen. Eine Chemotherapie setzt in der Regel genau an diesem Punkt an und hemmt den Zellteilungsprozess und unterbindet damit die rasante Vermehrung von schnell teilenden Zellen und damit das Tumorwachstum. Neben Krebszellen trifft dies allerdings auch auf schnell teilende gesunde Zellen zu, zum Beispiel auf die des Blut- und Immunsystems, auf Haut-, Schleimhaut- und Haarzellen. Die bei einer Chemotherapie verwendeten Medikamente nennt man deshalb auch Zytostatika.4
Es kann sinnvoll sein, mehrere Zytostatika oder eine Chemotherapie mit anderen Therapieprinzipien zu kombinieren, wenn:4
Oftmals werden Chemotherapien intravenös verabreicht, da der Wirkstoff auf diesem Wege zuverlässiger in den Körper gelangt oder auch nicht anders gegeben werden kann oder darf. Mittlerweile können einige Wirkstoffe auch subkutan, also direkt unter die Haut gegeben werden, was häufig besser verträglich ist und schneller verabreicht werden kann. Es gibt auch tumorhemmende Medikamente in Tablettenform, wodurch Aufenthalte in Praxen oder Krankenhausambulanzen verringert werden können.4
Wie bei allen Therapieoptionen gibt es auch bei der Chemotherapie verschiedene Behandlungsziele. Man unterscheidet hier im Wesentlichen eine Behandlung mit dem Ziel der Heilung, eine sogenannte kurative Behandlung, eine krankheitsverzögernde (palliative) Behandlung, eine begleitende und eine lindernde (supportive) Behandlung.4
Vor Beginn der Therapie findet ein Termin bei einer Onkologin oder einem Onkologen statt, bei dem man als Patient:in über die Chemotherapie aufgeklärt wird. Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor, indem Sie überlegen, welche spezifischen Fragen Sie haben.4
Die Behandlung mit einer Chemotherapie verläuft selten über mehrere Wochen am Stück. Vielmehr wird sie über einen Tag bis mehrere Tage verabreicht, woraufhin eine längere Pause folgt (zwei bis vier Wochen). Dann beginnt die Behandlung von vorn. Dies wird als Behandlungszyklus bezeichnet.4
Die Verabreichung der Chemotherapie dauert in der Regel nur wenige Stunden. Deshalb ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt oft nicht notwendig, sondern die Therapie kann in einer onkologischen Ambulanz oder einer onkologischen Schwerpunktpraxis durchgeführt werden.4
Im Schnitt wird nach zwei bis drei Behandlungszyklen geprüft, ob die Behandlung anschlägt. Vom Ergebnis hängt es ab, ob die bisherige Therapie weitergeführt wird oder ob die eingesetzten Medikamente geändert werden.4
Nebenwirkungen sind sehr häufig bei Chemotherapien, da es sich bei dieser Behandlung um eine in den Körperstoffwechsel stark eingreifende und zellzerstörende Therapie handelt, die insbesondere alle schnell teilenden Zellen im Körper angreift. Damit sind auch Nebenwirkungen verbunden.15
Nebenwirkungen sollten auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Sie zeigen, wie der Körper auf die Behandlung reagiert. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt informieren. Sie oder er kann Ihnen gegebenenfalls Tipps geben oder Medikamente verschreiben, die Ihnen helfen, die Nebenwirkungen abzuschwächen.
Ein ganz wichtiger Punkt bei der Chemotherapie ist eine ausgewogene Ernährung. Leider geht eine Tumortherapie häufig mit einer deutlichen Abnahme des Appetits sowie vermehrter Übelkeit einher. Umso wichtiger ist es, trotzdem regelmäßig und ausgewogen zu essen, um eine Mangelernährung vorzubeugen.16 Eine Ernährungsberatung oder -therapie kann individuelle Beschwerden adressieren und einen maßgeschneiderten Ernährungsplan entwickeln.17
Auswahl häufiger Nebenwirkungen und wie man ihnen begegnen kann:
Ursache: Ausgelöst wird der Reflex des Erbrechens im Normalfall durch die Wahrnehmung schädlicher Substanzen im Magen-Darm-Trakt, welcher dann ein Signal an das Brechzentrum im Gehirn weiterleitet. Schädliche Substanzen im Blut, wie sie bei einer Chemotherapie vorliegen, führen ebenfalls zu dieser Meldung an das Gehirn. Hierdurch wird dann Übelkeit und/oder Erbrechen ausgelöst.18
Mögliche Linderung: Mittlerweile gibt es effektive Medikamente, die Übelkeit und Erbrechen in Grenzen halten. Einige davon müssen bereits vor Behandlungsbeginn eingenommen werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Ein weiterer Tipp können Entspannungsübungen sein. Hausmittel wie Tees und das Kauen von Ingwer kann ebenfalls unterstützend wirken.19
Ursache: Auch die Schleimhäute von Mund, Rachen und Intimbereich gehören zu den schnell wachsenden Geweben. Durch eine Schädigung kann es zu schmerzhaften, entzündungsähnlichen Veränderungen kommen, die sehr unangenehm sein können.1520
Mögliche Linderung: Zur vorbeugenden Mundpflege sollte eine weiche Zahnbürste in Kombination mit schonenden, alkoholfreien Mundspülungen benutzt werden. Reizungen der Mundschleimhaut durch Alkohol, Rauchen oder sehr heiße Getränke sollte vermieden werden. Das Lutschen von Eiswürfeln kann bei akuten Verletzungen Linderung verschaffen.20
Eine häufige Komplikation im Bereich der geschwächten Schleimhäute von Mund, Speiseröhre und Scheide ist eine Besiedlung mit Hefepilzen (weiße Beläge).21 Informieren Sie bei entsprechenden Beschwerden oder Verdacht auf eine Infektion, zeitnah Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Ursache: Zu den schnell wachsenden Geweben gehören auch die Gewebezellen des Verdauungstraktes.15 Werden sie geschädigt, kann es zu Entzündungen und Durchfall kommen.
Mögliche Linderung: Bei Durchfall sollten häufig kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten gegessen werden, die möglichst faserarm und wenig gewürzt sind. Dazu sollten Sie viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über die Häufigkeit und Art des Durchfalls. Falls Sie in dieser Situation nicht genügend Flüssigkeit zu sich nehmen können, kann sie oder er Ihnen regulierende Medikamente verschreiben.22
Ursache: Das Knochenmark gehört zu den Geweben, die sich am schnellsten erneuern, und wird deshalb durch eine Chemotherapie mit am stärksten angegriffen. Im Knochenmark werden die drei wichtigsten Bestandteile des Blutes – weiße Blutkörperchen, rote Blutkörperchen und Blutplättchen – gebildet. Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bekämpfen schädliche Erreger bei Infektionen. Die Chemotherapie kann bewirken, dass ihre Bildung vorübergehend verlangsamt wird, was die Immunfunktion einschränkt. Dies macht sich anhand einer erhöhten Infektanfälligkeit bemerkbar.1523 Bei einer Verringerung spezieller Leukozyten, den neutrophilen Granylozyten, spricht man von einer Neutropenie.
Mögliche Linderung: In einem solchen Fall gilt es, eine Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Deshalb sollte auf eine gute Körperhygiene geachtet werden, was beispielsweise häufiges Händewaschen und -desinfizieren beinhaltet.15 Außerdem sollte man große Menschenmengen oder Kontakt zu Menschen mit einer ansteckenden Krankheit (zum Beispiel Erkältung) meiden. Sollten Sie Fieber haben, kann das ein Zeichen für eine Infektion sein.23 Wenden Sie sich umgehend an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Zur Vorbeugung einer Neutropenie können „Granulozyten-Wachstumsfaktoren“ (G-CSF) eingesetzt werden. Diese regen die Bildung der weißen Blutzellen, der Granulozyten, im Knochenmark an. Für die Behandlung werden die G-CSF unter die Haut gespritzt. Diese Therapie kann allerdings selbst zu Nebenwirkungen führen, da hier die weißen Blutkörperchen neu gebildet werden.24 Ob bei Ihnen eine Therapie mit G-CSF in Betracht kommt, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.
Ganz wichtig bei Fieber ist, auszuschließen, dass es sich hier um eine möglicherweise lebensbedrohliche Infektion, zum Beispiel durch eine therapiebedingte Schwächung des Abwehrsystems, handelt. In einem solchen Fall kann sehr schnell sehr gefährlich werden und in einer Blutvergiftung enden.24 Bei frühzeitiger Behandlung durch eine Spezialistin oder einen Spezialisten können diese Gefahren meist sehr schnell in den Griff bekommen werden. Deshalb gilt hier der Grundsatz, sich lieber einmal zu früh als einmal zu spät bei der Onkologin oder dem Onkologen zu melden.
Ursache: Im Knochenmark werden auch die Blutplättchen (Thrombozyten), die zur Blutgerinnung beitragen, gebildet. Die Chemotherapie kann bewirken, dass ihre Bildung vorübergehend herabgesetzt wird. Dies macht sich meistens erst nach mehreren Wochen anhand von verstärkten Blutungen (Nasen-, Zahnfleischbluten, Menstruation) bemerkbar.25
Mögliche Linderung: Ein schwerer Mangel kann mit einer Transfusion, einer Zuführung von Blutplättchen, behoben werden. Regelmäßige Blutuntersuchungen während der Chemotherapie dienen der Früherkennung sinkenden Bluttplättchenzahlen, die Häufigkeit der Untersuchung ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig und sollte gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin festgelegt werden.26
Ursache: Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind für den Sauerstofftransport verantwortlich und damit lebenswichtig. Die Chemotherapie kann bewirken, dass ihre Bildung vorübergehend herabgesetzt wird. Bei einem Mangel an roten Blutkörperchen bekommt das Körpergewebe zu wenig Sauerstoff. Dies macht sich in Form von Müdigkeit, Blässe, Schwindelgefühl, Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar.1527
Diese Symptome können die Lebensqualität der Patient:innen stark beeinträchtigen. Bei völliger körperlicher und geistiger Erschöpfung spricht man von Fatigue.27
Mögliche Linderung: Ist die Müdigkeit durch eine Blutarmut bedingt, kann man in manchen Fällen ein Hormon spritzen, das die Produktion von roten Blutkörperchen wieder anregt, oder Bluttransfusionen anbieten. In der Regel ist aber keine Behandlung nötig, da die Symptomatik nach der Chemotherapie von alleine wieder zurückgeht.27
Zur Überwindung einer Fatigue sollten Sie sich neue, mit Ihrem Zustand realisierbare Ziele setzen und Aktivitäten Ihrem Kraftzustand anpassen. Dabei ist es sowohl wichtig, sich regelmäßig zu bewegen, als auch, dem Körper ausreichend Ruhepausen und Schlaf zu gönnen, um neue Kraft zu tanken.27
Ursache: Die Zellen zur Verankerung der Haare in der Haut (Haarwurzelzellen) gehören ebenfalls zu den Zellen, die von einer Chemotherapie angegriffen werden können. Haare wachsen schnell und haben deshalb einen hohen Stoffwechsel, was sie empfänglich für Chemotherapie macht. Passiert dies, werden die Haare dünner oder fallen aus. Betroffen sind eventuell nicht nur Kopfhaare, sondern auch Augenbrauen, Wimpern oder Körperbehaarung.15
Mögliche Linderung: Die Haare wachsen einige Wochen nach Beendigung der Chemotherapie wieder nach. Der Haarausfall tut zwar körperlich nicht weh, jedoch kann der Haarverlust zur psychischen Belastung werden, die nicht zu unterschätzen ist. Während es für manche Patient:innen reicht, den haarlosen Kopf mit Hut, Mütze oder Kopftuch zu bedecken, können Patient:innen auch auf andere Hilfsmittel zurückgreifen, wie eine Perücke. Diese kann man mithilfe eines Rezeptes bereits vor Therapiebeginn erhalten.15
Ursache: Einige Medikamente, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden, können die Nerven schädigen. Diese Nervenschädigungen werden Neuropathien genannt. Sind speziell die Nerven des peripheren Nervensystems betroffen, d. h. alle Nerven außerhalb unseres Gehirns und Rückenmarks, so spricht man auch von Polyneuropathie. Mögliche Folgen dieser Schädigung sind ein Funktionsausfall dieser Nerven oder Schmerzen im Versorgungsbereich der Nerven. Die Beschwerden machen sich häufig zuerst an den Händen oder Zehen bemerkbar, erst später können auch die Arme oder Beine betroffen sein. Polyneuropathien können sich unterschiedlich auswirken. Es kann beispielsweise sein, dass normale Berührungen als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden. Darüber hinaus können Taubheitsgefühle oder Missempfindungen wie Kribbeln oder „Ameisenlaufen“ entstehen, aber auch Muskelzuckungen sind möglich.28
Mögliche Linderung: Normalerweise nehmen die Beschwerden nach einer gewissen Zeit von selbst wieder ab. Bei einigen Arzneimitteln können sie jedoch noch über eine längere Zeit auftreten oder im schlimmsten Fall auch dauerhaft bestehen bleiben. Um eine Verschlimmerung der Beschwerden zu verhindern, ist es wichtig, Nervenschäden früh zu erkennen.28 Sobald bei Ihnen Nervenschäden auftreten, teilen Sie dies bitte Ihrem Behandlungsteam mit. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird mit Ihnen die möglichen Optionen besprechen.
Bei Leukämien, Lymphomen und Myelomen ist eine Stammzelltransplantation eine mögliche Therapieoption, um die gestörte Blutbildung im Knochenmark zu behandeln. Dazu werden Patient:innen entweder eigene oder fremde funktionstüchtige Stammzellen zugeführt.
Streng genommen handelt es sich bei der Stammzelltransplantation nicht um eine Therapie, sondern um eine Rettungsaktion, denn vor der Stammzelltransplantation wird eine hochdosierte Chemotherapie, eventuell zusammen mit einer Strahlentherapie, verabreicht. Dies ist die eigentliche Therapie. Sie schädigt das Knochenmark allerdings so stark, dass ohne eine Rettungsaktion das Knochenmark sich nicht mehr in angemessener Zeit erholen könnte. Die Infektanfälligkeit und die Immunschwäche wären so groß, dass die Patient:innen sich infizieren würden und häufig an Infektionen sterben könnten. Um dies zu vermeiden, werden zur Rettung Stammzellen gegeben. Diese nisten sich im Knochenmark ein und führen schon nach kurzer Zeit zur Produktion von neuen Blutzellen. Damit wird das Immunsystem wieder aufgebaut und die Patient:innen sind schon sehr bald nicht mehr infektgefährdet.2930
Es gibt zwei Typen von Stammzelltransplantationen:2930
Autologe Stammzelltransplantation
Hierbei werden körpereigene Stammzellen transplantiert, ein:e Spender:in ist nicht nötig. Der Patientin oder dem Patienten werden spezielle Wachstumshormone verabreicht. So kommt es zu einer kontrollierten übermäßigen Produktion der Stammzellen im Knochenmark, die dadurch auch vermehrt in den Blutkreislauf wandern. Anschließend werden der oder dem Betroffenen durch Filtration Stammzellen aus dem Blut entnommen. Die gesunden Stammzellen werden im Filtrationsverfahren von allen anderen Zellen, auch von Tumorzellen, getrennt. Die gewonnenen Stammzellpräparate („Beutel“) werden gekühlt gelagert (Kryokonservierung) und aufbewahrt und zu einem späteren Zeitpunkt transplantiert.
Allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Stammzelltransplantation werden Krebspatient:innen körperfremde Stammzellen zugeführt. Dazu bedarf es der Spende einer Person, die eine weitgehende Übereinstimmung der Gewebemerkmale mit der Patientin bzw. dem Patienten aufweist. Dabei kann es sich um eine:n passenden leibliche:n Verwandte:n, wie zum Beispiel Bruder oder Schwester, oder um eine nicht verwandte Person handeln.
Im Vorfeld der Transplantation werden sämtliche Organfunktionen kontrolliert und mögliche Entzündungsherde ausgeschlossen. Dazu werden zahlreiche Untersuchungen vorgenommen, die sich teils mit Ultraschall, teils mit Röntgen oder anderen Geräten durchführen lassen. Damit wird bereits vier bis sechs Wochen vor der eigentlichen Transplantation begonnen.2930
Möglicherweise kann auch eine vorangehende Chemotherapie oder Strahlentherapie zur Verkleinerung der Tumormasse sinnvoll sein. Das nennt man auch Induktionstherapie.2930
Bevor durch die Transplantation gesunde, funktionsfähige Stammzellen zugeführt werden, müssen möglichst alle betroffenen Zellen vernichtet werden. Zu diesem Zweck unterziehen sich die Patient:innen einer Konditionierung. Dabei sollen möglichst alle vom Krebs befallenen blutbildenden Zellen durch eine Hochdosis-Chemotherapie vernichtet werden.2930
Dieser Typ der Chemotherapie kann nur stationär verabreicht werden, da dabei alle blutbildenden Zellen angegriffen werden. Dadurch ist das Immunsystem stark eingeschränkt, weshalb eine einfache Infektion bereits lebensbedrohlich sein kann.2930
Zusätzlich zur Hochdosis-Chemotherapie kann eine Ganzkörperbestrahlung durchgeführt werden. Die Konditionierung kann daher auch zu einer bleibenden Unfruchtbarkeit führen. Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt wird Sie jedoch über alle Risiken aufklären und für detaillierte Fragen wenden Sie sich bitte an sie oder ihn.2930
Bei der allogenen Stammzelltransplantation werden vor der Transplantation spezielle Infusionen und Medikamente verabreicht, die eine allergische Reaktion auf körperfremdes Gewebe unterdrücken sollen. Das ist bei der autologen Variante nicht nötig, da es sich um körpereigene Zellen handelt.2930
Im Anschluss daran findet die eigentliche Transplantation statt. Über eine Bluttransfusion werden die Stammzellen der Patientin oder dem Patienten zugeführt. Diese siedeln sich im Knochenmark an und beginnen so mit dem Aufbau eines neuen blutbildenden Systems.2930
Bei der autologen Stammzelltransplantation besteht die Möglichkeit, mehrere Stammzelltransplantationen, unterbrochen von weiteren Hochdosis-Chemotherapien, durchzuführen. Dies wird besonders dann empfohlen, wenn nach der ersten Stammzelltransplantation kein optimales Ansprechen erreicht wurde oder ein besonders tiefes Ansprechen angestrebt wird.2930
Nach der Übertragung der Stammzellen dauert es eine Weile, bis diese Blutzellen bilden können. Bis zur Ansiedlung der transplantierten Stammzellen kann es deshalb für eine gewisse Zeit zu einem Blutzellmangel (Aplasie) kommen.2930
Fehlende rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) können in der Regel problemlos durch Transfusionen ersetzt werden. Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) lassen sich jedoch in der Regel nicht per Transfusion verabreichen. Hier werden regelmäßig Wachstumsfaktoren unter die Haut gespritzt. Bis diese ausreichend wirken, vergehen einige Tage, und so herrscht auch in dieser Zeit erhöhte Infektionsgefahr. Es dauert etwa 10 bis 20 Tage, bis sich die neu gebildeten Zellen im Blut zeigen.2930
Die meisten unmittelbaren oder frühen Komplikationen nach Stammzelltransplantationen treten in der Aplasiephase (vorübergehender Blutzellmangel) auf und sind in der Regel Folge der Hochdosis-Chemotherapie. Dazu gehören unter anderem Haarausfall, Übelkeit und wunde Schleimhäute, zum Teil mit Entzündungen (zum Beispiel Mundsoor) und fieberhafte Infekte.30
Es gibt jedoch eine Nebenwirkung, die ausschließlich typisch für eine Transplantation durch Fremdspende (allogene Stammzelltransplantation) ist: die Graft-versus-Host-Reaktion (GvH-Reaktion), was so viel bedeutet wie „Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion“. Bei der Transplantation durch Fremdspende wird das Immunsystem der Fremdspender:in oder des Fremdspenders im neuen Körper aufgebaut. Das Immunsystem der empfangenden Person, also der Patientin oder des Patienten, ändert sich in das Immunsystem der spendenden Person. So können einerseits verbliebende Tumorzellen durch das neue Immunsystem zerstört werden (Graft-versus-Tumor-Effekt), andererseits kann es auch dazu kommen, dass das neue Immunsystem Organe der Patientin oder des Patienten als fremd erkennt und gegen diese vorgeht (Graft-versus-Host-Reaktion). Diese Reaktion kann sich in der Intensität von sehr leicht bis lebensbedrohlich ausprägen.31
Um das Auftreten einer GvH-Reaktion, auch GvH-Disease genannt (GvHD), zu verhindern, werden während der ersten Zeit nach der Transplantation Medikamente verabreicht, die eine Reaktion der Immunzellen unterdrücken, sogenannte Immunsuppressiva. Manchmal lässt sich eine GvHD aber dennoch nicht vermeiden.
Es gibt zwei Typen der GvHD: akut und chronisch. Bei beiden sind hauptsächlich folgende Organe betroffen:31
Die akute GvHD tritt der Definition nach bis zu (klassische akute GvHD) oder nach 100 Tagen (späte akute GvHD) nach der Transplantation auf. Sie verläuft dynamischer als die chronische GvHD. Oft macht sie sich bemerkbar durch:31
Bei einem dieser Symptome müssen Sie sich umgehend mit Ihrem Transplantationszentrum in Verbindung setzen. Die ärztlichen Behandler:innen werden dann über die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen oder Therapien entscheiden.
Die akute GvHD kann wieder abklingen, wenn sich die transplantierten Immunzellen an ihre neue Umgebung „gewöhnt“ haben. Ist dies der Fall, greifen sie nicht weiter die Zellen der Empfängerin oder des Empfängers an. Man spricht von Immuntoleranz.
Die chronische GvHD tritt in einem Zeitraum zwischen 2 bis 18 Monaten nach der Transplantation auf. Sie kann sich aus einer akuten GvHD entwickeln oder ohne vorangehende Symptome entstehen. Man geht davon aus, dass sich in ihrem Fall die transplantierten Immunzellen nicht an die neue Umgebung gewöhnen, es tritt keine ausreichende Immuntoleranz auf. Symptome können unter anderem sein:32
Husten, Kurzatmigkeit
Allerdings kann man nicht strikt nach dem Zeitpunkt des Auftretens erster Symptome diagnostizieren, um welchen Typ es sich handelt. Es gibt auch frühe chronische und späte akute Formen. Die Erkrankung sollte sowohl in der akuten als auch in der chronischen Variante ernst genommen werden, denn sie kann lebensbedrohlich sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt Rücksprache halten, sobald Sie etwas Auffälliges an sich bemerken.32
Die Therapie für chronische und akute GvHD richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Bei der Behandlung einer chronischen GvHD werden Kortikosteroide verabreicht. In schweren Fällen wird zusätzlich mit Immunsuppresiva behandelt. In schweren Fällen kann zusätzlich ein Antibiotikum und/oder Antipilzmittel verabreicht werden. Ansonsten wird bei der chronischen GvHD versucht, die Symptome so stark wie möglich zu lindern. Die akute GvHD wird mit Immunsuppressiva und hoch dosierten Kortikosteroiden behandelt. Zusätzlich werden supportive Maßnahmen wie Flüssigkeitssubstitution, Antibiotikagabe oder Magenschutz angewandt. Je nach betroffenem Haut- oder Darmbereich werden verschiedene therapeutische Maßnahmen ergriffen.3132
Chemotherapie oder Bestrahlung greifen nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen an und können deshalb den Körper stark belasten. Aus diesem Grund sucht die medizinische Forschung stets nach neueren, besser verträglichen Alternativen. Dazu gehören unter anderem die sogenannten zielgerichteten Therapien. Sie setzen an ganz spezifischen Zielen wie Botenstoffen, Rezeptoren o. Ä. an und können dadurch die Krebszellen direkt angreifen. Um herauszufinden, welche dieser Ziele in einer individuellen Tumorzelle vorhanden sind, können molekulare Untersuchungen bzw. genetische Testungen notwendig sein.33 Zielgerichtete Therapien können in Kombination mit Chemo- Strahlen- oder Immuntherapie eingesetzt werden.
Durch molekulare Untersuchungen oder genetische Tests des Tumorgewebes kann festgestellt werden, ob die Zielstrukturen für eine zielgerichtete Therapie in den Krebszellen vorhanden sind. Als Proben können Gewebe, Zellbestandteile, Blut oder Urin verwendet werden. Diese Zielstrukturen, auch als Biomarker bekannt, sind für die Wirkung der Therapie essentiell. Eine individuelle Untersuchung ist für alle Patientinnen und Patienten notwendig, da jeder Krebs einzigartig ist und unterschiedliche Zielstrukturen aufweisen kann. Durch die Gewinnung von Daten kann ein Tumorprofil erstellt werden, das zeigt, welche Mutationen oder Zielstrukturen bei den Krebszellen vorliegen und welche mit einer zielgerichteten Therapie behandelt werden sollten. Dieses individuelle Profil ermöglicht eine personalisierte Krebsmedizin, bei der die Behandlung der Patient:innen auf ihre spezifische Erkrankung abgestimmt wird.34
Heute können Zellen bis ins kleinste Detail dargestellt werden. Dadurch ist es möglich, die Unterschiede von Krebszellen und gesunden Zellen zu erkennen. Diese liegen oft auf der Zelloberfläche und zeigen sich beispielsweise in Form eines veränderten Rezeptors. Aber auch im Inneren der Zelle können Signalwege krankheitsbedingt verändert sein.
Durch die zielgerichteten Therapien werden diese Rezeptoren und Signalwege blockiert.33
Mögliche Therapien sind z.B.:
Bei einer Therapie mit kleinen Molekülen dringen diese in die Krebszellen ein und wirken in der Regel durch eine Hemmung von bestimmten Stoffwechselwegen, die durch den Tumor übermäßig stark aktiviert sind. Durch Ihre zielgerichtete Wirkweise sind sie in der Regel besser verträglich als die klassische Chemotherapie, bei der auch gesunde Zellen angegriffen werden können.35
Die kleinen Moleküle sind durch Bindung an bestimmte Zielstrukturen, z.B. Enzyme, in der Lage, die Kommunikation innerhalb einer Zelle zu erschweren oder sogar zu blockieren. Enzyme sind körpereigene Stoffe, die unter anderem für die Aktivierung vieler wichtiger Signalwege in der Zelle verantwortlich sind. Ein Beispiel hierfür sind Tyrosinkinase-Hemmer. Sie durchdringen die Zelle und hemmen einen Teil eines Rezeptors im Inneren, nämlich Tyrosinkinasen. Gerade in Krebszellen sind einige dieser Enzyme besonders aktiv und bieten einen guten therapeutischen Angriffspunkt. Bindet ein solches Molekül an ein Enzym, wird dessen Funktion gehemmt und damit auch die Krebszelle.36
Weitere Beispiele für kleine Moleküle sind zum Beispiel Kernexport-Inhibitoren oder Histon-Deacetylase-Inhibitoren
Kernexport-Inhibitoren (SINE)
Eine weitere Therapieoption für stark vorbehandelte Patient:innen sind SINE (selektive Inhibitoren des nukleären Exports). Diese Arzneimittel unterbinden unter anderem den Transport von wichtigen Eiweißen vom Zellkern in den Zellraum. Manchmal werden SINE auch als XPO1-Inhibitoren bezeichnet, weil sie die Funktion des Transporters XPO1 blockieren. Dieser Transporter ist in Krebszellen oft besonders aktiv und transportiert Eiweiße aus dem Zellkern hinaus, die dort gebraucht werden, um die Zellteilung zu regulieren. So können die Krebszellen unkontrolliert wachsen. Letztlich führen die SINE also dazu, dass das Zellwachstum unterdrückt wird und die Zellen absterben. SINE werden als Tablette eingenommen und als Kombinationstherapie zusammen mit anderen Medikamenten eingesetzt.3738
Histon-Deacetylase(HDAC)-Inhibitoren
Diese Therapie beruht auf der Beobachtung, dass nicht alle Gene in jeder Zelle benutzt werden. Die DNA der unbenutzten Gene wird um spezielle Eiweiße (Histone) „gewickelt“, sodass sie nicht ablesbar sind. Diese Bindung beruht auf unterschiedlichen Ladungen (Plus- und Minuspol) – um diese Bindung herzustellen, ist das Enzym Histon-Deacetylase (HDAC) erforderlich. Bei manchen Tumorerkrankungen kommt es vor, dass Tumorabwehrgene so stumm geschaltet werden. In diesem Fall führt eine Hemmung von HDAC quasi zu einer „Befreiung“ dieser Gene, die dann abgelesen und gegen den Tumor wirken können. Diese Therapie verändert nichts an den Genen, sondern ist eine Therapie, die quasi auf den Genen sitzt. Deshalb wird diese Therapie auch epigenetische Therapie genannt.3940
Durch die moderne Forschung konnten kleine Moleküle entwickelt werden, die gezielt an Zielstrukturen in einer Krebszelle binden und somit die Kommunikation in der Zelle verändern. Das Blockieren dieses Enzyms führt dazu, dass die Krebszelle aufhört, sich zu vermehren, und ihr Überleben gehemmt ist.3536 Das Besondere an einer zielgerichteten Therapie gegenüber einer klassischen Chemotherapie sind die meist geringeren Nebenwirkungen. Da die kleinen Moleküle nur eine spezifische Zielstruktur angreifen und hemmen, bleibt der restliche Organismus größtenteils verschont.
Die meisten kleinen Moleküle können als Tabletten eingenommen werden.35 Eine weitere Darreichungsform ist die Injektion, die intravenös (in die Blutbahn) oder subkutan (unter die Haut) verabreicht wird. Die Dauer sowie zeitliche Abfolge der Behandlungen müssen je nach Präparat und Krebsart individuell geplant werden.36
Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Sie können körperfremde Stoffe z.B. Bakterien oder Viren, erkennen und sie, durch Bindung an bestimmte Strukturen auf Ihrer Oberfläche (sog. Antigene), für die restlichen Zellen des Immunsystem markieren.
Dieses Prinzip macht man sich bei den zielgerichteten Therapien zunutze, indem im Labor gezielt Antikörper hergestellt werden, die sich gegen Antigene auf der Oberfläche von Krebszellen richten.
Aus der Bindung an entsprechendes Antigen können, je nach Art des Antikörpers und der Bindungsstelle, verschiedene Wirkungen resultieren. Dazu zählen beispielsweise:41
Antikörper in der zielgerichteten Therapie greifen ähnlich wie kleine Moleküle spezifische Ziele an und können somit Signalwege unterbrechen, die aufgrund von Veränderungen permanent aktiviert sind. Sie können jedoch nicht in die Zelle eindringen, sondern binden an Strukturen an der Zelloberfläche wie Rezeptoren und verhindern so die Interaktion von Botenstoffen mit diesen Rezeptoren. Dadurch wird die Signalkette unterbrochen und beispielsweise das Tumorwachstum gehemmt.3541 Beispiele hierfür sind monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate.
Monoklonale Antikörper
Diese überwiegend künstlich im Labor hergestellten Antikörper können gezielt auf die Erkennung eines bestimmten Ziels (Antigene) hin produziert werden und an dieses binden. Monoklonale Antikörper können auf diese Weise das Immunsystem mobilisieren, um Krebszellen zu vernichten. Sie binden an die Oberfläche von Tumorzellen und signalisieren damit dem Immunsystem, dass sich hier eine schädliche Zelle befindet, die entfernt werden soll.41
Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs)
Bei ADCs wird ein Zellgift (Zytostatikum), das den Tumor bekämpfen soll, an einen Antikörper gekoppelt. Dieser erkennt spezifisch Krebszellen und transportiert das Zellgift so exakt an die richtige Stelle: Erst in der Krebszelle entfaltet es sich.42 Gesunde Zellen werden auf diese Weise geschont.
Neben dem zielgerichteten Wirkansatz haben Antikörper den weiteren Vorteil, dass nicht nur sich teilende, aktive Krebszellen, sondern auch ruhende Krebszellen bekämpft werden.
In der Krebsmedizin kommen Antikörper zum Einsatz, die entweder intravenös (in die Blutbahn) oder subkutan (unter die Haut) injiziert werden. Oft wird eine Antikörpertherapie auch in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt. Diese Kombination nennt man Chemoimmuntherapie.3341
Im Gegensatz zu einer Chemotherapie wirken zielgerichtete Therapien nicht auf den gesamten Körper. Das heißt, dass sie in der Regel besser verträglich sind. Dennoch kann es passieren, dass auch gesunde Zellen angegriffen werden und Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören beispielsweise Hautver änderungen, Müdigkeit oder Durchfall. Dies lässt sich dadurch erklären, dass z.B. ein Rezeptor, der auf einer Krebszelle gehäuft vorkommt, auch vereinzelt auf gesunden Zellen vorhanden sein kann.33 Auch bei zielgerichteten Therapien gilt der Grundsatz: Klären Sie auftretende Nebenwirkungen am besten immer direkt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt ab.
Häufig von Nebenwirkungen betroffen sind:33
Ursache: Einige Arzneimittel der zielgerichteten Therapie können Haut, Haare und Nägel beeinträchtigen. Dabei können Symptome wie Juckreiz, Rötungen oder ähnliches auftreten. Zudem können Haare brüchig werden und vermehrt ausfallen. Diese Symptome können sowohl unmittelbar nach Therapiestart als auch noch Wochen oder Monate später auftreten.
Mögliche Linderung: Durch regelmäßige Hautpflege vor Beginn der Therapie kann vorgebeugt werden. Am besten geeignet sind hierfür rückfettende Cremes, die Harnstoff enthalten. Belastungen der Haut wie beispielsweise Make-up, direkte Sonneneinstrahlung oder übermäßiges Waschen sollten vermieden werden. Haare und Nägel sollten schonend behandelt werden. In der Regel bilden sich die Veränderungen nach Therapieende wieder zurück.
Ursache: Medikamente, die sich auf die Blutgefäßneubildung auswirken, können Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem haben. Es kann beispielsweise zu Bluthochdruck oder Thrombose kommen.
Mögliche Linderung: Bei bestehendem Risiko sollte regelmäßig eine ärztliche Überwachung der Herzfunktion und des Blutdrucks erfolgen. Bei Auftreten von Symptomen kann eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden.
Ursache: Während der Behandlung können einige Medikamente bei Patient:innen Durchfall verursachen.
Mögliche Linderung: Patienten mit Durchfall sollten auf regelmäßige Flüssigkeitszufuhr achten. Es wird empfohlen, bis zu vier Liter Wasser angereichert mit Zucker oder Salzen zu trinken. Auch eine Ernährungsumstellung kann hilfreich sein. Jedoch sollten derartige Maßnahmen vorher mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abgesprochen werden.
Ursache: Einige Medikamente können die Leber schädigen oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse verursachen.
Mögliche Linderung: Sollte ein Risiko für eine Leber- oder Schilddrüsenschädigung bestehen, sollten diese regelmäßig von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden.
Weitere Informationen zu verschiedenen Formen zielgerichteter Therapien finden Sie auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes.
Immuntherapien nutzen das körpereigene Immunsystem, um Krebs zu bekämpfen. Es werden bereits bestehende Abwehrmechanismen des Körpers verstärkt und zielgerichtet auf Krebszellen ausgerichtet.
Grundsätzlich kann das Immunsystem selbst Tumorzellen erkennen und zerstören. Voraussetzung hierfür ist, dass diese im Vergleich zu gesundem Gewebe signifikante Veränderungen aufweisen. Jedoch weisen nicht alle Krebszellen solch eindeutige Merkmale auf. Zudem verändern sich Tumorzellen konstant. Sie sind in der Lage, Ausweichstrategien gegen eine Immunantwort zu entwickeln. Beispielsweise können sie unsichtbar für das Immunsystem werden oder die Immunreaktion hemmen, um somit der Immunabwehr zu entkommen. Eine allgemeine, ungezielte Stärkung des Immunsystems reicht daher in der Regel nicht aus, um Krebs zu bekämpfen.
Hier kommen Immuntherapien zum Einsatz. Sie umgehen die Ausweichstrategien von Krebszellen und lenken die körpereigene Immunantwort direkt auf diese Zellen.43
Zu den Immuntherapien zählen unter anderem einige Therapien mit Antikörpern sowie der T-Zell-Transfer.
Da Antikörper von Immunzellen hergestellt werden liegt es im ersten Moment nahe, sie alle den Immuntherapien zuzuordnen. Jedoch zielen viele Antikörper-basierte Therapieansätze nicht primär darauf ab, das Immunsystem auf Krebszellen zu lenken. Stattdessen dienen die Antikörper als Blockade von Signalwegen, weswegen sie meist den zielgerichteten Therapien zugeordnet werden. Ausnahme bilden hier zum Beispiel die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren oder die Bispezifischen Antikörper.43
Checkpoint-Inhibitoren
Immun-Checkpoints dienen dazu, die Immunantwort des Körpers anzuhalten, um eine Beschädigung der eigenen gesunden Zellen zu verhindern. Krebszellen können in der Lage sein, diese Checkpoints auszunutzen und damit der Zerstörung durch das Immunsystem zu entgehen. Checkpoint-Inhibitoren verhindern diese Deaktivierung der Immunantwort, damit die Tumorzellen weiterhin vom Immunsystem als schädlich erkannt und zerstört werden können.43
Bispezifische Antikörper
Sie werden durch ein biotechnologisches Verfahren aus zwei (bi) unterschiedlichen Antikörpern zusammengesetzt. Demzufolge besitzen die bispezifischen Antikörper zwei Bindestellen, die gleichzeitig an zwei verschiedene Ziele andocken können. Sie erkennen und binden beispielsweise Merkmale auf den Immunzellen (T-Zellen) sowie auch krebsspezifische Merkmale auf den Tumorzellen. Die Immunzellen werden so in unmittelbare Nähe der Krebszellen gebracht und die Krebsbekämpfung aktiviert.44
T-Zellen sind weiße Blutkörperchen und die stärkste Waffe, die unser Immunsystem in seinem Arsenal hat. Sie sind auch in der Lage, Krebszellen abzutöten. Tumoren beeinflussen unterschiedliche Abläufe des körpereigenen Immunsystems jedoch so, dass sich die Krebszellen vor den T-Zellen tarnen können. Die Zelltherapie setzt hier an und soll dafür sorgen, dass die T-Zellen die Krebszellen als Bedrohung für den Körper erkennen und bekämpfen.
CAR-T-Zellen
Die T-Zell Transferierung ist ein Verfahren, das individuell auf die jeweiligen Patient:innen zugeschnitten ist. Den Patient:innen wird dabei kein Medikament verabreicht, sondern ihre eigenen vorher entnommenen Zellen, denen beigebracht wurde, den Tumor zu bekämpfen. Diese „trainierten“ Zellen setzen sich aus einem künstlich hergestellten Proteinkomplex, dem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR) und körpereigenen T-Zellen unserer Immunabwehr zusammen. „Rezeptor“ bedeutet, dass diese Struktur passgenau an bestimmte Proteine auf den Krebszellen binden kann.4345
Die Immuntherapie birgt einige Risiken. Es ist ratsam, diese möglichen Risiken mit der/dem behandelnden Ärzt:in zu besprechen. Es kann aufgrund der Verwendung des körpereigenen Immunsystems zu einer verzögerten Wirkung der Behandlung kommen. Zudem ist ihre Wirksamkeit nicht universell, da einige Patient:innen nur teilweise auf die Therapie ansprechen. Es können unter anderem allgemeine Nebenwirkungen wie Hautreaktionen oder grippeähnliche Symptome aufgrund einer starken Aktivierung des Immunsystems durch die Therapie auftreten. Die Ausprägung der genannten Symptome hängt vom Gesundheitszustand sowie der spezifischen Krebsart der Patient:innen ab. Obwohl diese Nebenwirkungen bei jeder Art von Immuntherapie auftreten können, gibt es auch therapie-spezifische Effekte.46
Eine Nebenwirkung der Therapie mit bispezifischen Antikörpern oder CAR-T-Zellen ist eine überschießende Aktivierung des Immunsystems. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung an Zytokinen, wodurch das Zytokinfreisetzungssyndrom verursacht wird.4547
Zytokine sind körpereigene Botenstoffe, die es unseren Zellen ermöglichen, miteinander zu kommunizieren. Sie sind für eine funktionierende Immunabwehr unerlässlich. Zytokine werden von vielen verschiedenen Immun- und Nichtimmunzellen produziert und ins Blut sowie das Gewebe abgegeben. Die meisten Organe des Körpers reagieren auf die Zytokine und erhalten über ihre Rezeptoren Signale, die zum Beispiel den Entzündungsprozess regulieren. Einige Immuntherapien wie die Zelltherapien können dafür sorgen, dass sehr viele Zytokine gleichzeitig freigesetzt werden. Dann kann die Entzündungsreaktion aus dem Ruder laufen. Mit bestimmten Medikamenten und Maßnahmen kann die Ärztin oder der Arzt einem solchen Zytokin-Freisetzungssyndrom jedoch gut entgegensteuern.45
Wie gehe ich mit einem Zytokin-Freisetzungssyndrom um?
Wenn Ihre Behandlung das Risiko für ein Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) erhöht, werden Sie bei den ersten Gaben in der Regel gebeten, sich in der Nähe der Klinik oder Praxis aufzuhalten. Vielleicht erhalten Sie Ihre Therapie auch direkt im Krankenhaus und bleiben ein paar Tage zur Überwachung dort. Wichtig ist, dass Sie bei Anzeichen eines CRS schnell Kontakt zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt aufnehmen, damit entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.45
Bei einigen Tumorarten wie Brustkrebs wird das Tumorwachstum stark durch Hormone beeinflusst. Ob ein hormonabhängiges Wachstum zutrifft, kann während der ersten Biopsie des Gewebes festgestellt werden. Dem liegt zugrunde, dass der Tumor eine Vielzahl an Andockstellen für weibliche Hormone (Östrogen oder Progesteron) besitzt. Die Hormone binden an diese Stellen – Rezeptoren –und lösen Signale aus, was zu einem übermäßigen Wachstum des Tumors führt.
Um das Wachstum dieser hormonempfindlichen Tumorzellen zu verhindern, wird die antihormonelle Therapie, auch endokrine Therapie genannt, eingesetzt. Als systemische Behandlung wirkt sie nicht nur lokal, sondern im ganzen Körper. Die wachstumshemmende Wirkung wird erreicht, indem entweder die körpereigene Produktion von Geschlechtshormonen unterbunden wird oder die Östrogenrezeptoren des Tumors entweder blockiert oder reduziert werden.48
Hier finden Sie Broschüren und Informationsmaterial für Betroffene und Angehörige