Lungenkrebs

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom, Lungenkarzinom)

Lungenkrebs – in der Fachsprache auch Lungen- oder Bronchialkarzinom genannt – umfasst bösartige (maligne) Tumoren, die aus Lungengewebe entstehen.1 Sie schädigen das Lungengewebe und schränken die überlebenswichtige Funktion der Lunge ein.

Themen im Überblick:
Das Wichtigste über Lungenkrebs in Kürze
Was ist Lungenkrebs?
Welche Anzeichen und Symptome gibt es bei Lungenkrebs?
Welche Ursachen hat Lungenkrebs?
Wie wird Lungenkrebs diagnostiziert?
Krankheitsstadien und Verlauf bei Lungenkrebs
Lebenserwartung und Heilungschancen
Wie wird Lungenkrebs therapiert?
Leben mit Lungenkrebs

Das Wichtigste über Lungenkrebs in Kürze

In Deutschland ist Lungenkrebs bei Männern die zweit- und bei Frauen die dritthäufigste Krebsart – weltweit sogar die häufigste.23 Jedes Jahr erhalten deutschlandweit ca 35.000 Männer und 22.000 Frauen die Diagnose „Lungenkrebs“. Das mittlere Erkrankungsalter liegt dabei bei ca. 70 Jahren.2 Doch was genau ist Lungenkrebs? Expert:innen unterscheiden beim Lungenkarzinom zwischen zwei Formen:1

  1. Kleinzelliger Lungenkrebs (small cell lung cancer, SCLC)
  2. Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (non small cell lung cancer, NSCLC)

Die beiden Formen unterscheiden sich in ihrem Verlauf und den Behandlungsmöglichkeiten. Hier erfahren Sie viel Wissenswertes über den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC), welcher mit ca. 85 Prozent der diagnostizierten Fälle die häufigste Form von Lungenkrebs ist.1

Was ist Lungenkrebs?

Die Lunge

Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln, welche wiederum aus Lungenlappen bestehen – der linke aus zwei und der rechte aus drei. In der Struktur ähnelt die Lunge einem Baum: Von der Luftröhre (Trachea) gehen die Hauptbronchien (große Äste) ab, die sich in der Lunge weiter in kleinere Bronchien (kleine Äste) und Bronchiolen (Zweige) verzweigen. Am Ende der kleinsten Bronchiolen sitzen insgesamt etwa 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen ≙ Blätter), in denen der Gasaustausch stattfindet.4 Beim Einatmen nehmen wir Sauerstoff auf und geben Kohlenstoffdioxid beim Ausatmen wieder ab.

Die Lunge und ihre Bestandteile

Unser Körper besteht aus Milliarden von Zellen, die sich teilen, um alte Zellen durch neue Zellen zu ersetzen. Dabei sorgt unser Körper dafür, dass Zellen sich nicht unkontrolliert vermehren. Bestimmte Faktoren können jedoch das Erbgut schädigen und so eine gesunde Körperzelle in eine Krebszelle verwandeln. Krebszellen sprechen oft nicht mehr auf die Signale des Körpers wie beispielsweise Stopp-Signale bei der Zellteilung an und vermehren sich dann unkontrolliert: Es entsteht ein Tumor. Zudem können Krebszellen in benachbartes Gewebe eindringen und sich so – über die Blut- und Lymphbahnen sogar im gesamten Körper – verbreiten, wodurch Metastasen entstehen können. Metastasen sind Tochtergeschwülste, die sich an anderen Körperstellen durch wandernde Tumorzellen bilden können.

Welche Anzeichen und Symptome gibt es bei Lungenkrebs?

Wie bei vielen Krebserkrankungen, so sind auch bei Lungenkrebs die Anzeichen der Erkrankung (Symptome) nicht immer eindeutig. Es gibt Symptome, die auf den Tumor in der Lunge zurückzuführen sind, sowie Metastasen-bedingte Symptome, die durch Tochtergeschwülste des Tumors (Metastasen) in anderen Körperregionen entstehen.

Folgende Beschwerden können unter anderem bei einem Lungenkarzinom auftreten – doch nicht jedes dieser Symptome deutet zwangsläufig auf einen Tumor hin:15678

  • Langanhaltender Husten
  • Blutiger Auswurf (Bluthusten oder Bluterbrechen)
  • Atem-/Luftnot, Kurzatmigkeit und pfeifende Atemgeräusche
  • Schmerzen in der Brust
  • Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Heiserkeit ohne Erkältung
  • Wiederkehrende Atemwegsinfekte
  • Allgemeiner Kräfteverlust und Schwächegefühl
  • B-Symptome: ungewollter Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Fieber und Nachtschweiß
  • Trommelschlegelfinger (eine Verdickung der Fingerspitzen), stark gewölbte Fingernägel (Uhrglasnägel)

Mögliche Metastasen-bedingte Symptome können unter anderem folgende sein:15679

  • Schwellung der Lymphknoten (bei Lymphknotenmetastasen)
  • Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Lähmungen, Kopfschmerzen sowie Wesensveränderungen (bei Hirnmetastasen)
  • Gelbsucht (Gelbfärbung von Haut und Augäpfeln) oder Juckreiz (bei Lebermetastasen)
  • Knochenschmerzen oder Brüche (bei Knochenmetastasen)
  • Rücken- oder Bauchschmerzen, Blutungen oder Unterfunktion der Nebennieren (bei Nebennierenmetastasen)
  • Pleuraerguss (Flüssigkeit/Wasser zwischen Lungen- und Rippenfell)

Zu Beginn verläuft die Erkrankung oft beschwerdefrei und zehn Prozent der Patient:innen weisen bei der Diagnose keine Symptome auf. Dies führt dazu, dass Lungenkrebs oft erst spät entdeckt wird.510 Eine Diagnose in einem frühen Stadium der Erkrankung ist meist Zufall – etwa 80 Prozent der Patienten erhalten ihre Diagnose erst im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium.10 Je früher das Bronchialkarzinom diagnostiziert wird, desto besser lässt es sich behandeln.

Unsere Expert:innen bei Lungenkrebs

Portrait Prof. Dr. Dr. Marin Müller - Experte für Onkologie und Hämatologie
Prof. Dr. Dr. Martin Müller

Onkologie / Hämatologie


Als Experte in den Fachbereichen Onkologie und Hämatologie beantwortet Herr Prof. Dr. Dr. Müller Ihre Fragen rund um die Krebserkrankungen.

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Portrait Dr. Daniela Meger-David - Expertin für Psychoonkologie
Dr. Daniela Meger-David

Psychoonkologie

Als Expertin im Bereich Psychoonkologie beantwortet Frau Dr. Meger-David Ihre Fragen rund um die Psyche und Krebs bzw. beim Verstehen und Bewältigen einer Krebserkrankung.

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Welche Ursachen hat Lungenkrebs?

Es gibt Risikofaktoren, welche die Entstehung von Lungenkrebs begünstigen können. Sie werden in erworben und genetisch unterteilt. Erworbene Risikofaktoren entstehen durch äußere Einflüsse, die Körperzellen schädigen und zu Erbgutveränderungen (Mutationen) führen können.15 Dazu gehören beispielsweise:


  • Rauchen (auch Passivrauchen)
  • Berufliche Einflüsse (Kontakt mit krebserregenden Substanzen wie zum Beispiel Arsen, Asbest, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Quarzstäube, Cadmium oder Chrom in der Bau- und Chemieindustrie, im Bergbau, in KFZ-Schlossereien und Lackierereien)
  • Hohe Schadstoffbelastung (Asbest, Feinstaub und Abgase)
  • Strahlenbelastung (Röntgen oder natürliches Radon)
  • Chronische Infektion der Lunge

Das bedeutet aber nicht, dass Sie zwangsläufig an Lungenkrebs erkranken, wenn Sie einem oder mehreren der Risikofaktoren ausgesetzt sind. Zudem können eine Änderung des Lebensstils (sportliche Betätigung sowie ausgewogene, gesunde Ernährung) oder bestimmte Schutzmaßnahmen bei der Arbeit das Risiko für eine Erkrankung minimieren.1 Aber auch, wenn Sie vollkommen gesund leben, kann Lungenkrebs durch eine Erbgutveränderung auftreten, wenn bei der Verdopplung der DNA vor der Zellteilung ein Fehler auftritt, der nicht korrigiert wird. Aufgrund der genetischen Vorbelastung haben Kinder, deren Eltern an Lungenkrebs erkrankt sind, ein doppelt so hohes Risiko selbst zu erkranken wie Kinder, in deren Familie kein Bronchialkarzinom aufgetreten ist.11

Lungenkrebs kann sowohl durch erworbene Risikofaktoren als auch durch genetische Faktoren verursacht werden.

Wie wird Lungenkrebs diagnostiziert?

Achten Sie auf mögliche Anzeichen, die Ihnen ungewöhnlich vorkommen und auf ein Lungenkarzinom hinweisen können. Denn je früher ein Lungenkarzinom erkannt wird, desto besser ist es behandelbar. Dabei kommen verschiedene Diagnoseverfahren zum Einsatz. Ziel ist es, den Tumor möglichst genau zu bestimmen, um die beste Therapie festlegen zu können.

Folgende Untersuchungen kann der Arzt oder die Ärztin als erstes durchführen:5

  • Anamnese und körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchung, Blutwerte
  • Bildgebende Verfahren (CT, PET-CT, Röntgen, Ultraschall, MRT)
  • Histologische Untersuchungen (z.B. Bronchoskopie zur Biopsiesicherung)
  • Molekularbiologische Untersuchungen (Sequenzierung)
  • Immunhistologische Untersuchungen (Immunoassays)

Eine gute und zuverlässige Diagnostik ist essenziell und benötigt eine gewisse Zeit. Bei der Computertomografie erhalten Sie in der Regel die Ergebnisse innerhalb weniger Tage. Bei Immunhistologischen Untersuchungen kann es ein paar Tage und bei einer molekularbiologischen Untersuchung je nach Testmethode bis zu zwei Wochen dauern. Wenn Sie Fragen zu den diagnostischen Verfahren oder zu den Ergebnissen haben, scheuen Sie sich nicht, diese Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin oder dem Behandlungsteam zu stellen. Je besser Sie Ihre Erkrankung verstehen, desto stärker können Sie sich bei den anstehenden Entscheidungen mit einbringen.

Begleitpersonen

Nehmen Sie zu den Arztgesprächen eine Begleitperson mit – vier Ohren hören mehr als zwei. Das geht auch über Telefon oder Videoanruf. Notieren Sie sich Ihre Fragen vorher und schreiben Sie – oder Ihre Begleitung – die Antworten mit.

Begleitperson im Arztgespräch bei Lungenkrebs

Anamnese, körperliche Untersuchung und Blutuntersuchung

Bei einem Verdacht auf Lungenkrebs macht sich Ihr Arzt oder Ihre Ärztin zuerst in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) ein Bild von Ihrer bisherigen Krankheitsgeschichte. Dabei fragt er oder sie Sie beispielsweise nach Ihren Lebensgewohnheiten, potenziellen Risikofaktoren, aktuellen Beschwerden und bestehenden Erkrankungen, wozu auch familiäre Vorerkrankungen gehören.5 Bei der folgenden körperlichen Untersuchung misst der Arzt oder die Ärztin beispielsweise Blutdruck, hört Herz und Lunge ab, kontrolliert die Lymphknoten und tastet den Bauchraum ab. Zusätzlich nimmt der Arzt oder die Ärztin Ihnen Blut für die Laboruntersuchung ab. Aus dem Blutbild und einigen anderen Werten wie Leber- und Nierenwerten können dann Rückschlüsse auf den gesundheitlichen Zustand gezogen werden.5

Bildgebende Verfahren (CT, PET-CT, Röntgen, Ultraschall, MRT)

Es gibt verschiedene bildgebende Verfahren, die bei der Diagnose eines Bronchialkarzinoms zum Einsatz kommen können. Zuerst wird meist mittels Computertomographie (CT) festgestellt, ob ein Tumor in der Lunge vorhanden ist und ob er sich schon in benachbartes Gewebe oder Lymphknoten ausgebreitet hat. Die CT kann auch Bereiche der Lunge darstellen, die von anderen Strukturen des Brustraums überlagert werden und deswegen im Röntgenbild oder beim Ultraschall nicht sichtbar sind. So erhält der Arzt oder die Ärztin genaue Informationen über die Größe, die Lage und die Ausdehnung des Tumors sowie eine mögliche Ausbreitung auf andere Organe. Eine noch exaktere Bestimmung ist mit der Positronen-Emissions-Tomographie-CT (PET-CT) möglich. Alternativ dazu kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden.15

Histologische Untersuchungen (Lungenspiegelung, Bronchoskopie)

Histologie ist die Lehre von Geweben. Hierbei wird das Tumorgewebe genauer untersucht. Die Gewebeentnahme kann entweder im Rahmen einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) oder einer transthorakalen (durch den Brustkorb hindurch) Punktion gewonnen werden. Dabei werden Gewebeproben aus der Lunge und dem Tumor entnommen und dann unter dem Mikroskop untersucht. Bei der Lungenspiegelung führt der Arzt oder die Ärztin einen biegsamen dünnen Schlauch durch den Mund oder die Nase über die Luftröhre bis in die Lunge, um Gewebeproben oder Zellen durch eine Spülung (Lungenlavage) oder einen Bürstenabstrich zu entnehmen. Auf diese Weise kann zum Beispiel festgestellt werden, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Die Lungenspiegelung ist die wichtigste Methode zur Diagnosesicherung.5 Kann bei einer Lungenspiegelung kein Gewebe gewonnen werden, entnimmt der Arzt oder die Ärztin Gewebeproben durch eine transthorakale Punktion. Dabei wird das Gewebe mithilfe einer dünnen Nadel (Feinnadelbiopsie) gewonnen, zum Beispiel vom Tumor oder aus den Lymphknoten. Eine besondere Form der Biopsie ist die Mediastinoskopie, welche Proben aus den Lymphknoten im Raum zwischen den Lungenflügeln entnimmt. Dadurch kann der Arzt oder die Ärztin unter anderem das Tumorstadium bestimmen oder erkennen, ob die Lymphknoten schon befallen sind.15

Warum ist der Arzt oder die Ärztin besonders an den Lymphknoten interessiert?

Sie sind für die Bestimmung des Stadiums und die anschließende Behandlung von großer Bedeutung. Denn von den Lymphknoten aus können sich Tumorzellen leicht im restlichen Körper verteilen. Deswegen ist es wichtig, genau zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß sie betroffen sind.

Eine Untersuchungsmethode, die keinen Eingriff erfordert, ist die Untersuchung des Auswurfs (Sputum). Dabei wird der Auswurf analysiert, der beim Husten abgegeben wird. Er enthält Zellen der Schleimhaut aus den Bronchien oder anderen Teilen der Lunge, welche dann untersucht werden können. Diese Methode ist allerdings nicht besonders aussagekräftig.5

Anhand der histologischen Eigenschaften lässt sich der NSCLC in vier Unterformen unterteilen:1

  • Adenokarzinom (entsteht aus den Zellen des Drüsengewebes der Lunge)
  • Plattenepithelkarzinom (entsteht aus den Schleimhautzellen im Bereich der Bronchien)
  • Großzelliges Karzinom (wenn weder ein Adeno- noch ein Plattenepithelkarzinom vorliegt)
  • Sonstige nicht-kleinzellige Lungenkarzinome

Molekularbiologische Untersuchungen (Treibermutationen)

Eine Krebserkrankung entsteht durch Veränderungen im Erbgut. Diese können das Zellwachstum anregen und dafür sorgen, dass sich Tumorzellen unbegrenzt teilen. Zusammengefasst werden diese genetischen Veränderungen in den Lungenkrebszellen als Treibermutationen bezeichnet.12 Es sind zahlreiche solcher Mutationen bekannt. Die häufigsten bei Lungenkrebs sind: KRAS-Mutation, EGFR-Mutation, ALK-Translokationen, BRAF-Mutation, ROS1-Translokationen, NTRK-Fusion, MET-Amplifikation, RET-Fusion und HER2-Mutation.112 Welche Veränderungen genau vorliegen, kann von Patient:in zu Patient:in sehr verschieden sein und hat einen großen Einfluss auf die Wahl und Wirksamkeit der Therapie. Sie dienen als Biomarker und geben Hinweise darauf, welche Therapie den bestmöglichen Erfolg erzielen kann.13

Warum ist eine frühe Testung so wichtig?

Treibermutationen treten abhängig von der Art des NSCLC unterschiedlich häufig auf. Während diese beim großzelligen Karzinom in der Regel nicht nachgewiesen werden können, können sie beim Plattenepithelkarzinom bei 5-10 % der Betroffenen und beim Adenokarzinom sogar bei fast jeder/jedem zweiten Betroffenen gefunden werden.12

Molekularbiologische Tests zum Nachweis solcher Treibermutationen sind wichtig für die Wahl der bestmöglichen Behandlung. Diese sollten daher schon bei Erstdiagnose, spätestens aber bei einer fortgeschrittenen Erkrankung durchgeführt werden.14

Frag dein Behandlungsteam nach deiner Diagnose deshalb unbedingt nach einer solchen Testung, um die für dich beste Therapie zu finden.


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Leitfaden zur Biomarker-Testung

Alles was Sie zur Biomarker-Testung wissen müssen, finden Sie in unserem Leitfaden. Treffen Sie durchdachte Entscheidung zu Ihrer Behandlung mithilfe unserer Broschüre.

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Checkliste zur Biomarker-Testung

Eine Biomarker-Testung bei Lungenkarzinom ist wichtig für eine personalisierte Behandlung. Unsere Checkliste enthält wichtige Fragen für Ihr Behandlungsteam. Laden Sie die Liste herunter und ergänzen Sie eigene Fragen. So sind Sie bestens vorbereitet und können in einem Beratungsgespräch die optimale Therapie planen.

Verschiedene Treibermutationen bei Lungenkrebs:1215

Klassifikationen von Treibermutationen bei Lungenkrebs

Ein mutiertes KRAS-Gen schaltet den EGFR-Wachstumsweg (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor) permanent ein, wodurch es zu einer unkontrollierten Zellteilung kommt. Diese Mutation tritt vor allem bei langjährigen Rauchern auf. Ca. 25% der NSCLC-Patient:innen weisen eine KRAS-Mutation auf.1216

Die Abkürzung EGFR stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt "epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor". Bindet ein Wachstumsfaktor an den Rezeptor wird die Zellteilung eingeleitet. Eine Mutation dieses Rezeptors kann dazu führen, dass dieser dauerhaft aktiviert wird, wodurch eine unkontrollierte Zellteilung stattfindet. Eine EGFR-Mutation tritt besonders häufig bei Frauen und Nichtrauchern auf. Insgesamt sind ca. 10% aller NSCLC-Patient:innen von dieser Mutation betroffen. Zielgerichtete Medikamente können dem unkontrolliertem Tumorwachstum entgegenwirken, indem sie den mutierten EGFR blockieren und verhindern, dass weiter Wachstumssignale ausgesendet werden.17

Das ALK-Gen liefert den Bauplan für das Protein anaplastische Lymphomkinase (ALK). Kommt es bei diesem Gen zu einer Verlagerung bestimmter Genabschnitte an eine andere Position (Translokation), führt dies zu einer dauerhaften Aktivierung der ALK, wodurch das unkontrollierte Wachstum des Tumors gefördert wird. Etwa 3-5% der NSCLC-Patient:innen sind ALK-positiv. Besonders jüngere Patient:innen und Nieraucher sind von dieser genetischen Veränderung betroffen.1217

Hierbei liegt eine Mutation im BRAF-Gen vor, welche die BRAF Serin-Threonin-Kinase dauerhaft aktiviert und so zu einer übermäßigen Vermehrung der Tumorzellen führt. Diese Mutation liegt bei ca. 2-4% der NSCLC-Patient:innen vor.18

Die MET-Tyrosinkinase steuert Signalwege, die das Zellwachstum und die Zellvermehrung regulieren. Durch die Vervielfältigung (Amplifikation) des Gens kommt es zu einer Überfunktion der MET-Tyrosinkinase, was zu einem unkontrolliertem Zellwachstum führt. Diese MET-Amplifikationen können als primäre Treibermutation (d.h. ohne andere Treibermutationen) vorkommen oder als Resistenzmechanismus bei Behandlung mit anderen Kinasehemmern (z.B. EGFR-Hemmern). Bei ca. 2-5% der NSCLC-Patient:innen treten die MET-Amplifikationen als primäre Treibermutation auf.1219

Die RET-Tyrosinkinase steuert Signalwege, die das Zellwachstum und die Zellvermehrung regulieren. Veränderungen des RET-Gens können zu einer Verschmelzung (Fusion) der RET-Tyrosinkinase mit anderen Proteinen führen, wodurch die RET-Tyrosinkinase dauerhaft aktiviert wird. Diese ständige Aktivierung von RET ermöglicht den Tumorzellen ein unkontrolliertes Wachstum. Bei ca. 1-2% der NSCLC-Patient:innen wird eine RET-Fusion als Treibermutation festgestellt.20

Veränderungen im ROS1-Gen bewirken ebenfalls eine übermäßige Vermehrung der Tumorzellen. Diese Translokation kommt bei ca. 1-2% der NSCLC-Patient:innen vor und tritt gehäuft bei jüngeren Patient:innen und Nierauchern auf.21

HER2 (Humaner epidermaler Wachstumsfaktor Rezeptor 2) ist ein Tyrosinkinase-Rezeptor und reguliert das Zellwachstum und die Zellvermehrung. Bei ca. 3% der NSCLC-Patient:innen treten Mutationen im HER2-Gen auf, wodurch es zu einer Überaktivierung der Tyrosinkinase kommt. Diese führt zu unkontrolliertem Zellwachstum und -vermehrung der Tumorzellen.22

Durch Umlagerungen von Genabschnitten der NTRK-Gene an eine andere Position (Translokation), kann es zu einer ungeplanten Verschmelzung (Fusion) zweier Proteine kommen. Diese Fusionsproteine können das Tumorwachstum fördern. Diese NTRK-Fusionen kommen bei weniger als 1% der NSCLC-Patient:innen vor.23

Doch wie werden solche Treibermutationen bestimmt? Dafür wird eine genetische Untersuchung durchgeführt. Aus der durch eine Biopsie gewonnenen Tumorprobe wird die DNA der Zellen isoliert und auf Veränderungen untersucht. Hierbei kommt besonders das Next-Generation-Sequencing (NGS) zum Einsatz. Mit seiner Hilfe können die DNA-Proben in einer hohen Geschwindigkeit und mit hoher Genauigkeit analysiert werden. So kann das Erbgut – im Gegensatz zu früher – auf mehrere Mutationen gleichzeitig untersucht werden.24

Alternativ zur herkömmlichen Biopsie kann die Tumor-DNA auch aus dem Blut der betroffenen Person gewonnen werden. Diese moderne Methode nennt man Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy) – sie kann bereits winzige Mengen an Tumorerbgut im Blut nachweisen. Sie wird jedoch nicht bei der Erstdiagnose eingesetzt, sondern erst im Verlauf der Erkrankung.

Immunhistologische Untersuchungen (Biomarker, Tumormarker)

Durch eine immunhistologische Untersuchung können noch andere Tumor-/Biomarker bestimmt werden, die eine wichtige Rolle für die Therapieentscheidung spielen. Bei Lungenkrebs ist das beispielsweise PD-L1. PD-L1 (Programmed Death-Ligand 1) ist ein sogenannter Immun-Checkpoint – ein Kontrollpunkt des Immunsystems. Diese Strukturen können auf der Oberfläche von Tumorzellen vorhanden sein und schützen diese vor einem Angriff des Immunsystems, sodass die Krebszelle ungehindert weiterwachsen und sich vermehren kann. Hier setzen neue Medikamente an, die PD-L1 blockieren und damit die Krebszelle angreifbar für das Immunsystem machen. Das Vorhandensein von PD-L1 auf der Krebsoberfläche bietet einen guten Angriffspunkt für eine Immuntherapie.25

Titelseite der Broschüre Diagnose Lungenkrebs - Was bedeutet das für mich?