Nach der Diagnose können Sie im Laufe der Zeit einige verschiedene emotionale und stimmungsabhängige Phasen durchlaufen. Das ist ganz normal. Die Abschnitte treten nicht zwingend alle auf. Sie können auch in einer unterschiedlichen Reihenfolge kommen. Das kann daran liegen, dass Sie wahrscheinlich nicht alle Phasen mit der gleichen Intensität durchleben werden.
Diese Phase ist wichtig, da sie für Ihre Seele einen Schutzmechanismus darstellt. Sie geht meist mit einer großen Fassungslosigkeit einher, weil man nun tatsächlich selbst vom Krebs betroffen ist. Der Gedanke daran scheint unerträglich. In dieser Zeit ist es kaum möglich, richtige Entscheidungen zu treffen.
Wichtig ist hier: Sprechen Sie mit jemandem und nehmen Sie Hilfe an. Es ist nicht immer gesagt, dass jeder Ratschlag auch eine gute Empfehlung ist, aber sicherlich filtern Sie automatisch wichtige und hilfreiche Informationen aus all den Gesprächen, die Sie führen werden. Es kann sehr hilfreich sein, sich in dieser Phase an einen Psychoonkologen oder eine Psychoonkologin oder eine entsprechende Beratungsstelle zu wenden. Diese stehen Ihnen bei der Verarbeitung der Diagnose zur Seite und können weitere Hilfestellungen geben. Geben Sie sich in dieser Phase Zeit, den ersten Schock zu verarbeiten. Erstellen Sie dann einen Plan, um festzulegen, mit welchen Schritten Sie beginnen möchten.
Nach der ersten Phase, dem Nicht-wahrhaben-Wollen, folgt oft die Phase des Zorns/Ärgers. Es kann ein Gefühl von Wut auf sich selbst und auf die Umwelt auftreten. Auch in dieser Phase ist die Akzeptanz der Erkrankung noch in weiter Ferne. Tief im Innersten wissen Sie vielleicht, dass Sie die Situation akzeptieren müssen. Das kann auch der Grund sein, warum Sie mit Zorn und Ärger reagieren.
Versuchen Sie, sich einen freien Kopf zu verschaffen, um nicht dem Unmut Ihres Zornes die Zügel zu überlassen. Gehen Sie an die frische Luft und versuchen Sie, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation so hinzunehmen, wie sie ist. Lenken Sie sich mit Hobbys ab, die Sie normalerweise auf andere Gedanken bringen.
Langsam befinden Sie sich auf dem Pfad zur Akzeptanz der Erkrankung. Es können Verhandlungen beginnen, die Sie mit sich selbst führen, um für sich eine akzeptable Gegenleistung auszuhandeln, mit der Sie die Situation besser akzeptieren können.
Geben Sie sich Zeit und machen sich eine Liste mit Zielen, die Sie in Zukunft erreichen wollen, und für die es sich lohnt, sich der Erkrankung zu stellen und weiterzumachen. Versuchen Sie, damit aus dem Hamsterrad von Hadern, Sorgen und Ängsten herauszukommen. Sehen Sie der Krebserkrankung ins Auge und stellen Sie klar, dass Sie der Boss sind. Sie behalten die Macht über Ihren Körper. Der Krebs ist nur ein gelegentlicher Begleiter, der sich an Ihr Leben anpassen muss, nicht umgekehrt.
Depressive Verstimmungen können gelegentlich, müssen aber nicht auftreten. Häufig werden sie durch anstrengende Therapien und nervenaufreibende Gespräche ausgelöst, die Ihnen zusätzlich Kraft rauben. Da nicht immer gleich die erste Behandlung zum erwünschten Ergebnis führt, spielen möglicherweise auch immer wieder Angst und Frustration eine Rolle als Auslöser der Depressionen.
Gehen Sie ans Licht und halten Sie sich möglichst viel in der freien Natur auf, wenn es das Wetter und Ihr Allgemeinzustand zulassen. Verbringen Sie Zeit mit Ihren Liebsten und versuchen Sie, dabei die Gedanken an die Erkrankung in den Hintergrund zu schieben. Sollte es etwas geben, was Ihnen in so einer Phase besonders gutgetan hat, dann vermerken Sie es in dem Buch „Trauern: Phasen und Chancen des psychischen Prozesses“, um beim nächsten Mal darauf zurückzugreifen. Grundsätzlich gilt: Lassen Sie sich nicht durch fehlgeschlagene Behandlungen frustrieren. Einen Plan B zu verfolgen ist bei dieser Erkrankung keine Seltenheit und von Nutzen.
In dieser Phase haben Sie die Erkrankung eventuell so hingenommen, wie sie ist, und haben es vielleicht auch geschafft, den Krebs als Teil von Ihnen zu akzeptieren. Sie fangen nun langsam an, für sich den bestmöglichen Weg zu gestalten.
Bis hierher haben Sie es nun geschafft. Nehmen Sie sich Ihre Liste zur Hand und verwirklichen Sie eines der Ziele, das Sie schon immer erreichen wollten. Lassen Sie es sich gut gehen und gönnen Sie sich und Ihrem Körper etwas Gutes. Er wird wahrscheinlich sehr dankbar sein!
Mit der Diagnose Krebs kommen häufig nicht nur viele Fragen, sondern auch Ängste auf Betroffene und ihre Angehörigen zu.
In einem Gespräch zwischen Dr. Phil. Frank Schulz-Kindermann und den Betroffenen Frau Oldenburg und Herrn Weegen wird ein Überblick über generelle Formen und Funktionen der Angst in Zusammenhang mit Krebserkrankungen gegeben. Wertvolle Tipps für den Alltag helfen dabei, Wege aus der Krise zu finden.
Das Tutorial entstand in Zusammenarbeit mit yeswecan!cer im Rahmen der YES!CON 2021.
Das Video „Keine Angst vor der Angst“ ist hier unter dem Abschnitt "YES!CON 2.0 – Workshops & Tutorials".
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Eine Krebserkrankung bedeutet einen tiefen Einschnitt im Leben der Betroffenen. Oft können gewohnte Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden. Dies kann zu einer hohen Frustration führen, wodurch sich die Lebensqualität zunehmend verschlechtern kann.
Für viele hilfreich: Das Augenmerk auf die aktuellen Möglichkeiten richten, weniger auf Vergangenes und Verlorenes.
Um dem entgegenzuwirken kann es helfen, den Fokus nicht auf Vergangenes, sondern auf das Hier und Jetzt zu lenken. Vielleicht gelingt es dadurch, die eigene Definition von Lebensqualität an die neue Situation anzupassen.
Nach einer Operation oder während einer Chemo- oder Strahlentherapie geht es zunächst darum, sich körperlich und psychisch neu einzuschätzen.
Dabei kann der Blickwinkel von „Was geht nicht mehr?“ hin zu „Was geht heute?“ bewusst verschoben werden. Es tut oftmals gut, das, was gesund ist und die Fähigkeiten, die erhalten geblieben sind, zu spüren und sich ihrer bewusst zu sein.
Es gilt sich innerhalb der eigenen Möglichkeiten andere Projekte und/oder Ziele zu setzen. Dabei bietet die Erkrankung unter Umständen auch neue Chancen. So können zum Beispiel Dinge in Angriff genommen werden, für die bisher nie Zeit war. Was könnte das bei Ihnen sein?
Auf diese Weise kann man wieder etwas mehr Kontrolle über sein Leben zurückgewinnen und es aktiv gestalten. Wichtig ist für viele auch, sich genügend Zeit für sich, Partner:in, Familie und Freund:innen zu nehmen und Momente zu fördern, in denen es nicht um die Krebserkrankung geht. So kann man auch selbst zur Verbesserung der Lebensqualität trotz Krebserkrankung beitragen.