Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung der Plasmazellen im Knochenmark und gehört zu den Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Das Multiple Myelom entsteht durch die bösartige Veränderung einer Plasmazelle, die sich im Knochenmark ungebremst vermehrt.
Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung der Plasmazellen im Knochenmark und gehört zu den Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Das Multiple Myelom entsteht durch die bösartige Veränderung einer Plasmazelle, die sich im Knochenmark ungebremst vermehrt. Sind mehrere Krankheitsherde, d. h. mehrere Stellen im Knochenmark, vorhanden, so spricht man von einem Multiplen Myelom. Ist hingegen nur ein einzelner isolierter Krankheitsherd aus entarteten Plasmazellen vorhanden (in der Regel ein Krankheitsherd ohne Befall des Knochenmarks), wird dies als Plasmozytom bezeichnet. Diese krankhaft veränderten Plasmazellen vermehren sich unkontrolliert im Knochenmark und können sehr große Mengen bzw. Bruchstücke bestimmter Antikörper produzieren, die Paraproteine heißen. Diese sind nicht funktionstüchtig, wodurch die Immunabwehr geschwächt wird. Die bösartigen, entarteten Plasmazellen werden auch als Myelomzellen bezeichnet. Sie produzieren Stoffe, die eine Auflösung der Knochensubstanz verursachen, was zu verringerter Knochenstabilität und zu Knochenbrüchen führen kann. Bei wenig ausgeprägter Erkrankung treten häufig nur mäßige oder keine Symptome auf.
Im weiteren Verlauf können
allgemeine, uncharakteristische Beschwerden wie Müdigkeit und häufige
Infektionen, aber auch Knochenschmerzen und Knochenbrüche auftreten. Das Multiple Myelom tritt überwiegend bei Patienten in einem höheren Lebensalter auf.[1]
Die Erkrankung ist in der Regel zwar nicht heilbar, lässt sich jedoch
in vielen Fällen zurückdrängen, sodass die Betroffenen eine gute
Lebensqualität erreichen. Ziele der Behandlung des Multiplen Myeloms
sind die Symptomkontrolle, das Zurückdrängen der Erkrankung und das
Erreichen eine langanhaltenden Kontrolle der Erkrankung (Langzeitremission).
Zusammengefasst soll durch die Therapie erreicht werden, dass
Betroffene eine möglichst lange Zeit frei von spürbaren Symptomen und
ohne eine Verschlimmerung der Erkrankung (progressfrei) leben können.
Auch wenn die Diagnose Multiples Myelom erst einmal ein Schock ist, lassen Sie sich nicht entmutigen – eine positive Grundeinstellung hilft auch im Umgang mit der Krankheit. Nehmen Sie Ihre regelmäßigen Arzttermine wahr. So können Sie dazu beitragen, Ihren Krankheitsverlauf möglichst positiv zu beeinflussen.
Mit umfassenden Informationen und Tipps zum Multiplen Myelom bietet das Buch viel Unterstützung durch vielfältige Checklisten und Platz für persönliche Notizen, die Ihnen die Gelegenheit bieten, Ihre Lebenssituation zu reflektieren und Ihre Gesundheit aktiv mitzugestalten.
In den Folgen 2, 3 & 8 unseres Podcasts „MEIN KREBSRATGEBER zum Hören“ sprechen die Betroffenen Thomas und Jasmin, gemeinsam mit der Psychoonkologin Dr. Daniela Meger-David, über die Herausforderungen die mit der Diagnose Knochenmarkkrebs einhergehen.
Die Erkrankung Knochenmarkkrebs zeigt, wie kostbar Zeit ist. Die Time Keeper App unterstützt Sie dabei, Ihre Zeit im Alltag und zwischen Behandlungsterminen als bereichernd zu erleben und das Beste aus ihr zu machen. Entdecken Sie mit Time Keeper Ihre Talente und lassen Sie sich von verschiedenen Aktivitäten inspirieren.
Das Multiple Myelom kennzeichnet bösartige Veränderungen (Mutationen) im Erbgut bestimmter B-Lymphozyten im Knochenmark. Die B-Lymphozyten sind die bereits erwähnten Plasmazellen. Diese Plasmazellen spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Wenn Krankheitserreger (z. B. Bakterien) in unseren Körper gelangen, produzieren die Plasmazellen Antikörper, auch Immunglobuline genannt, die bei der Bekämpfung helfen. Es gibt verschiedene Plasmazellen, die alle unterschiedliche Antikörper produzieren. Ist ein Krankheitserreger in den Körper eingedrungen, wird eine bestimmte Art von Plasmazelle aktiviert, die daraufhin ihren spezifischen Antikörper produziert. Dieser markiert den Krankheitserreger, damit er von der Körperabwehr erkannt und zerstört werden kann. Somit ist jede Plasmazelle auf einen bestimmten Krankheitserreger „spezialisiert“ und produziert den entsprechenden Antikörper. Beim Multiplen Myelom ist eine dieser Plasmazellen erkrankt, die nur einen spezifischen Antikörper produziert. Als Folge der Veränderungen in der Erbinformation vermehren sich diese Zellen unkontrolliert und produzieren nun große Mengen dieses Antikörpers oder Bruchstücke des Antikörpers, die auch Paraproteine genannt werden. Die Paraproteine sind jedoch funktionslos und können daher nicht helfen, Krankheitserreger zu erkennen und zu bekämpfen. Die Veränderung im Erbgut betrifft nur eine bestimmte Plasmazelle und folglich auch nur eine Art Antikörper. Aus diesem Grund spricht Ihr Arzt auch von monoklonalen Plasmazellen bzw. Antikörpern.
Die starke Vermehrung der bösartigen Plasmazellen (Myelomzellen) und die Produktion der Paraproteine haben direkte Folgen auf viele Teile des Körpers. Genauere Informationen zu den möglichen Symptomen finden Sie unter Symptome und Diagnose des Multiplen Myeloms. Hauptmerkmal ist eine gesteigerte, fast unbegrenzte Vermehrung der erkrankten Plasmazelle im Knochenmark.
Eine Folge der starken Plasmazellvermehrung ist, dass die anderen Blutzellen, also die roten Blutkörperchen, die Blutplättchen und die anderen weißen Blutkörperchen im Knochenmark verdrängt werden, weil sich die bösartige Plasmazelle unkontrolliert vermehrt und ausbreitet. Dadurch kann es zu Störungen im Sauerstofftransport (rote Blutkörperchen), bei der Immunabwehr (weiße Blutkörperchen) oder beim Wundverschluss (Blutplättchen) kommen.
Die bösartigen Plasmazellen (Myelomzellen) sitzen im Knochenmark und sorgen indirekt für den Abbau des Knochens. Dieser Vorgang wird auch Osteolyse genannt. Als Folge werden die Knochen porös und das in den Knochen enthaltene Kalzium wird frei und gelangt ins Blut. Ihr Arzt spricht dann von einer Hyperkalzämie. Dieser erhöhte Kalziumspiegel kann sich wiederum negativ auf andere Körperfunktionen auswirken und beispielsweise zu Herzrhythmusstörungen führen.
Antikörper bestehen aus mehreren Komponenten, u. a. aus den sogenannten schweren und den leichten Ketten. Teilweise produzieren die Myelomzellen nur Bruchstücke der funktionslosen Antikörper. Bei diesen Bruchstücken handelt es sich beispielsweise um die bereits erwähnten leichten Ketten. Diese können sich auch als „Kristalle“ (Amyloid) in den Organen anreichern. Das führt wiederum zu eingeschränkten Funktionen der betroffenen Organe. Über den Urin werden die leichten Ketten ausgeschieden. Ist die Konzentration dieser leichten Ketten besonders hoch, so können sich diese auch in den Nieren anreichern und Nierenfunktionsstörungen verursachen.
Sehr große Mengen des Paraproteins im Blut können zu einer Verdickung des Blutes führen. Als Folge können Durchblutungsstörungen auftreten.
Das Multiple Myelom kann sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome bemerkbar machen. Es kann aber auch sein, dass die Diagnose nur zufällig im Rahmen einer Blut- oder Urinuntersuchung beim Arzt oder im Krankenhaus gestellt wird und Sie vorher gar nichts von der Erkrankung gespürt haben. Bei etwa jedem vierten Betroffenen werden Hinweise auf ein Multiples Myelom entdeckt, bevor für den Erkrankten Symptome spürbar sind.[1] Bitte sehen Sie hierzu auch die Abbildung.
Wie bereits erwähnt, können die Beschwerden des Multiplen Myeloms sehr vielfältig sein. So ist es möglich, dass Sie aufgrund des Knochenabbaus Schmerzen in Ihren Knochen verspüren. Sehr große Mengen des Paraproteins im Blut können zu einer Verdickung des Blutes führen. Als Folge können Durchblutungsstörungen auftreten, die unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel sowie Hör- und Sehstörungen oder sogar Krampfanfälle verursachen können. Ihr Arzt spricht dann von einem Hyperviskositätssyndrom. Das Paraprotein wird beim Wasserlassen ausgeschieden. Das kann sich bei Ihnen durch schäumenden Urin bemerkbar machen. Die gestörte Bildung von Blutzellen kann auch dazu führen, dass Sie sich sehr müde, schwach und abgeschlagen fühlen. Das nennt man Anämie und in diesem Fall werden zu wenig rote Blutkörperchen produziert. Sind Sie anfälliger für Infektionen und bekommen öfter Erkältungen, als Sie es gewohnt sind, dann kann das an einem Mangel an gesunden weißen Blutzellen liegen. Ein Mangel an Blutplättchen kann wiederum zu einer vermehrten Blutungsneigung wie Nasenbluten führen. Es kann auch sein, dass die sogenannten "B-Symptome" wie Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber auftreten.
Da das Multiple Myelom sehr vielfältige Symptome aufweist, ist die Diagnose nicht immer einfach zu stellen. Auch hier - wie bei allen Erkrankungen – ist es wichtig, dass Sie einen Termin mit Ihrem Arzt vereinbaren, sollten Sie sich unwohl fühlen. Folgende Symptome können möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass Sie an einem Multiplen Myelom leiden könnten:
Es können auch noch weitere Symptome auftreten. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass alle beschriebenen Anzeichen eines Multiplen Myeloms auch bei völlig harmlosen Erkrankungen auftreten können. Sollten Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen entdecken, heißt das nicht automatisch, dass Sie an einem Multiplen Myelom erkrankt sind.
Sollte der Arzt anhand Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese), der körperlichen Untersuchung und Ihrer Symptome den Verdacht auf ein Multiples Myelom haben, können folgende Untersuchungen durchgeführt werden, um den Verdacht zu bestätigen oder um ein Multiples Myelom ausschließen zu können:
Bei der Labordiagnostik werden das Blut und der Urin des Patienten genauestens untersucht. So kann mithilfe des Blutbildes festgestellt werden, welche Zellen zu viel und welche zu wenig im Blut vorhanden sind. Zudem lassen sich unter dem Mikroskop Veränderungen der Zellen gut erkennen. Zur Sicherung der Diagnose „Multiples Myelom“ werden Blut und Urin u. a. durch eine spezielle Zusatzuntersuchung, die Plasmapherese (Serumeiweiß-Elektrophorese oder Immunfixationselektrophorese) im Labor untersucht. Als auffällig gilt dabei ein sogenannter M-Gradient. Dieser kommt durch den Anstieg des Paraproteins zustande, das bei Patienten mit Multiplen Myelom in der Regel erhöht ist. Auch der Urin wird auf erhöhte Mengen des Paraproteins untersucht.
Sollten im Blut und Urin weitere Anzeichen eines Multiplen Myeloms – wie z. B. das Paraprotein – gefunden werden, wird auch das Knochenmark untersucht. Bei dieser Untersuchung kann festgestellt werden, ob im Knochenmark eine Vermehrung der Plasmazellen vorliegt. Darüber hinaus können die Plasmazellen auf mögliche Veränderungen im Erbgut untersucht werden (Zytogenetik). Ergibt die Untersuchung des Knochenmarks, dass Sie an einem Multiplen Myelom erkrankt sind, werden Ihre Knochen mit bildgebenden Verfahren untersucht, um die Ausprägung der Erkrankung und den Zustand der Knochen genauer beurteilen zu können. Beispielsweise können durch die Computertomographie (CT) Schädigungen der Knochen, die eine Folge der Ansiedlung der bösartigen Plasmazellen (Myelomzellen) sind, erkannt werden. Als weiteres bildgebendes Verfahren kommt die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz. Die Plasmapherese und die Knochenmarkuntersuchungen dienen zur Sicherung der Diagnose des Multiplen Myeloms. Die anderen Werte aus Blut und Urin erregen zwar den Verdacht auf diese Erkrankung, können aber auch bei anderen Erkrankungen auftreten und sind deswegen nicht krankheitsspezifisch. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt und ziehen ihn jederzeit ins Vertrauen, wenn Sie sich Sorgen machen und Fragen zu den einzelnen Untersuchungen haben.
Bei der Diagnosestellung des Multiplen Myeloms spielt der bereits erwähnte M-Gradient
eine wichtige Rolle. Dieser gibt an, ob Paraproteine im Blut vorliegen.
Die Einteilung des Multiplen Myeloms erfolgt anhand der vermehrten
Paraproteine. Sind etwa besonders viele Paraproteine der
Antikörperklasse IgG im Blut, so spricht Ihr Arzt von einem IgG-Myelom.
Die IgG- und IgA-Myelome sind hierbei die häufigsten Formen.[1]
Da sich die Behandlung nach dem Stadium der Krebserkrankung richtet, ist es wichtig, dass Ihr Arzt das genaue Stadium Ihrer Erkrankung bestimmt. Hierfür werden wichtige Parameter im Blut gemessen, die Aufschluss über den Fortschritt der Erkrankung geben:
Hierbei handelt es sich um ein Eiweiß (Protein), das auf der Oberfläche vieler Zellen im Körper zu finden ist. Bei Patienten mit Multiplem Myelom kann der Beta-2-Mikroglobulin-Wert erhöht sein.
Dieses Enzym kommt z. B. in erhöhten Konzentrationen im Körper vor, wenn Zellen geschädigt werden oder absterben. Ist der LDH-Wert erhöht, so deutet das auf eine gesteigerte Aggressivität der Krebserkrankung hin. Das bedeutet, dass sich die Krebszellen besonders schnell vermehren.
Dieses Eiweiß befindet sich im menschlichen Blut. Niedrigere Albumin-Werte können ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein.
Es ist klar, dass die Diagnose Multiples Myelom eine große Belastung darstellt und Sie als Patient stark verunsichert. Viele Fragen drängen sich auf und gehen Ihnen durch den Kopf, z. B. wie kann die Erkrankung behandelt werden und was bedeutet sie für mein Leben. Das Multiple Myelom ist derzeit leider noch nicht heilbar, doch intensive wissenschaftliche Forschung hat in den letzten Jahren zu immer besseren Behandlungsmöglichkeiten geführt. Ihr Arzt wird Sie genau informieren, welche Therapie bei Ihnen infrage kommt. Grundsätzlich stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein. So ist es möglich, dass die Erkrankung die Lebenserwartung kaum eingeschränkt, während andere Patienten eine ungünstigere Prognose mit einem schnellen Fortschreiten des Multiplen Myeloms aufweisen.
Bei den Verlaufskontrollen wird hauptsächlich geprüft, wie gut die Therapie bei Ihnen anschlägt. Schlägt die Therapie nicht gut genug an, kann Ihr Arzt sie entsprechend anpassen. Weiterhin sind Verlaufskontrollen wichtig, um rechtzeitig ein Rezidiv, d. h. einen Rückfall bzw. das Wiederauftreten der Erkrankung, zu erkennen. Sollte dies der Fall sein, kann rechtzeitig mit einer weiteren Therapie begonnen werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie regelmäßig Ihre Termine zur Verlaufskontrolle wahrnehmen, auch wenn Sie keine Beschwerden haben sollten.
Die für Sie geeignete Therapie wird Ihr behandelnder Arzt ausführlich mit Ihnen besprechen. An der Therapie eines Multiplen Myeloms können Ärzte verschiedener Fachrichtungen beteiligt sein, dazu zählen Hämatologen (Fachärzte für Bluterkrankungen), Onkologen (Fachärzte für Krebserkrankungen), Nephrologen (Fachärzte für Nierenerkrankungen), Radiologen (Fachärzte für bildgebende diagnostische Verfahren) und Radioonkologen (Fachärzte für Strahlentherapie).
Bei der klassischen Chemotherapie kommen sogenannte Zytostatika zum Einsatz. Zytostatika sind Medikamente, die das Zellwachstum hemmen und so das Krebswachstum bekämpfen – im Idealfall wird dadurch ein „Absterben“ des Tumors herbeigeführt. Um die Krebszellen auf unterschiedlichen Wegen zu bekämpfen, werden häufig verschiedene Medikamente kombiniert: So können Zytostatika einzeln als Monotherapie, aber auch in Kombination mit weiteren Substanzen angewendet werden. Die Behandlung erfolgt meist zyklisch, sodass sich Therapiephasen mit Phasen zur Erholung abwechseln. Wie viele solcher Behandlungszyklen durchgeführt werden, hängt von folgenden Punkten ab:
In der Regel werden zwischen drei und zwölf Behandlungszyklen durchgeführt, dadurch kann die Chemotherapie ein Jahr in Anspruch nehmen.[3]
Zytostatika wirken besonders gut bei Zellen, die sich sehr schnell vermehren – wie beispielsweise Myelomzellen. Allerdings können Zytostatika nicht zwischen Krebszellen und gesunden Zellen unterscheiden, wodurch auch gesunde, sich schnell teilende Zellen geschädigt werden. Dazu gehören beispielsweise die Haarwurzelzellen, die Zellen des blutbildenden Systems oder Schleimhautzellen. Das erklärt, warum es bei vielen Chemotherapien zu Haarausfall, einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, schnelleren Blutungen, einer Blutarmut (Anämie), Durchfall, Erbrechen und Mundschleimhautentzündungen kommen kann.
Mit der richtigen Ernährung die Krebstherapie unterstützen – geht das? Diese Rubrik beantwortet zahlreiche Fragen, die sich Betroffene und ihre Angehörigen zu diesem Thema stellen. Sie finden Tipps Rezepte, die Sie im Alltag unterstützen.
Die Teletherapie ist die am häufigsten angewandte Form der Strahlentherapie. Hierbei wird der Tumor über mehrere Strahlenfelder aus verschiedenen Richtungen von außen bestrahlt. Dadurch wird die Strahlendosis im Tumor konzentriert und umliegendes gesundes Gewebe geschont.
Die Brachytherapie beschriebt die Bestrahlung von innen. Hierbei werden radioaktive Strahler in speziellen Hülsen, Schläuchen oder Nadeln in den Körper eingebracht. Der Applikator wird mit einem radioaktiven Strahler beladen, der über einen kurzen Zeitraum die entsprechende Region bestrahlt.
Beim Multiplen Myelom erfolgt die Strahlentherapie von außen, es werden also keine radioaktiven Substanzen verabreicht. Die Bestrahlung ist in der Regel schmerzlos. Die individuell festgelegte Strahlendosis wird zur besseren Verträglichkeit in mehreren Einzelsitzungen verabreicht. Die einzelnen Sitzungen dauern dabei meist nur wenige Minuten.
Hier finden Sie allgemeine Informationen zur Strahlentherapie und ihrer Nebenwirkungen.
Bei der Hochdosis-Chemotherapie werden die Medikamente sehr viel höher als bei der normalen Chemotherapie dosiert, wodurch eine stärkere Wirkung auf die Krebszellen erzielt wird. Allerdings kann es dadurch auch zu stärkeren Nebenwirkungen kommen, denn es werden auch – im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie – die blutbildenden Stammzellen im Knochenmark zerstört. Um wieder eine normale Blutbildung zu ermöglichen, ist die Gabe (Transplantation) von gesunden, blutbildenden Stammzellen notwendig. Die Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation gilt derzeit als Standardmethode zur Behandlung des Multiplen Myeloms, sofern der Allgemeinzustand, das Alter des Patienten und der Patientenwunsch nicht dagegensprechen.
Es gibt zwei Arten von Stammzelltransplantationen:
Hier stammen die Zellen vom Patienten selbst. Die Blutstammzellen werden dem Patienten vor der Hochdosistherapie entnommen, werden dann aufbereitet und zur Aufbewahrung bis zur Rückgabe (Transplantation) eingefroren. Diese Behandlung erfordert einen Krankenhausaufenthalt von 3–4 Wochen.[4]
Durch eine Induktionstherapie sollen die Myelomzellen so gut es geht zurückgedrängt werden, ohne dass die Stammzellen dabei geschädigt werden.
Die Stammzellen werden medikamentös angeregt, vermehrt aus dem Knochenmark ins Blut auszuwandern.
Nach der Mobilisation wird dem Patienten Blut entnommen, die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert und für die Transplantation aufbereitet.
Um möglichst viele Myelomzellen des Patienten zu zerstören, wird diese Form der Chemotherapie durchgeführt.
Die entnommenen Stammzellen des Patienten werden ihm wieder verabreicht. Sie wandern zum Knochenmark, um dort neue und gesunde Blutzellen zu bilden.
Eventuell ist noch eine Anti-Myelom-Therapie notwendig, um restliche Myelomzellen zu zerstören und so den Behandlungserfolg deutlich zu verbessern (Konsolidierung). Später kann eine sogenannte Erhaltungstherapie erfolgen.
Hier stammen die Zellen von einem fremden Spender. Bei der allogenen Transplantation ist ein Graft-versus-Myeloma(GvM)-Effekt gewünscht, bei dem das Immunsystem des Spenders die Krebszellen zerstört. Damit die Zellen vom eigenen Körper nicht abgestoßen werden, müssen die Gewebemerkmale des Spenders mit denen des Patienten weitgehend übereinstimmen. Geeignete Spender sind daher oftmals nahe Verwandte.
Periphere Stammzelltransplantation
Bei dieser Methode werden die Stammzellen nach Stimulation aus dem Blut des Patienten oder des fremden Spenders entnommen und anschließend transplantiert.
Knochenmarktransplantation
Bei dieser Methode werden die Stammzellen aus dem Knochenmark des Patienten oder des fremden Spenders entnommen und anschließend transplantiert.
Dank der stetigen Weiterentwicklung in der Forschung konnten in den letzten Jahren eine Vielzahl verschiedener neuer Wirkstoffgruppen zur Behandlung des Multiplen Myeloms zugelassen werden.
Sie hemmen das Proteasom, die „Recyclingmaschine“ unserer Zellen, die in Myelomzellen eine besondere Rolle spielt.
Das Proteasom baut Proteine ab, welche die Zellen nicht mehr benötigen. Myelomzellen sind wahre „Produktionsmaschinen“ für Antikörper und haben dadurch einen besonders hohen Bedarf an Protein-Recycling. Sie werden durch Proteasom-Inhibitoren stark in Mitleidenschaft gezogen, während gesunde Zellen durch die Hemmung weniger beeinträchtigt werden.
Sie beeinflussen das körpereigene Immunsystem, indem sie die Ausschüttung von krebsfördernden Stoffen beeinträchtigen und bestimmte Immunzellen aktivieren. Außerdem hemmen sie die Neubildung von Blutgefäßen, die den Tumor mit Nährstoffen versorgt.
Sie dienen der Bekämpfung und dem Abbau von allem Körperfremden. Durch medizinischen Fortschritt können Antikörper so modifiziert werden, dass sie spezifisch Krebszellen angreifen.
Da Krebszellen aus gesunden Körperzellen hervorgehen, werden sie von unseren körpereigenen Antikörpern normalerweise nicht als körperfremd erkannt und auch nicht bekämpft. Doch mittlerweile ist es gelungen, Antikörper speziell zu bearbeiten und anzupassen. Dadurch konnten hochspezifische Antikörpertherapien entwickelt werden, die sich gezielt gegen Myelomzellen richten: Sie passen an die Oberfläche der veränderten, bösartigen Zellen wie ein Schlüssel in ein Schloss und führen dazu, dass die Myelomzellen zerstört werden.
Sie sind Hemmstoffe, die sich gegen bestimmte Proteine in den Krebszellen richten und somit deren Wachstum reduzieren oder den Zelltod der Krebszellen einleiten.
Seit kurzem sind folgende Therapien neu für spätere Therapielinien nach mehreren Rezidiven zugelassen.
Sie sind eine Kombination aus Zellgift (Zytostatikum) und Antikörper: Das Zytostatikum wird an einen Antikörper gekoppelt, welcher die Krebszellen spezifisch erkennt und das Zellgift exakt an die richtige Stelle transportieren kann.
Das Zytostatikum entfaltet sich erst in der Krebszelle, dadurch werden gesunde Zellen geschont. Diese Methode steht beim Multiplen Myelom momentan ausschließlich für späte Therapielinien zur Verfügung (Stand November 2021).
Die Zelltherapie ist ein Verfahren, welches individuell auf den Patienten zugeschnitten ist. Sie kann in späteren Therapielinien nach mehreren Rezidiven oder wenn anderen Therapien nicht erfolgreich waren eingesetzt werden. Dem Patienten werden seine eigenen vorher entnommenen Zellen verabreicht, denen beigebracht wurde, den Krebs zu bekämpfen.
Die „trainierten“ Zellen setzen sich aus einem künstlich hergestellten Proteinkomplex zusammen: Einem chimären Antigenrezeptor (CAR), welcher passgenau an bestimmte Proteine auf den Krebszellen binden kann, und körpereigenen T-Zellen unserer Immunabwehr. Der Name für den chimären Antigenrezeptor stammt vom Fabelwesen Chimäre, welches unterschiedliche Tiere vereint. So auch der ACR: Er verbindet Eigenschaften, die in der Natur auf unterschiedliche Proteine verteilt sind. T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die auch in der Lage sind, Krebszellen abzutöten. Tumore beeinflussen unterschiedliche Abläufe des körpereigenen Immunsystems jedoch so, dass sich die Krebszellen vor den T-Zellen tarnen können. Hier setzt die Zelltherapie an und sorgt dafür, dass die T-Zellen die Krebszellen erkennen und bekämpfen.
Im Bereich der Krebsmedizin wird immer weiter geforscht, um die Therapie möglichst präzise auf den Patienten, seine Lebenssituation und das Krankheitsstadium, in dem er sich befindet, anzupassen. Zielgerichtete und für den Patienten individuell zusammengestellte Therapien sind die Zukunft der medikamentösen Krebsbehandlung. Diese Therapien kann man sich wie Spezialeinsatzkräfte vorstellen, die dazu ausgebildet sind, Krebszellen anhand bestimmter Merkmale zu erkennen. Sie können dabei folgende Angriffspunkte ins Visier nehmen:
Die Medikamente greifen damit also gezielt in Vorgänge ein, die für das Überleben und das Wachstum der Krebszellen notwendig sind. Die neuen Behandlungsansätze können aufgrund ihrer patientenspezifischen und punktgenauen Wirkweise ein wichtiger Schritt in Richtung fortschrittlicher Krebsmedizin sein.
Verschiedenen neue Behandlungsalternativen dieser Präzisionsmedizin werden derzeit in klinischen Studien geprüft und können möglicherweise in Zukunft zusätzlich zur Behandlung des Multiplen Myeloms zur Verfügung stehen.
Bei der Therapie stehen drei wesentliche Behandlungsziele im Vordergrund:
Stabilisierung: Durch eine nachhaltige Behandlung und die Bekämpfung der Krebsaktivität soll eine Stabilisierung des aktuellen Krankheitszustandes erreicht und eine Verschlechterung der Symptome verhindert werden.
Linderung: Ein weiteres Ziel liegt darin, die Symptome der Krebserkrankung zu lindern.
Remission: Hierunter versteht man die Abschwächung der Zeichen und Beschwerden der Krebserkrankung oder die Beschwerdefreiheit. Eine Remission ist nicht gleichzusetzen mit Heilung.
Im Rahmen der Behandlung von Krebserkrankungen spricht man häufig von einer „Remission“. Doch was bedeutet das genau? „Remission“ kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt so viel wie „Rückgang“. Man unterscheidet verschiedene Formen der Remission.
Vollremission oder Komplettremission:
Bei einer Vollremission sind keine Anzeichen der Erkrankung mehr nachweisbar. Es bestehen keine Symptome und auch in den Laboruntersuchungen und in sonstigen Untersuchungen können keine Anzeichen auf das Bestehen der Erkrankung gefunden werden. Komplettremission bedeutet „krankheitsfrei“. Eine Komplettremission ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer Heilung.
Teilremission:
Teilremission bedeutet, dass die Krankheit weiter fortbesteht, aber in einem geringeren Ausmaß als vor der Therapie. Das kann am Beispiel des Multiplen Myeloms bedeuten, dass der Patient keine Symptome seiner Erkrankung mehr verspürt, aber in Untersuchungen des Blutes, des Urins oder des Knochenmarks sich noch weiterhin veränderte Zellen oder sonstige Veränderungen nachweisen lassen. Diese sind nur noch gering ausgeprägt. Bildhaft kann man also von „krank, aber weniger stark“ sprechen.
Ab wann eine Voll- oder Teilremission erreicht wird, ist genau festgelegt. Hierüber wird Sie Ihr Arzt umfassend informieren.
Eine schwierige und unangenehme Frage, die Sie sich vielleicht stellen werden. Sie wollen, genau wie viele andere Patienten auch, wissen, wie viel Lebenszeit Ihnen bleibt. Das Multiple Myelom ist eine sehr heterogene Erkrankung, d. h. sie ist bei jedem Patienten unterschiedlich ausgeprägt. Die medizinische Vorhersage des Krankheitsverlaufs, auch Prognose genannt, beruht daher auf vielen verschiedenen Faktoren. Ihr allgemeiner Gesundheitszustand beeinflusst die Prognose genauso wie Ihr biologisches Alter, das Stadium des Multiplen Myeloms und eventuell weitere vorliegende Erkrankungen. Das Krankheitsstadium kann daher nur einen Hinweis auf die Prognose geben. So liegt die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium I nach ISS bei ca. 80 %, im Stadium II bei ca. 60 % und im Stadium III bei 40 %.[1] Bitte lassen Sie sich von diesen Zahlen nicht verunsichern, die nur Schätzwerte darstellen und bei jedem Patienten anders sein können.
Die genauen Ursachen sind leider nicht vollständig bekannt. Bestimmte Chemikalien und Strahlen, Viren und ein geschwächtes Immunsystem stehen im Verdacht, Auslöser für das Multiple Myelom sein zu können. Es ist aber kein individueller Auslöser bekannt und bei den meisten Patienten findet sich kein spezifischer Grund.
Das Multiple Myelom betrifft vor allem erwachsene Männer und Frauen zwischen dem 72. und 74. Lebensjahr.[6] Jährlich wird in Deutschland bei ca. 3.500 Männern und ca. 2.800 Frauen ein Multiples Myelom festgestellt.[6] Bei Menschen, die jünger als 45 Jahre alt sind, wird das Multiple Myelom sehr selten beobachtet.[6]
Referenzen