Leben mit Schizophrenie

Leben mit Schizophrenie

Leben mit der Erkrankung

    Gute Gesundheit und soziale Unterstützung tragen dazu bei, die mit der Schizophrenie verbundenen körperlichen Risiken, wie Nebenwirkungen von Behandlungen und ungünstige Veränderungen der Lebensweise, zu verringern.

    Es ist von großer Bedeutung, dass Sie Ihre Medikamente wie verordnet einnehmen und auch die mit Ihrem Arzt vereinbarten Termine wahrnehmen. Hierbei ist die Unterstützung durch Familie oder Freunde für viele Patienten sehr hilfreich.

    Ihre Freunde und Verwandten können oft helfen, indem sie frühzeitig Warnsignale für einen Rückfall feststellen. Einige Beispiele für diese Frühwarnzeichen könnten sein, dass Sie weniger schlafen, weniger essen, nervöser, ängstlicher oder in zunehmendem Maß ‚hellwach‘ sind, nicht aus dem Bett kommen oder sich nicht wie sonst konzentrieren können. Werden diese Symptome frühzeitig behandelt, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass es Ihnen schneller wieder besser geht und Sie Ihr Leben wieder genießen können.

    Psychosoziale Interventionen können Ihnen helfen, die fehlende Motivation zur Teilnahme am Alltagsleben, die oft mit Schizophrenie verbunden ist, zu überwinden und wieder ein normales Leben zu führen. Es kann Ihnen und Ihren Familienangehörigen große Freude bereiten, wenn Sie wieder so mit anderen Menschen kommunizieren, wie Sie es vor Ihrer Erkrankung getan haben, oder wenn Sie Ihre alltäglichen Aktivitäten wieder genießen können. Um dies zu ermöglichen, müssen Ihre Symptome kontrolliert werden, und Sie müssen Ihre Therapie genauso fortführen, wie mit Ihrem Arzt besprochen.

    Erfahrungsberichte – Schizophrenie-Patienten Christof und Sabine

      Die Genesung von einer Schizophrenie verläuft schrittweise in Form von mehreren kleineren Einzelerfolgen. Sehen Sie dazu, wie Christof und Sabine von ihrer Erkrankung erfahren haben und wie sie gelernt haben, damit umzugehen:

      (EM-131166)

      (EM-131174)

      Fitness und Gesundheit

      Wenn man psychische Schwierigkeiten hat, fällt es oft schwer, auf sich selbst zu achten. Jeder sollte unabhängig davon, ob er an Schizophrenie leidet oder nicht, auf eine gesunde Lebensweise und regelmäßige sportliche Betätigung achten. Sport wirkt sich günstig auf Ihr Herz und Ihre Lunge aus, fördert den Muskelaufbau und stärkt Ihre Knochen. Übergewicht ist ein Gesundheitsrisiko, und Sport ist ein guter Weg, abzunehmen bzw. eine Gewichtszunahme zu minimieren. Bei Schizophrenie kann dies besonders wichtig sein, da Gewichtszunahme eine mögliche Nebenwirkung mancher Antipsychotika ist.

      Untersuchungen haben gezeigt, dass Sport neben dem körperlichen Nutzen die Stimmung und Konzentration verbessern kann. Sport kann Angstzustände und Stress reduzieren und das Selbstwertgefühl und die Motivation steigern.

      Sportliche Betätigung in der Gruppe, wie beispielsweise in Fitnesskursen oder beim Fußballspielen, ermöglicht Ihnen, neue Leute kennenzulernen und Ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Sport sollte ohne sich zu überanstrengen betrieben werden und Spaß machen, und Sie sollten langsam und schonend beginnen. Bevor Sie ein neues Sportprogramm aufnehmen, ist es wichtig, sich von Ihrem Arzt beraten zu lassen.

      Sport kann sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirken

      Arbeiten und Lernen

      Schizophrenie tritt oft zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr auf, also in einer Phase, die für die Ausbildung oder die Berufswahl entscheidend ist. Das Ausmaß, in dem Ihre Denkfähigkeiten (manchmal als ‚kognitive Funktionen‘ bezeichnet, wie zum Beispiel Konzentration, Gedächtnis, Gedanken, Planungs- und Problemlösefähigkeit) beeinträchtigt sind, kann sich auf Ihre Chancen auswirken, Ihre Ausbildung fortzusetzen oder weiter arbeiten zu können.

      Mithilfe neuerer Antipsychotika, Psychotherapie und psychosozialer Interventionen können Ihre Symptome auf ein Niveau verringert werden, das es Ihnen ermöglicht, Ihre Ausbildung oder Beschäftigung fortzusetzen oder wiederaufzunehmen. Es gibt viele Menschen, die trotz ihrer Schizophrenie viel erreicht haben und weiterhin ein glückliches und erfülltes Leben führen.

      Arbeiten und Lernen trotz Schizophrenie

      Schizophrenie und Sexualität

      Gesunde sexuelle Beziehungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Lebens und entscheidend für die Lebensqualität. Sexuelle Beziehungen können sich jedoch infolge einer Erkrankung an Schizophrenie schwieriger gestalten. Das Krankheitsbild der Schizophrenie selbst sowie die damit einhergehenden Stimmungssymptome oder Nebenwirkungen gewisser Antipsychotika, können zu sexueller Dysfunktion und einer Verringerung des sexuellen Verlangens führen. Es ist wichtig, dass Sie die Medikamente nicht einfach absetzen, wenn solche Probleme auftreten. Obwohl es für Sie möglicherweise peinlich ist, ist es wichtig, mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen, da es gewisse Therapieoptionen gibt, die in solchen Fällen in Betracht gezogen werden können.

      In einer Phase, in der akute Symptome der Schizophrenie auftreten, kann es zu ungehemmtem Sexualverhalten oder der Entwicklung von für die Person untypischen sexuellen Wünschen kommen. Dies kann die Wahrscheinlichkeit für hochriskante Sexualpraktiken erhöhen. Es ist wichtig, alle jungen Menschen – nicht nur jene, die an einer Erkrankung wie Schizophrenie leiden – anzuhalten, sich über Verhütungsmittel und sexuell übertragbare Krankheiten zu informieren und entsprechende Beratung in Anspruch zu nehmen. Zu Beginn einer neuen Beziehung ist es immer wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, wie man sich und seinen Partner schützt.

      Schizophrenie kann auch nach sich ziehen, dass Menschen weniger gut mit unerwünschten Annäherungsversuchen umgehen können, was sie verletzlicher als andere macht. Jegliche sexuelle Belästigung sollte ernst genommen und den entsprechenden Stellen gemeldet werden. Sexuelle Gesundheit ist ein wichtiges Thema, das noch weiter untersucht werden muss. Größere Offenheit kann Menschen mit Schizophrenie jedoch in jedem Fall helfen, gesunde und glückliche sexuelle Beziehungen aufzubauen, in denen sie Erfüllung finden.

      Schizophrenie, Sexualität und Partnerschaft

      Familienplanung

      Frauen mit Schizophrenie, die einen Kinderwunsch haben, müssen beachten, dass gewisse Arzneimittel während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden dürfen oder Veränderungen der Laktation (Milchproduktion) bewirken können. Ihr Arzt kann Sie darüber informieren, welche Medikamente unter diesen Umständen geeignet sind.

      Familienplanung und Schizophrenie

      Freunde und Familie

        Patienten mit Schizophrenie, die Unterstützung erhalten, erzielen oft bessere Lebenskompetenzen als sozial isolierte Patienten. Als Freund oder Familienangehöriger eines Patienten mit Schizophrenie leisten Sie wichtige Unterstützung. Da Sie zu den Personen gehören, die dem Patienten am nächsten stehen, ist es nützlich für Sie, in seine Behandlungsentscheidungen einbezogen zu werden und ein wichtiger Ansprechpartner für seinen Arzt zu sein.

        Manchmal kann eine Schizophrenie zu einem erheblichen Bruch im Leben Ihres Freundes/Verwandten führen, jedoch kann eine Kombination aus den richtigen Medikamenten, Psychotherapie und Bewältigungstechniken Symptome unter Kontrolle bringen und die Patienten befähigen, den Weg zum Gesundwerden und Gesundbleiben einzuschlagen. Hierzu kann der Beginn oder die Wiederaufnahme der Arbeit gehören, wenn die Erkrankung gut behandelt wird.

        Ein starkes Netzwerk aus Verwandten und Freunden unterstützt Sie und Ihren Angehörigen, mit den Auswirkungen der Erkrankung umzugehen. Offen zu sprechen hilft, das Bewusstsein für die Schizophrenie zu schärfen und die Grundlage für positive zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen. Diese können dazu beitragen, dass Ihr Angehöriger sich wertgeschätzt fühlt und sein Selbstvertrauen verbessert wird.

        Empathie und Einfühlungsvermögen

        Schizophrenie bei Freunden und in der Familie

        Der Umgang mit schizophrenen Symptomen kann deprimierend sein. Sie sollten darauf achten, die Überzeugungen Ihres Angehörigen nicht in Frage zu stellen, sondern erklären, dass Sie die Dinge nicht so sehen, aber verstehen, dass sich die Situation für ihn anders darstellen mag.
        Besprechen Sie gemeinsam, was Ihr Angehöriger durch die Behandlung erreichen möchte:

        • welche Therapieoptionen zur Verfügung stehen und welche die beste für Ihren Angehörigen ist,
        • wie Sie mit dem Betreuungsteam am besten zusammenarbeiten, um den größtmöglichen Therapieerfolg zu erzielen,
        • wie Sie den Fortschritt überprüfen, um den Nutzen der Behandlung gegebenenfalls zu optimieren.

        Eine Quelle der Motivation sein

        Versuchen Sie eine Quelle der Motivation zu sein

        Wenn Sie einem Patienten mit Schizophrenie nahestehen, können Sie eine Rolle spielen, indem Sie ihn unterstützen, seine Therapie fortzuführen. Ihre Ermutigung ist wirklich wichtig, um ihm zu helfen, die Therapie als wichtigen Teil der Genesung zu sehen, da das Aussetzen zu einer der häufigsten Rückfallursachen gehört.

        Eine positive Haltung einnehmen

        Nehmen Sie eine positive Haltung ein

        Wie für jeden anderen auch, ist es für Menschen mit Schizophrenie wichtig, zu wissen, wenn sie ihre Sache gut machen. Eine positive Haltung kann sehr viel wirksamer sein, als das Verhalten und Handeln zu kritisieren. Offen über ihre Erkrankung und Sorgen zu sprechen, kann den Patienten auch helfen, sich respektiert und wertgeschätzt zu fühlen.

        Die Anzeichen und Symptome der Schizophrenie erkennen

        Symptome der Schizophrenie erkennen

        Für Menschen mit Schizophrenie ist es manchmal schwierig, zu erkennen, wenn sie krank werden. Indem man den Patienten fragt, was er von seinen Medikamenten hält und ob er Nebenwirkungen wahrnimmt, kann man leichter herausfinden, ob etwas nicht in Ordnung ist. Wenn er Ihnen erzählt, dass er mit seiner Behandlung zu kämpfen hat oder wenn Sie beginnen, Symptome festzustellen, ermutigen Sie ihn, mit seinem Betreuungsteam zu sprechen. Warnzeichen sind u. a.:

        • weniger schlafen und essen und sich weigern, aus dem Bett aufzustehen,
        • Unfähigkeit, sich zu konzentrieren,
        • ungewöhnliche Ideen oder merkwürdige Verwendung von Wörtern,
        • mangelhafte Körperpflege,
        • sozialer Rückzug,
        • fehlendes Interesse und Motivation bei alltäglichen Aktivitäten.

        Es ist wichtig, für den Fall des Auftretens einer psychotischen Episode vorbereitet zu sein. Bleiben Sie ruhig, wenn der Fall eintritt, verringern Sie die Zahl der Ablenkungen im Raum und bedenken Sie, dass Ihr Freund oder Familienmitglied vor seinen eigenen Gefühlen oder vor dem Verlust der Kontrolle Angst haben könnte. Sie sollten so bald wie möglich professionelle Hilfe aufsuchen. Stellen Sie daher sicher, dass Sie eine Liste von Telefonnummern und Adressen für den Notfall, einschließlich der wichtigen Kontakte des Betreuungsteams haben. Mehr zu den Symptomen der Schizophrenie finden Sie hier.

        Aufklärung der Angehörigen

        Es kommt häufig vor, dass Menschen mit Schizophrenie nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus von Angehörigen betreut werden. Es ist wichtig, dass die Angehörigen oder Betreuungspersonen so viel wie möglich über Schizophrenie wissen, um die Schwierigkeiten und Probleme zu verstehen, die mit der Krankheit einhergehen. Außerdem ist es für Familienmitglieder hilfreich zu wissen, wie das Risiko für einen Rückfall des Patienten minimiert werden kann:

        • Interventionen durch Angehörige können der ganzen Familie helfen, Verhaltensmuster zu entwickeln, die zu einem besseren Verständnis des Patienten führen und so dessen Unterstützung erleichtern.
        • Aufklärungsprogramme können Menschen helfen, zu lernen, mit ihren Problemen umzugehen, und sie über die verschiedenen verfügbaren Möglichkeiten der medizinischen und sozialen Betreuung sowie über betreute Wohnmöglichkeiten zu informieren.

        Das Arztgespräch

        Der Arztbesuch steht an, und sicherlich tun sich viele bei Ihnen Fragen auf. Vielleicht machen sich auch Angst, Nervosität oder Unsicherheit breit. Damit der Besuch beim Arzt trotz der Aufregung zufriedenstellend für Sie verläuft, haben wir Ihnen im Folgenden einige Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen können, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten.

        1. Schreiben Sie vor Ihrem Besuch alle Fragen auf, die Sie Ihrem Arzt stellen möchten.
        2. Nehmen Sie einen Notizblock mit, um kurz wichtige Informationen aufzuschreiben, die Ihr Arzt Ihnen gibt.
        3. Vielleicht finden Sie es hilfreich, wenn Sie jemanden zu Ihrem Termin mitnehmen, der Sie an Fragen erinnert, die Sie stellen wollen, und Ihnen hilft, Notizen zu machen.
        4. Listen Sie alle Symptome und Nebenwirkungen auf, die bei Ihnen seit Ihrem letzten Arztbesuch aufgetreten sind. Dies wird dem Team helfen, zu beurteilen, ob Ihre gegenwärtige Behandlung gut wirkt oder nicht.
        5. Wenn Sie unangenehme Nebenwirkungen haben oder den Eindruck haben, dass Ihre Symptome unkontrollierbar sind, bitten Sie Ihren Arzt, zu überlegen, ob eine andere Behandlung für Sie geeigneter wäre.
        6. Besprechen Sie den Nutzen von Psychotherapien mit Ihrem Arzt.
        7. Sie können mit Ihrem Arzt nicht nur einen Behandlungsplan erstellen, sondern auch besprechen, ob es geeignete Selbsthilfegruppen in Ihrer Gegend gibt, die Sie, Ihre Freunde und Ihre Familienmitglieder besuchen können.
        8. Achten Sie darauf, dass Sie wirklich alles erwähnen, was Sie beunruhigt, nicht nur Dinge, die mit Ihrer Schizophrenie-Diagnose zu tun haben – Ihre körperliche Gesundheit ist genauso wichtig wie Ihre seelische Gesundheit.
        Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

        Referenzen

        Deutsche Depressionshilfe. Wo finde ich Hilfe? Abgerufen am 31.03.2022 von https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
        Deutsche Depressionshilfe. Wer behandelt? Abgerufen am 31.03.2022 von https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/behandlung/wo-wird-behandelt
        Neurologen und Psychiater im Netz. Anregungen für Therapietagebuch. Abgerufen am 31.03.2022 von https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/aerzte/hamburg/edgar-torkler/therapietagebuch.html
        Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Leitlinienreport, Version 3.0. 2022 Abgerufen am 24.10.2022 von https://www.leitlinien.de/themen/depression/pdf/depression-vers3-0-lang.pdf