Viele Krebspatient:innen befassen sich damit, wieso sie erkrankt sind. Natürlich ist die Frage „Warum ich?“ immer individuell und in den meisten Fällen nicht abschließend zu beantworten. Trotzdem gibt es Fakten über einige besonders häufige Ursachen, die helfen können, der Antwort auf die Spur zu kommen.
Zumeist sind erbgutschädliche Einflüsse die Ursache für Krebs. Es handelt sich dabei um krebs- oder karzinomerregende Stoffe (Kanzerogene bzw. Karzinogene). Diese lassen sich in drei Obergruppen einteilen:
Sex gilt als die schönste Nebensache der Welt. Aber leider birgt der damit verbundene Austausch von Körperflüssigkeiten die Gefahr, sich mit den unterschiedlichsten Krankheitserregern anzustecken. Einige davon können auch Krebs auslösen.
Krebs wird nicht beim Sex übertragen – übertragen werden können jedoch Krankheitserreger (Viren) wie das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) und Humane Papillomaviren (HPV). Während es erst im Endstadium einer durch HIV ausgelösten AIDS-Erkrankung zu Krebs kommen kann, führt eine Infektion mit bestimmten Papillomaviren möglicherweise direkt zu Krebs.
Es gibt verschiedene Typen von Papillomaviren. Die harmloseren unter ihnen können Genitalwarzen sowie gutartige Knoten hervorrufen. Die Hochrisiko-Typen (v. a. 16 und 18) erhöhen das Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und Peniskrebs.
Auch beim Oralverkehr können diese Viren übertragen werden. Dadurch kann sich das Risiko für Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum erhöhen.
Leider schützen Kondome nicht vollständig vor einer Übertragung von Papillomaviren. Einen sicheren Schutz vor den gefährlichsten Typen der Papillomaviren bietet eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission für Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren sowie auch für Jungen empfohlen wird.
Abgesehen davon ist es sinnvoll die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt bzw. bei der Frauenärztin wahrzunehmen, da so mögliche Infektionen und folgende Krebsvorstufen früh erkannt und behandelt werden können.
Andere vaginale Infektionen, die durch Pilze ausgelöst werden, und Infektionen der Genitalorgane erhöhen nicht das Gebärmutterhalskrebsrisiko. Dennoch ist es empfehlenswert, sich vor den sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS weiter durch Verhütung mit Kondomen zu schützen.
Im Vergleich zu einem beschnittenen Mann trägt ein unbeschnittener Mann ein größeres Risiko für Peniskrebs.3 Das liegt daran, dass sich Krankheitserreger – und damit auch Humane Papillomaviren - unter der Vorhaut sammeln und vermehren können. Deshalb sind unbeschnittene Männer auch eher Krankheitsüberträger als beschnittene Männer. Die Beschneidung fördert die lokale Hygiene und verhindert Infektionen und dadurch unter anderem auch Peniskrebs. Damit ist sie gerade in Ländern mit mangelhafter Hygiene anzuraten. In unseren Breiten wird sie bei Verengung der Vorhaut (Phimose) medizinisch indiziert vorgenommen.
Dass Rauchen ein Krebsrisiko darstellt, ist eine Tatsache. Rauchen ist für etwa 30 % aller Krebstoten verantwortlich. Für Rauchende steigt das Krebsrisiko mit jeder Zigarette an. Aber auch bei Menschen, die nicht rauchen, kann sich durch Passivrauchen das Krebsrisiko erhöhen.
Das Krebsrisiko durch Rauchen entsteht durch die verschiedenen chemischen Substanzen, die während des Rauchens aufgenommen werden. Diese können zu Lungenkrebs führen, aber auch häufig zu Blasen- oder Kehlkopfkrebs. Folgende Faktoren im Zusammenhang mit Rauchen haben Einfluss auf das Krebsrisiko:
Die Sterblichkeit für jede Krebsart ist bei Rauchenden zweimal so hoch wie für Menschen, die nicht rauchen;4 für Lungenkrebs ist das Risiko bei Rauchenden zehnmal, bei stark Rauchenden sogar 15- bis 25-mal höher.5
Etwa 87 % der Fälle von Lungenkrebs sind auf Zigarettenrauchen zurückzuführen.5
Nicht jeder Langzeitrauchende erkrankt an Lungenkrebs – dafür jedoch manche Menschen, die nicht rauchen. Dies hängt mit der individuellen Anfälligkeit für Mutationen zusammen. Es scheint, dass manche Menschen starke Abwehrmechanismen genetischen Ursprungs haben, die es ihnen ermöglichen, große Mengen von Teer zu inhalieren, ohne Lungenkrebs zu entwickeln.
Krebsrisiko Passivrauchen
Vor allem in ungelüfteten Räumlichkeiten besteht für Menschen, die nicht rauchen, ein Krebsrisiko durch die in der Luft enthaltenen krebserregenden Partikel. Ihre Konzentration hängt von der Größe des Raumes, der Stärke der Belüftung und der Entfernung zur rauchenden Person ab.
Mit dem Rauchen aufhören
Es gibt verschiedenste Methoden, mit dem Rauchen aufzuhören. Die persönliche Motivation ist aber immer eine zwingende Voraussetzung. Mit einem erfolgreichen Rauchstopp senken Sie in jedem Fall Ihr Risiko, an Krebs zu erkranken.
Es wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die zeigen, dass die Verringerung des Risikos, an Krebs zu erkranken, von wenigstens zwei Faktoren abhängt: Von der Zahl der Zigaretten, die man vor dem Aufhören geraucht hat, und der Zeitspanne, in der man geraucht hat. Die Kombination dieser beiden Faktoren ergibt den gesamten Tabakkonsum der Person, ausgedrückt als Zahl der „Päckchen-Jahre“.5
Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören!
Man nimmt derzeit an, dass das Lungenkrebsrisiko für jene Zigarettenrauchenden, die nach 20-30 Jahren aufhören zu rauchen, nur sehr langsam auf jenes von Menschen, die nie geraucht haben, absinkt, nämlich nach etwa 10 oder mehr Jahren.6 Hingegen sinkt das tabakkonsumbedingte Risiko für Herz-Gefäßerkrankungen schon nach einem Jahr Zigarettenabstinenz um die Hälfte.7
Chemo- und Strahlentherapien zeigen bei Rauchabstinenz bessere Wirksamkeit.8
Methoden zur Rauchentwöhnung
Die entscheidende Voraussetzung zur Entwöhnung ist die persönliche Motivation. Welche Methode am geeignetsten ist, hängt von der Persönlichkeitsstruktur der rauchenden Person ab. Zu den gängigen Methoden der Rauchentwöhnung gehören:
Die eigene Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg
Nikotinpräparate erhöhen die Erfolgsrate aller Verfahren: Die Zufuhr von Nikotin in allmählich abnehmender Dosis kann die Entzugserscheinungen (Nervosität, Reizbarkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen, Gewichtszunahme) verringern.9
Ausführliche Informationen zum Thema Rauchentwöhnung sowie ein Online-Ausstiegsprogramm bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf www.rauchfrei-info.de.
Es ist bekannt, dass bestimmte Schadstoffe in unserer Umwelt die Entstehung von Krebs begünstigen können. Am bekanntesten ist sicher Asbest. Lesen Sie, wann und wo wir krebserregenden Stoffen ausgesetzt sind, wie groß das Risiko wirklich ist und wie Sie sich schützen können.
Die krebserregende Wirkung von Asbest gilt heute als eindeutig gesichert. Deswegen wird der Baustoff schon seit über 20 Jahren nicht mehr eingesetzt und konsequent aus alten Gebäuden entfernt. Neben Asbest gibt es weitere Schadstoffe, die im Verdacht sind, die Entstehung von Krebs zu fördern.
Luftverschmutzung als Krebsrisiko?
Zu den wichtigsten krebserregenden Luftschadstoffen zählen Abgase aus dem Straßenverkehr und der Industrie. Der daraus entstehende Feinstaub ist nachweislich eine Ursache von Lungenkrebs.10 In Deutschland konnte die Feinstaubbelastung durch strenge Grenzwerte seit den 1990er Jahren stark gesenkt werden, Grenzwertüberschreitungen sind aber immer noch die Regel.
Auch Belastungen durch Dieselabgase im Straßenverkehr können krebserregend sein.11 Studien zeigen, dass Personen, die oft und über einen längeren Zeitraum Dieselabgasen ausgesetzt sind, ein höheres Lungen-, Blasen- und Brustkrebsrisiko aufweisen. Aktuelle Messdaten der Luft können Sie beim Umweltbundesamt nachlesen.
Schadstoffe in unserer Kleidung
Ob Farbstoffe, Dünger- und Pflanzenschutzmittel oder Nanopartikel: Viele Schadstoffe, die in der Kleidung vorhanden sind oder bei der Produktion zum Einsatz kommen, stehen im Verdacht, einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit zu haben. Leider gibt es keine Zulassungs- und Anmeldepflicht für Textilien, weshalb umfassende Kenntnisse über mögliche Risiken fehlen.
Von so genannten Azofarbstoffen ist jedoch bekannt, dass sie krebserregend sein können, weshalb damit behandelte Kleidung EU-weit verboten wurde. Vorsichtig sollte man bei importierten Textilien aus Nicht-EU-Staaten sein, die diese Farbstoffe gelegentlich noch enthalten. In bügelfreier Kleidung konnte Formaldehyd nachgewiesen werden, das krebserregend eingestuft wird.12
Belastungen durch Kleidung können Sie vorbeugen, indem Sie neue Kleidung vor dem Tragen waschen und auf bügelfreie Kleidung verzichten. Ein bekanntes Gütesiegel ist Öko-Tex Standard 100 und 1000. Das 100-Siegel betrachtet nur das Endprodukt, bei dem 1000-Siegel wird auch die Betriebsstätte und die Herstellung nach umweltfreundlichen Kriterien überprüft.
Made in China: Kinderspielzeug immer wieder in den Schlagzeilen
In regelmäßigen Abständen melden Medien, dass giftige Stoffe in Kinderspielzeug gefunden wurden. Da Kinder mit Spielzeug in engen körperlichen Kontakt kommen, ist die Sorge groß, dass sie krebserregende Stoffe aufnehmen könnten. Nickel, Blei, Cadmium, Formaldehyd, Borsäure und Weichmacher sind kritische Substanzen, die in Spielzeug vorkommen können. Nach EU-Spielzeugrichtlinie dürfen sie nur in unbedenklichen Mengen in den Spielzeugen enthalten sein.
Besonders polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die in Weichmachern in Kinderspielzeug zum Einsatz kommen, wurden immer wieder bei Tests in hoher Konzentration gefunden. In der EU-Chemikalienverordnung REACH13 ist u. a. die Handhabung von PAK geregelt. Darin ist „die Abgabe krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe (CMR-Stoffe) an den Endverbraucher generell untersagt.“14
Hierbei sind auch acht PAK eingeschlossen, die bereits als CMR-Stoffe eingestuft sind.14 PAK wird über die Haut absorbiert und steht im Verdacht, sowohl krebserregend als auch erbgutschädigend zu sein.
Um sich und das eigene Kind vor schadstoffhaltigem Spielzeug zu schützen, empfiehlt es sich, beim Kauf bereits auf den Geruch des Spielzeugs und den Inhaltsstoff PVC zu achten, der Weichmacher enthalten kann. Hilfreich sind bekannte Spielzeug-Prüfsiegel für unbedenkliches Spielzeug wie zum Beispiel das TÜV-Proof-Zeichen, das GS-Zeichen und das Spiel gut-Zeichen.
Stellen glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel eine Gefahr für die Gesundheit dar?
Immer wieder ist in den Medien von dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat und seinen möglichen Gesundheitsgefahren die Rede. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden im Rahmen der Risikobewertung über 1.000 Studien zu den gesundheitlichen Wirkungen von Glyphosat ausgewertet.15
Unabhängige Wissenschaftler:innen aus Deutschland und allen EU-Mitgliedsstaaten stimmen überein, dass bei „bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung“ der Wirkstoff Glyphosat gesundheitlich unbedenklich ist.15
Wer kontrolliert die Schadstoffbelastung?
Schadstoffausstoß und Umweltbelastungen, aber auch gesundheitsgefährdende Substanzen in Gebrauchswaren werden auf deutscher und europäischer Ebene gesetzlich geregelt und deshalb auch regelmäßig überprüft. Dadurch wird die gesundheitliche Belastung so gering wie möglich gehalten und neue schädliche Einflüsse werden schneller entdeckt und eingeschränkt.
Weiterführende Informationen
Sollten Sie noch Informationen benötigen oder Fragen haben, können Sie sich auf unterschiedlichste Weise erkundigen:
Zusätzliche Informationen zum Thema Krebsrisiko durch Umwelteinflüsse sowie eine Auflistung weiterer Ansprechpartner:innen finden Sie beim Krebsinformationsdienst und bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Sonnenstrahlung wird von den meisten als wohltuend empfunden. Jedoch setzen sich ihr viele Menschen zu lange aus. Denn Sonnenstrahlung stellt einen Risikofaktor für Hautkrebs dar. Wir erklären Ihnen, worauf es zu achten gilt, um das Risiko gering zu halten.
Sonnenstrahlung besteht aus UVA- und UVB-Strahlung. UVA-Strahlung kann die menschliche Erbsubstanz (kurz: DNA) schädigen und somit zu Hautkrebs führen. UVB-Strahlung ist in erster Linie für Sonnenbrand verantwortlich – ein Alarmsignal für ein zu langes Sonnenbad. In Solarien und bei Höhensonnen werden hauptsächlich UVA-Strahlen verwendet. Deshalb können sie ebenfalls eine schädigende Wirkung auf die Haut haben und das Krebsrisiko erhöhen.
Es gibt verschiedene Arten von Hautkrebs, die je nach Länge und Intensität der UV-Strahlung entstehen können. So kann beispielsweise eine dauerhafte UV-Strahlung ein Plattenepithelkarzinom verursachen. Wechselnde Strahlung, d. h. kurze, intensive UV-Strahlung, wie beispielsweise bei einem Sonnenbad im Urlaub, kann zu einem malignen Melanom führen. Beim Basalzellkarzinom können sowohl dauerhafte als auch wechselnde UV-Strahlung Ursache für die Krebsentstehung sein. Weitere seltene Hautkrebserkrankungen, die nur wenig oder nicht UV-abhängig entstehen, sind z. B. das Merkelzellkarzinom, Dermatofibrosarcoma protuberans und das Kaposi-Sarkom.16
Der beste Schutz vor Sonnenstrahlung ist Schatten.
Es ist eindeutig bewiesen, dass Menschen, die schnell Sonnenbrand bekommen und nie braun werden, ein wesentlich höheres Hautkrebsrisiko haben als Personen, die nie einen Sonnenbrand bekommen und leicht braun werden. Es gibt also individuelle genetische Faktoren von Sonnenschutz.17
Auch bei Schutz durch Sonnencreme kann man nicht den ganzen Tag ohne Risiko in der Sonne verbringen. Der wirksamste Schutz ist der Schatten, er kann durch kein Sonnenschutzmittel ersetzt werden. Dennoch können Sie Ihre Ferien und Ihre Freizeit im Freien genießen. Achten Sie jedoch auf einen ausreichenden Schutz durch Schatten (Abschirmung durch Hausdächer, Bäume, Hut, Kleidung) in sinnvoller Ergänzung mit Sonnenschutzmitteln.
Sich verändernde Muttermale sollten vom Hautarzt kontrolliert werden.
Jeder Mensch hat Muttermale (oft auch Leberflecken genannt). Im Allgemeinen entstehen Muttermale in der Kindheit aber auch als Folge übermäßiger Sonnenstrahlung. Eine erhöhte Zahl zählt als Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Muttermale sollten unbedingt vom Hautarzt kontrolliert werden, wenn sie sich verändern oder verdächtig erscheinen. Dazu zählen:
Die gefährliche Form des Hautkrebses ist das maligne Melanom. Merkmale sind kleine Pigmentflecken, die immer dunkler werden oder sich plötzlich vergrößern, zu bluten oder zu jucken beginnen. Dieser Typ des Hautkrebses ist besonders gefährlich, weil er sich sehr schnell ausbreiten und Metastasen bilden kann. Eine andere Art ist das Basaliom. Man kann es als kleines Knötchen von der Farbe der Haut beobachten oder als kleine ringförmige Veränderung mit einem sich erweiternden Rand. Häufig findet man diese Form auf der Nase und um die Augen. Seltener handelt es sich um eine kleine Wunde auf Handrücken oder Ohrmuschel, die nicht heilt, sondern immer wieder Krusten bildet und ständig größer wird.
Sind Patient:innen einzelnen oder mehreren dieser schädlichen Einflüsse ausgesetzt, können diese das Krebsrisiko erhöhen. Dabei ist nicht jeder Mensch gleich anfällig für Schädigungen des Erbguts. Das heißt, dass zwei Menschen in derselben Zeitspanne und Intensität denselben krebserregenden Einflüssen ausgesetzt sein können und einer erkrankt, während der andere gesund bleibt.
Wie hoch die Krebsgefahr durch unseren Lebensstil ist und wie Sie durch eine Änderung Ihres Lebensstils Ihr Krebsrisiko senken können, erfahren Sie in unseren weiterführenden Beiträgen.
Abgesehen von den äußeren Einflüssen besteht auch die Möglichkeit einer Krebserkrankung durch erbliche Veranlagung. Dabei findet sich bereits bei der Zeugung eine Schädigung des Erbguts entweder in der Eizelle der Frau oder in dem Spermium des Mannes. Eine erbliche Veranlagung ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einem sicheren Krankheitsausbruch. Je nachdem welche Schädigung vorliegt, kann diese durch eine in der Zelle vorhandene Sicherungskopie der Gene ersetzt werden. Oftmals entsteht ein Tumor erst, wenn diese Kopie ebenfalls beschädigt ist.
Die Veranlagung für Krebs kann vererbt werden, nicht aber der Krebs an sich.
Vor allem Dickdarmkrebs, Brustkrebs und Eierstockkrebs sind zum Teil auf die Vererbung beschädigten Erbguts zurückzuführen. Sollten diese Krebsarten in Ihrer Familie vorkommen, empfehlen wir Ihnen, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu sprechen und an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen teilzunehmen. Krebs ist heute keine zwingend tödliche Krankheit mehr. Je früher er erkannt wird, desto besser stehen Ihre Chancen.
Krebs entsteht durch eine Veränderung unserer Zellen. Diese sogenannten „entarteten“ Zellen unterscheiden sich von gesunden Zellen. Das Wissen um die Änderungen in unseren Zellen erleichtert es, die Krebserkrankung selbst zu verstehen.
Krebs ist die Bezeichnung für bösartige (maligne) Zellen. Er entsteht, wenn eine Zelle des Körpers entartet. Das heißt, dass sich eine Zelle durch Veränderungen (Mutationen) ihres Erbguts (Genoms) den natürlichen Kontroll- und Reparaturmechanismen des Körpers entzieht. Da die körpereigenen Schutzmechanismen in der Regel greifen, kommt es entweder gar nicht zu einer Krebserkrankung oder erst nach Jahren oder Jahrzehnten.
Erst durch wiederholte oder mehrere kombinierte erbgutschädliche Einflüsse kann das Genom einer Zelle so geschädigt sein, dass die Schutzmechanismen nicht mehr funktionieren. Dadurch werden Mutationen bei der Zellteilung an die Tochterzellen weitergegeben und es entstehen Tumorzellen. Diese unterscheiden sich in folgenden Punkten von normalen Zellen:
Eigenständiges Zellwachstum: Gesunde Zellen können sich nur teilen, wenn sie zuvor das Signal von zellexternen Wachstumsfaktoren erhalten haben. Die Teilung von Tumorzellen findet hingegen unabhängig von Wachstumsfaktoren statt.
Unreguliertes Zellwachstum: Im gesunden Zustand bewirken einige Signalstoffe die Hemmung eines weiteren Zellwachstums, andere den Zelltod. Tumorzellen sind gegenüber den Signalstoffen unempfindlich und können ungehindert weiterwachsen und sich vermehren.
Ungehemmtes Wachstumspotenzial: Gesunde Zellen verfügen über einen Mechanismus, der ihnen erlaubt, sich nur in einem bestimmten Ausmaß zu teilen. Bei Tumorzellen funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr, sodass sie sich beliebig oft teilen können.
Deaktivierte Fähigkeit zum programmierten Zelltod (Apoptose): Bei nicht zu behebenden Schäden sind gesunde Zellen in der Lage Selbstmord zu begehen. Tumorzellen sind jedoch unempfindlich gegenüber den Signalen, die diesen einleiten.
Fähigkeit zur Versorgung durch Blutgefäße: Je größer der neu entstandene Zellverbund von Tumorzellen ist, desto mehr Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen benötigt er. Um die eigene Versorgung zu sichern, sind Tumorzellen in der Lage, das Wachstum neuer Blutgefäße anzuregen.
Fähigkeit zur Invasion und zur Metastasenbildung: Im Gegensatz zu gutartigen (benignen) Zellen können Krebszellen im Körper wandern und dadurch an anderen Stellen weitere Geschwülste (Metastasen) bilden. Außerdem können sie in andere Gewebe hineinwachsen und/oder diese verdrängen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass mit einer frühzeitigen Krebsdiagnose die Prognose für Patienten oder die Patientin steigt. Zu den gängigen Diagnoseverfahren zählen:
Doch oft bleibt eine Krebserkrankung längere Zeit unbemerkt. Dies liegt daran, dass sie vorhanden sein kann, ohne dass die betroffene Person etwas spürt oder sich krank fühlt. Deshalb ist es wichtig zu wissen:
Keine Schmerzen zu spüren ist keine Garantie dafür, keinen Krebs zu haben.
Bei bestimmten Krebsarten, wie etwa Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs oder Hautkrebs, ist eine Vorsorgeuntersuchung oder auch Früherkennung möglich. Diese nimmt je nach Krebsart der Urologe, Haus-, Frauen- oder Hautarzt vor.
Bei Verdacht auf Krebs erfolgen weitere Diagnoseverfahren, die entweder von den jeweiligen Fachärzt:innen oder von Krebsspezialist:innen durchgeführt werden.
Je nachdem, welche Organe oder Körperregionen erkrankt sind, kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Meist sind mehrere Methoden nötig, um die Art der Krebserkrankung und ihre Ausbreitung zu beurteilen.
Untersuchungen, mit deren Hilfe man in den Körper hineinblicken kann, um solide Tumoren oder Metastasen festzustellen. Zu den gängigen bildgebenden Verfahren zählen Röntgenstrahlen, Computertomographie, Kernspintomographie, Positronen-Emissions-Tomographie, Szintigraphie, Ultraschall-Diagnostik und auch die Endoskopie.
Bei diesen Untersuchungen wird mithilfe eines schlauchförmigen optischen Geräts, dem Endoskop, direkt in Körperhöhlen hinein geschaut. So hat man die Möglichkeit, die Oberfläche der darin liegenden Organe auf verdächtige Veränderungen hin zu untersuchen und Gewebeproben zu entnehmen. Endoskopische Untersuchungen können unter anderem bei Darmkrebs, Magen- und Speiseröhrenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt werden.
Mithilfe von Labortests können Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin untersucht werden. Blutveränderungen können auf eine solide Tumorerkrankung oder Leukämie hinweisen und Auskunft über den Zustand von Organen wie Leber oder Niere geben. Bei manchen Krebserkrankungen steigt die Zahl spezieller Stoffe im Blut – die Tumormarker – an. Sie werden entweder von den Krebszellen selbst oder als Reaktion des Körpers auf die Krebserkrankung gebildet. Trotz Tumorerkrankung können Laborwerte lange Zeit unauffällig bleiben.
Gewebe kann bei einem operativen Eingriff entnommen und untersucht werden. Gewebeproben werden in der Fachsprache als Biopsie oder Probeexzision (PE) bezeichnet. Diese werden feingeweblich (histologisch) untersucht. Dabei betrachtet ein:e Spezialist:in die Proben unter dem Mikroskop und sucht nach Krebszellen. So kann festgestellt werden, ob eine Veränderung gutartig ist, wie z. B. eine Entzündung, oder bösartig, also Krebs.
Diese Untersuchungsmethode (auf Deutsch: „Flüssigbiopsie“) hat sich in den letzten Jahren entwickelt und dient dem Nachweis von Tumorzellen bzw. Tumor-DNA im Blut. Auch Tumorzellen geben Erbinformationen ins Blut ab. Mithilfe der Liquid Biopsy können diese auf Genveränderungen untersucht werden. Für die Untersuchung genügt eine Blutprobe der zu untersuchenden Person.
Eine ausführliche Darstellung der Diagnosemethoden findet sich auf der Website der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.: Wie stellt man Krebs fest?
Unter einem Rezidiv versteht man allgemein das erneute Auftreten oder Fortschreiten einer Erkrankung nach deren kompletter oder teilweiser Abheilung. Einfach gesagt: Das Rezidiv ist ein Rückfall. Auf eine Krebserkrankung bezogen bedeutet dies, dass nach erfolgreicher Therapie und Zerstörung bzw. Zurückdrängung des Tumors erneut Tumorgewebe auftritt.
Bei den soliden Tumoren, also den Organkrebserkrankungen wie Brustkrebs, Prostatakrebs, Eierstockkrebs etc., muss zwischen Rezidiv, also dem Wiederauftreten an Ort und Stelle, sowie Metastasierung, also dem Auftreten von Tochtergeschwülsten an anderen Organen unterschieden werden.
Bei den Blutkrebserkrankungen, wie z. B. Leukämien oder Lymphomen, spricht man von einem Rezidiv, wenn Krebszellen beispielsweise im Blut oder Knochenmark wieder nachweisbar sind.
Ob eine Krebserkrankung beim Wiederauftreten noch heilbar ist, ob man nun mit einem chronischen Verlauf rechnen muss oder ob die Erkrankung durch das Wiederauftreten lebensbedrohlich wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und kann nur mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin in der individuellen Situation geklärt werden.
Oft hilft es, den Arzt bzw. die Ärztin genau nach den Möglichkeiten und Aussichten zu fragen. Denn viele Patient:innen und Angehörige verbinden mit dem Wiederauftreten der Erkrankung automatisch eine tödliche Bedrohung, obwohl das nicht zwangsläufig so sein muss.
Die Situation ist im Rezidiv von Fall zu Fall so unterschiedlich, dass keine allgemeingültige Aussage – etwa in Broschüren oder im Internet – getroffen werden kann. Ihr Arzt oder ihre Ärztin kann Ihnen in diesem Fall die beste Auskunft geben und Ihnen die Situation erklären.
Um ein Rezidiv möglichst früh feststellen zu können, sind Nachsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung. Sie können zwar eine emotionale Belastung darstellen, tragen aber auch zu einer gewissen Sicherheit bei, wenn sie ohne Befund bleiben.
Die Vorteile in der Rezidivsituation sind, dass Patient:innen und ihre Familien das Medizinsystem sowie vertrauenswürdige Behandler:innen inzwischen kennen. Sie wissen, wo und welche Form von Unterstützung sie erhalten können und haben bereits mindestens einmal diese schwierige Situation gemeistert. Andererseits ist genau das eingetreten, wovor sie wohlmöglich die größte Angst hatten. So ist es schwieriger wieder zu Hoffnung und Zuversicht zurückzukehren oder sich gar auf eine völlig neue Lebens- und Therapiesituation einzurichten, wenn die Krankheit nicht mehr heilbar sein sollte.
Deshalb kann es sinnvoll sein, noch einmal über professionelle psychoonkologische Unterstützung nachzudenken, zumal über das Medizinische hinaus erneut wichtige Entscheidungen, z. B. beruflich oder sozialrechtlich, anstehen können. Auch eine erneute sozialrechtliche Beratung in einer Krebsberatungsstelle kann in diesem Zusammenhang helfen.
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Fast jeder Mensch kennt eine Person, die an Krebs erkrankt oder verstorben ist. Da mit dem Alter das Krebsrisiko zunimmt, spricht man hier von einem demographischen Risikofaktor. Lebensstil und Vererbung können die Entstehung von Krebs ebenfalls begünstigen oder verringern.
Im aktuellen Bericht „Krebs in Deutschland für 2017/2018“ des Robert-Koch-Institutes und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. lag für das Jahr 2018 die geschätzte Zahl der Krebsneuerkrankungen in Deutschland bei 498.000 Personen (ohne nicht-melanotischen Hautkrebs). Im selben Jahr sind 229.065 Menschen an Krebs verstorben (ohne nicht-melanotischen Hautkrebs). Bei Männern liegt die Neuerkrankungs- und Sterberate etwas höher als bei Frauen.18
Bei Männern ist der Prostatakrebs (24,6 %) die häufigste Krebsneuerkrankung, gefolgt von Lungenkrebs (13,3 %) und Darmkrebs (12,8 %). Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs (30,0 %), Darm- (11,5 %) und Lungenkrebs (9,4 %). Mit 34,3 % sind Krankheiten des Kreislaufsystems insgesamt die häufigste Todesursache in Deutschland. Krebs folgt gleich an zweiter Stelle mit 23,5 %.19
Bei Männern ist Lungenkrebs die Krebsart, die zu den häufigsten Todesfällen führt (22,8 %), gefolgt vom Prostatakarzinom (12,0 %) und Tumoren des Dickdarms (10,8 %). Bei Frauen ist der Brustkrebs die häufigste Krebstodesursache (17,7 %), gefolgt von den Tumoren der Lunge (15,8 %) und des Darms (10,8 %).18
Das Risiko, an Krebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter stetig zu. Daher wird das Alter auch als demographischer Risikofaktor bezeichnet.