Krebs betrifft nie nur die erkrankte Person allein. Angehörige sind in dieser Situation meist die wichtigste Stütze, leiden aber häufig mit und sind selbst oft genauso stark emotional belastet. Häufig wird das nicht so wahrgenommen. Daher kann für die Bewältigung dieser Aufgabe auch für Angehörige Unterstützung hilfreich sein.
Angehörige von Krebspatient:innen befinden sich häufig in einer Doppelrolle. Einerseits sind sie die wichtigste Quelle seelischer Unterstützung für die Betroffenen, andererseits haben aber auch sie oftmals Sorge um die Organisation des Alltags, um die Zukunft und möglicherweise Angst vor dem Verlust des geliebten Menschen. In der Regel gestehen sie sich selbst aber nur die erste Rolle zu. Häufig werden sie gefragt: „Wie geht es deiner Frau/deinem Mann/deiner Mutter/etc.?“ Kaum jemand fragt danach, wie es ihnen selbst geht. Das erkrankte Familienmitglied wird nicht selten zum zentralen Thema des Lebens der Angehörigen. Eigene Probleme und Sorgen können in den Hintergrund rücken, da sie als bedeutungslos angesehen werden. Oft verfolgen auch Angehörige eigene Hobbys und Interessen nicht mehr, z. T. aus organisatorischen Gründen, da einfach keine Zeit dafür bleibt, manchmal aber auch, weil sie dann ein schlechtes Gewissen der erkrankten Person gegenüber haben.
Die so veränderte Lebenssituation kann dazu führen, dass Angehörige selbst stark belastet sind oder gar krank werden. Nicht selten sind sie überreizt, leiden an Schlafstörungen und entwickeln depressive Symptome – die ganze Bandbreite psychosomatischer Erkrankungen. Es gibt jedoch Strategien und Hilfsangebote, um dies abzumildern oder zu vermeiden.
In der Folge 12 unseres Podcasts „MEIN KREBSRATGEBER zum Hören” erzählt die Betroffene Manuela, wie sie mit ihrer Familie gelernt hat, mit dem Lungenkrebs umzugehen. Es werden Fragen und Folgen besprochen, die sich innerhalb einer Familie bei einer Krebsdiagnose ergeben. Wie sage ich es den Kindern? Wer hilft uns jetzt?
Die eigene Situation realistisch sehen, Belastungen benennen, eigene Grenzen erkennen und vor allem eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrnehmen: Das alles kann helfen, eine dauerhafte Überforderung zu vermeiden. Ein offenes Gespräch, auch über die eigenen Ängste und Sorgen, kann sehr entlastend sein. Dürfen Angehörige die erkrankten Familienmitglieder mit ihren eigenen Gedanken, Gefühlen, Grenzen und Bedürfnissen „belästigen“?
Patient:innen sagen immer wieder, dass es für sie sehr tröstlich ist, wenn sie hören und spüren, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein sind, sondern ihre Angehörigen sich ebenfalls Sorgen machen und Ängste haben. Oft lassen sich dann im Gespräch leichter gemeinsame Lösungen finden.
Auch Freund:innen empfinden es oftmals als großen Vertrauensbeweis, wenn sich Angehörige ihnen in dieser Situation anvertrauen.
Mancherorts gibt es spezielle Gruppen für Angehörige. Dort stehen der Austausch, die gegenseitige Unterstützung und Ermutigung im Vordergrund. Häufiges Thema ist auch das Erkennen und Wahren der eigenen Grenzen, was besonders schwierig ist.
Krebsberatungsstellen und Psychoonkolog:innen stehen selbstverständlich auch allen Angehörigen zur Verfügung. Nach einigen Einzelgesprächen können dort auch mehrere Familienmitglieder zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenkommen. Durch die Anwesenheit einer „neutralen Person“ ist es oft leichter, Dinge anzusprechen, die allein in der Familie nicht besprochen werden konnten.
Für manche Angehörige genügt es auch, dass sie weiter ihrem Sport, ihrem Hobby oder einem anderen Ausgleich nachgehen können.
Im Allgemeinen tut es Patient:innen und Angehörigen gleichermaßen gut, wenn alle Beteiligten auf demselben Informationsstand sind, indem z. B. die wichtigen Gespräche mit den Ärzt:innen gemeinsam geführt werden.
Neben den oben genannten Unterstützungsmöglichkeiten werden in Deutschland Rehabilitationsleistungen von gesetzlichen Krankenkassen, Renten- und Unfallversicherungen getragen. Grundsätzlich können solche Angebote auch Angehörige von Krebspatient:innen wahrnehmen. Es besteht allerdings kein gesetzlicher Anspruch darauf. Deshalb muss im Einzelfall gemeinsam mit Betroffenen, Ärzt:innen und dem Rehabilitationsteam beraten werden, welcher Weg eingeschlagen werden soll:
Es kann eine eigenständige Rehabilitationsmaßnahme für Angehörige beantragt werden, um deren Arbeitsfähigkeit zu erhalten und psychosomatischen Erkrankungen vorzubeugen.
Die Angehörigen können die erkrankte Person in die Rehabilitationsmaßnahme begleiten, müssen dann aber häufig ihren Aufenthalt selbst finanzieren.
Lassen Sie sich in der Krebsberatungsstelle und von Ihrer Krankenkasse in diesen Fragen beraten und fragen Sie auch nach speziellen Angeboten für Angehörige.
Die „blauen Ratgeber“ der Deutschen Krebshilfe enthalten umfassende Informationen zu Hilfsangeboten für Angehörige und Sozialleistungen.
Bei der Beantwortung medizinischer und sozialrechtlicher Fragen helfen die Beratungsstellen der Krebsgesellschaften. Sie sind auch eine kompetente Informationsquelle bei der Suche nach passenden Selbsthilfegruppen und psychosozialen Betreuungsangeboten.
Wenn Sie nach einer geeigneten Rehabilitationseinrichtung suchen, finden Sie diese unter www.reha-servicestellen.de nach Leistungsträgern und Regionen gegliedert. Die Reha-Servicestellen helfen bei der Ermittlung des Hilfsbedarfs, der Suche nach der zuständigen Einrichtung und der Antragstellung.
Eine Krebserkrankung bedeutet oft eine gravierende Veränderung und Herausforderung für eine Partnerschaft. Dazu zählen Momente der Verzweiflung aber auch Momente die voller Hoffnung, partnerschaftlicher Zuneigung und zwischenmenschlicher Wärme sind. In so einer Situation gilt es vor allem, füreinander da zu sein, denn auch der Alltag muss weiter gemeinsam gemeistert werden.
Eine Krebserkrankung kann eine Beziehung auf eine harte Probe stellen. Neben körperlichen Veränderungen, die zu Verunsicherung auf beiden Seiten führen, tritt oft eine Bedrohung der gemeinsamen Zukunftsperspektive ein und häufig ergeben sich noch ganz alltägliche organisatorische Schwierigkeiten, insbesondere wenn kleine Kinder da sind, die gemeistert werden müssen. Für ein junges Paar verschiebt sich womöglich die Familienplanung, bei einem älteren Paar besteht häufig die Angst, im Alter alleine zu sein.
Der Krebs kann die erkrankte Person und auch deren Partner:in verändern. Manche Krebspatient:innen ziehen sich zurück, werden aggressiv oder depressiv. Die Partner:innen müssen lernen, sich darauf einzustellen und mit der neuen Situation umzugehen. Dabei dürfen diese aber selbst den Halt nicht verlieren.
Doch die Sorge umeinander kann auch umgekehrt verlaufen. Die erkrankte Person ist unsicher, wie stark der Partner oder die Partnerin belastet werden darf. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kommt oftmals die Sorge dazu, den Partner oder die Partnerin allein zurückzulassen.
In der Regel ist es hilfreich, wenn Sie offen und ehrlich über Ihre Gefühle und Wünsche sprechen können und sich auch die Ihres Partners oder Ihrer Partnerin anhören.
Manche Menschen sehen die durch Krebs veränderte Lebenswirklichkeit als Chance, packen Dinge an, die sie im bisherigen Leben vor sich hergeschoben haben. Auch Gefühle und Wünsche, die früher unterdrückt wurden, werden manchmal in dieser Ausnahmesituation dem Partner oder der Partnerin leichter offenbart. So kann das Zusammenleben viel intensiver sein als vor der Erkrankung.
Angehörige und Freund:innen sind für Krebspatient:innen, gerade in schweren Zeiten der Diagnose, Therapie oder des Rezidivs, eine wichtige Stütze. Doch es ist für sie nicht immer leicht, die betroffene Person bestmöglich zu unterstützen, gleichzeitig sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren und auch über längere Dauer die nötige Stärke aufzubringen.
Angehörige kommen häufig in eine Doppelrolle: Auf der einen Seite sind sie von der Erkrankung des Familienmitgliedes selbst betroffen und fürchten sich vor der Zukunft und dem möglichen Verlust der Person. Auf der anderen Seite haben sie das Gefühl, stark sein und Hoffnung spenden zu müssen.
Klar ist: Krebspatient:innen können durch die liebevolle Unterstützung der Angehörigen und Freund:innen viel Kraft tanken. Wie die richtige Hilfestellung oder der beste Umgang mit der betroffenen Person aussieht, ist aber individuell verschieden, denn:
Was die eine Person als Unterstützung empfindet, kann für die andere eine zusätzliche Belastung sein.
Allgemein ist es wichtig, die Patient:innen da abzuholen, wo sie stehen. Oft ist es hilfreich, wenn Angehörige und Freund:innen fragen, was sich die betroffene Person wünscht, was sie erwartet und als hilfreich empfindet. Je klarer darüber gesprochen wird, desto sicherer können Angehörige und Freund:innen sein, dass sie mit ihrer Unterstützung richtig liegen.
Dennoch sollte es aber auch möglich sein über die Grenzen der Unterstützung und die Bedürfnisse der Unterstützer:innen zu sprechen, denn oft geht es um eine Begleitung über lange Zeit.
Für viele Betroffene und Unterstützer:innen ist es wichtig, weiter an ganz alltäglichen Themen Anteil zu nehmen, sich auch den angenehmen Seiten des Lebens zuzuwenden und sich ganz bewusst ablenken zu lassen.
Die Diagnose Krebs bedeutet für viele Angehörige eine große emotionale und organisatorische Herausforderung. Gleichzeitig möchten sie vor allem für die Patient:innen eine Stütze sein. Dabei behalten manche ihre eigenen Gefühle und Belastungen nicht im Auge und zur vermeintlichen Entlastung der erkrankten Person sprechen sie nicht darüber.
Besonders Fremden gegenüber vermeiden es manche Angehörige, Unsicherheiten oder Hilflosigkeit zu zeigen. Sie haben das Gefühl, die Situation im Griff haben zu müssen. Doch gerade der Austausch mit anderen kann ihnen helfen. Gespräche mit Freund:innen, in Selbsthilfegruppen oder mit Psychoonkolog:innen sind einige Beispiele dafür, wie ein Angehöriger über die eigene Situation und Belastung sprechen und neue Kraft tanken können.
Insbesondere die Mehrbelastung im Alltag bringt viele Menschen an ihre Grenzen. Angehörige oder andere der erkrankten Person nahestehende Menschen müssen jedoch lernen, ihre Kräfte realistisch einzuschätzen und sich nicht zu überfordern. Dazu zählt auch, sich persönliche Auszeiten zu nehmen. Nur so können Sie auf Dauer eine wirkliche Stütze für die betroffene Person sein.
Sie sollten sich deshalb auch nicht scheuen, Freund:innen und Bekannte, die helfen wollen, mit einzubinden. Zwei Schultern alleine können in aller Regel diese Situation nicht tragen. Über die Unterstützung von Freund:innen hinaus gibt es spezielle Erholungs- und Reha-Angebote für Angehörige von Krebspatient:innen.
Ausführliche Informationen, passende Ansprechpartner:innen und weitere Tipps im Umgang mit Krebspatient:innen finden Sie beim Krebsinformationsdienst oder im „blauen Ratgeber“ der Deutschen Krebshilfe „Hilfen für Angehörige“.
Das Buch „Ich brauche euch zum Leben. Krebs – wie Familie und Freunde helfen können“ von Annette Rexrodt von Fircks gibt Hilfestellungen und Einblicke, wie eine Krebserkrankung von allen Beteiligten mitgetragen werden kann.
Hier finden Sie Broschüren und Informationsmaterial für Betroffene und Angehörige
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