Die chimäre Antigenrezeptor (CAR)-T-Zelltherapie ist eine einzigartige, auf Sie zugeschnittene Behandlung mit Ihren eigenen Zellen. Diese Informationen sollen Sie und Ihre Angehörigen auf Ihrem Weg begleiten und unterstützen.
Erfahren Sie, wie die Mitglieder des Behandlungsteams in Praxis und Behandlungszentrum zusammenarbeiten, wie eine CAR-T-Zelltherapie genau abläuft, welche Nebenwirkungen auftreten können und wie diese behandelt werden, sowie wie sich Nachsorge und Betreuung nach der Behandlung gestalten.
Themen im Überblick:
➤ Wie läuft eine CAR-T-Zelltherapie ab?
➤ Wie werden CAR-T-Zellen hergestellt?
➤ Wie geht es nach der Infusion der CAR-T-Zellen weiter?
➤ Welche Nebenwirkungen können auftreten?
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Bitte beachten Sie, dass die hier enthaltenen Informationen keinesfalls das Gespräch mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt ersetzen. Wenden Sie sich bitte immer sofort an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder eine medizinische Einrichtung (Arztpraxis oder Krankenhaus), wenn Sie medizinische Hilfe benötigen.
Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Form der Immuntherapie, bei der das körpereigene Abwehrsystem Krebszellen der Betroffenen bekämpft. Für diese Behandlung werden körpereigene Immunzellen so im Labor verändert, dass sie Krebszellen aufspüren und zerstören können.
Bei den Immunzellen handelt es sich um T-Zellen, also bestimmte weiße Blutzellen (Leukozyten), die in der Lage sind, Krebszellen als „fremd“ zu erkennen und zu zerstören. Um Krebs noch wirksamer und gezielter bekämpfen zu können, werden T-Zellen im Labor mit einem “Fühler“ und einem „Angriffsverstärker“ ausgestattet, dem sogenannten CAR. Die so veränderten Zellen heißen CAR-T-Zellen.
Der gentechnisch im Labor erzeugte CAR setzt sich aus verschiedenen Bausteinen (Domänen) zusammen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.
CAR-T-Zellen können sich im Körper vermehren, sie erkennen bestimmte Oberflächenstrukturen auf Krebszellen und verstärken die Fähigkeiten der Zellen zum Angriff. Da sich der CAR aus verschiedenartigen Bausteinen zusammensetzt, wird er nach den mythologischen Mischwesen der Chimären als „chimärer“ Antigenrezeptor bezeichnet.
Bisher werden CAR-T-Zelltherapien zur Behandlung von wiederauftretenden (rezidivierten) oder nicht (mehr) auf bestimmte Therapien ansprechenden (refraktären) Krebserkrankungen eingesetzt, die von speziellen Blutzellen oder ihren Vorläuferzellen ausgehen.5
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird prüfen, ob Sie die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen, um für eine CAR-T-Zelltherapie in Frage zu kommen. Folgende Kriterien werden dabei berücksichtigt:
Derzeit werden CAR-T-Zelltherapien bei bestimmten Arten von Blut-, Knochenmark- oder Lymphdrüsenkrebs eingesetzt.5
Ärzt:innen unterscheiden bei der Behandlung verschiedene Therapielinien, je nachdem, ob es sich um die erste Form der Behandlung (Erstlinie) oder eine Folgebehandlung handelt. Präparate zur CAR-T-Zelltherapie sind in unterschiedlichen Therapielinien zugelassen und kommen bei wiederauftretenden (rezidivierten) oder nicht (mehr) auf bestimmte Therapien ansprechenden (refraktären) Erkrankungsstadien zum Einsatz. Neben der Anzahl wird auch die Art der Vorbehandlungen bei der Eignung für eine CAR-T-Zelltherapie berücksichtigt.
Neben der Art und dem Verlauf Ihrer Erkrankung wird bei der Beurteilung zur Eignung auch z. B. Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und Begleiterkrankungen berücksichtigt.
Wenn eine CAR-T-Zelltherapie für Sie in Frage kommt, werden Sie von Ihrer Fachärztin oder Ihrem Facharzt für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatoonkolog:in) an ein für diese Behandlung qualifiziertes Zentrum überwiesen.6 Das besonders geschulte Behandlungsteam des CAR-T-Zentrums wird dann Ihre Eignung für eine Behandlung mit CAR-T-Zellen überprüfen und die nächsten Schritte veranlassen.
Nach den Vorgaben der Zulassung und des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) darf eine CAR-T-Zelltherapie nur in Zentren erfolgen, die bestimmte Rahmenbedingungen erfüllen, unter anderem:6
Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Form der Immuntherapie. Sie stellt eine hochmoderne und präzise Behandlung dar, die individuell auf die betroffene Person zugeschnitten ist. Die CAR-T-Zelltherapie ist sehr komplex. Daher wird sie nur von speziell qualifizierten Behandlungszentren angeboten.6 Daneben ist Ihre hämatoonkologische Praxis in verschiedenen Phasen des Behandlungsprozesses eingebunden.
Zunächst wird Ihnen Blut aus einer Vene entnommen. Aus dieser Blutprobe werden anschließend durch das Verfahren der Apherese, einer Art Blutwäsche, bestimmte weiße Blutzellen, die sogenannten Lymphozyten, abgetrennt. Die übrigen Blutbestandteile werden dann dem Körper zurückgeführt. Die Leukapherese dauert ungefähr 3 bis 4 Stunden und wird in Ihrem CAR-T-Behandlungszentrum durchgeführt.
Im nächsten Schritt werden aus dem Aphereseprodukt wiederum die T-Lymphozyten (= T-Zellen) abgetrennt und gentechnisch so verändert, dass sie den CAR auf ihrer Oberfläche ausbilden.
Die Herstellung Ihrer CAR-T-Zellen dauert einige Wochen. Währenddessen kann eine Überbrückungstherapie erforderlich werden, um die Krankheit zu stabilisieren und ein Fortschreiten zu verhindern. Meist kommt eine Chemotherapie zum Einsatz, aber auch andere Formen der Krebsbehandlung wie z. B. eine Strahlentherapie sind möglich.
Welche Überbrückungstherapie sich für Sie am besten eignet, entscheidet Ihr Behandlungsteam mit Ihnen. Die Behandlung kann dann im CAR-T-Behandlungszentrum oder in Ihrer hämatoonkologischen Praxis erfolgen.7
Vor der Infusion Ihrer CAR-T-Zellen erhalten Sie eine milde Chemotherapie. Dies ist notwendig, um die Zahl der vorhandenen Tumorzellen und anderer Immunzellen zu senken und damit Platz und günstige Bedingungen für die Vermehrung der CAR-T-Zellen im Körper zu schaffen. Dies bezeichnet man als Lymphozytendepletion. Die Chemotherapie zur Lymphozytendepletion erfolgt in der Regel stationär im CAR-T-Behandlungszentrum und dauert 3 Tage. Die lymphozytendepletierende Chemotherapie besteht aus zwei Chemotherapeutika. Meistens werden Cyclophosphamid und Fludarabin in niedriger Dosierung verwendet, die an 3 aufeinanderfolgenden Tagen über die Vene verabreicht werden. Mit einer anschließenden Behandlungspause von mindestens 3 Tagen und von höchstens 3 Wochen erfolgt die Infusion Ihrer CAR-T-Zellen.
Einige Tage nach Beendigung der lymphozytendepletierenden Chemotherapie erhalten Sie Ihre CAR-T-Zellen über einen venösen Zugang als einmalige Infusion. Die Infusion erfolgt stationär in Ihrem CAR-T-Behandlungszentrum und wird von Ihrem geschulten Behandlungsteam überwacht. Sie dauert meist weniger als 1 Stunde. Im Anschluss an die CAR-T-Zellinfusion werden Sie 10-14 Tage im CAR-T-Behandlungszentrum stationär betreut. So können auftretende Nebenwirkungen schnell erkannt und behandelt werden.
Weitere Informationen rund um die Infusion der CAR-T-Zellen
Vor der Infusion Ihrer CAR-T-Zellen werden Sie von Ihrem medizinischen Team nochmals sorgfältig untersucht, um sicherzugehen, dass Sie für die Behandlung fit sind. Dabei wird unter anderem sichergestellt, dass
Kurz vor der Infusion erhalten Sie vorbeugend Allergiemedikamente (Antihistaminika) und Paracetamol. Damit soll das Risiko von infusionsbedingten Reaktionen und Fieber reduziert werden.7
Stellt die hämatoonkologische Praxis, die Sie ambulant betreut, fest, dass Sie für eine CAR-T-Zelltherapie geeignet sind, wird diese Sie an ein spezialisiertes CAR-T-Zentrum überweisen. Ihre hämatoonkologische Praxis wird Ihnen auch während des gesamten Therapieverlaufs zur Seite stehen. Bis zum Erhalt Ihrer CAR-T-Zellen könnte es sein, dass Sie eine Chemotherapie zur Überbrückung benötigen. Diese Behandlung kann in Ihrer hämatoonkologischen Praxis erfolgen. Auch die langfristige Nachsorge nach der CAR-T-Zelltherapie kann Ihre hämatoonkologische Praxis übernehmen.89
Die Ärzt:innen des CAR-T-Zentrums werden mit Ihnen den Behandlungsprozess im Detail besprechen und die notwendigen Voruntersuchungen veranlassen. Sie werden in alle Phasen Ihrer CAR-T-Behandlung von der Vorbereitung mit Gewinnung Ihrer Immunzellen über die Verabreichung Ihrer CAR-T-Zellen und Nachbeobachtung bis zur strukturierten Nachsorge eingebunden sein.8 Zum Team gehört auch ein speziell geschultes Pflegepersonal, das Sie auf den verschiedenen Etappen Ihrer Behandlung begleitet und unterstützt. Neben Ihren Ärzt:innen überwacht Sie das Pflegepersonal nach der CAR-T-Zelltherapie engmaschig auf mögliche Nebenwirkungen, die nach der Behandlung auftreten können und klärt Sie über Anzeichen und Symptome von Nebenwirkungen auf.
Die Erkrankung und die Behandlung sind für die Betroffenen oftmals sehr belastend. Eine psychoonkologische Betreuung bietet Ihnen und Ihren Angehörigen Unterstützung in allen Phasen der Behandlung als auch nach Abschluss der medizinischen Behandlung.10 Zögern Sie nicht, Ihr medizinisches Team nach einer psychologischen Betreuung zu fragen. Auch eine vertraute Person, z. B. eine Freundin oder ein Freund oder ein Familienmitglied, kann Sie während Ihrer CAR-T-Behandlung unterstützen und in Therapie- und Versorgungsentscheidungen eingebunden werden. Ihr medizinisches Team kann Ihrer Vertrauensperson den Ablauf der CAR-T-Zelltherapie erklären, einschließlich der Frage, wie sie Sie am besten unterstützen kann.11
Darüber hinaus wird das Behandlungsteam bei Bedarf von Ärzt:innen aus anderen Fachbereichen unterstützt. So kann es bei Auftreten von ausgeprägteren Nebenwirkungen nach der CAR-T-Zelltherapie notwendig sein, dass Sie vorübergehend auf die Intensivstation verlegt werden und dort von Intensivmediziner:innen überwacht und betreut werden. Auch Neurolog:innen können Teil Ihres CAR-T-Behandlungsteams sein. Im Rahmen einer neurologischen Untersuchung erheben diese Ihren neurologischen Ausgangszustand vor der Infusion Ihrer CAR-T-Zellen und achten nach der Infusion auf mögliche Nebenwirkungen, um bei Bedarf eine Behandlung einzuleiten.12 Alle Beteiligten, die Sie während des Prozesses begleiten, wurden speziell zur Behandlung und Überwachung von CAR-T-Patientinnen und -Patienten geschult.6
Bevor die eigenen sogenannten T-Zellen im Labor zur Erkennung von Krebszellen verändert werden, müssen sie zunächst aus dem Blut gefiltert und gesammelt werden. Dazu dient ein Verfahren zur Auftrennung von weißen Blutzellen, die Leukapherese. Der Rest des Blutes mit den nicht für die Behandlung notwendigen Blutzellen geht wieder in den Körper zurück. T-Zellen sind eine Untergruppe der Lymphozyten. Die gesammelten Lymphozyten sind das Ausgangsmaterial zur Herstellung der CAR-T-Zellen.
Bei der Leukapherese erhalten Sie an beiden Armen einen venösen Zugang. Das Blut fließt von einem Arm durch den sogenannten Zellseparator. Dort werden die Lymphozyten von den restlichen Blutbestandteilen abgetrennt und gesammelt. Über den zweiten Zugang wird der Rest des Blutes dem Körper zurückgeführt. Die Apherese erfolgt ambulant im CAR-T-Behandlungszentrum und dauert ca. 3 bis 4 Stunden, wobei die Dauer je nach Patientin/Patient und Behandlungszentrum variieren kann.
Bei der CAR-T-Zelltherapie handelt es sich um eine personalisierte Krebsimmuntherapie, d. h. die CAR-T-Zellen werden für jede/n Patient:in individuell hergestellt. Die Herstellung der CAR-T-Zellen ist ein komplexer mehrstufiger Prozess: Sie erfordert eine enge Abstimmung zwischen dem CAR-T-Behandlungszentrum und dem jeweiligen Hersteller und unterliegt hohen Qualitätsstandards.1314
Auch im CAR-T-Behandlungszentrum gelten strenge Qualitätsanforderungen an Handhabung und Lagerung. Darüber hinaus ist sichergestellt, dass Ihre CAR-T-Zellen, also Ihr individuelles CAR-T-Zellprodukt, nur Ihnen allein verabreicht wird.615
Der gesamte Herstellungsprozess mit Versand, Herstellung und Prüfung bis zur Einsatzbereitschaft des CAR-T-Zellprodukts dauert einige Wochen.
Die bei der Leukapherese gesammelten Lymphozyten sind das Ausgangsmaterial zur Herstellung der CAR-T-Zellen. Um genügend T-Zellen aus dem Blut der/des jeweiligen Patient:in zu filtern, ist ein ausreichend langer Abstand zu Vorbehandlungen wie z. B. einer Chemotherapie vor der Zellsammlung wichtig. Deshalb bedarf es einer guten zeitlichen Planung mit enger Abstimmung zwischen dem CAR-T-Behandlungszentrum und dem jeweiligen Hersteller. Nach der Leukapherese werden die gesammelten Lymphozyten frisch oder eingefroren zur weiteren Verarbeitung an die Produktionsstätte des Herstellers verschickt.1314
In einem Speziallabor werden die T-Zellen isoliert und aktiviert. Anschließend werden sie nach einem standardisierten Verfahren gentechnisch verändert. Dabei wird mithilfe von Viruspartikeln die Erbinformation für den chimären Antigenrezeptor (CAR) in das Erbgut der T-Zellen eingebaut. Die so veränderten T-Zellen stellen nachfolgend den CAR her und bilden diesen auf ihrer Zelloberfläche aus. Als CAR-T-Zellen haben sie nun die Fähigkeit, Krebszellen, die ein bestimmtes Merkmal auf ihrer Oberfläche tragen, zu erkennen und anzugreifen.131416
Im nächsten Schritt werden die CAR-T-Zellen vermehrt. Bevor diese für den Rücktransport freigegeben werden, werden sie auf Sicherheit und Qualität getestet. Dabei wird unter anderem geprüft, ob das fertige Zellprodukt genügend CAR-T Zellen enthält und ob es steril ist.1314
Das CAR-T-Zellprodukt wird eingefroren und an das behandelnde CAR-T-Zentrum zur Verabreichung zurückgeschickt.1314
Nach einer vorbereitenden Chemotherapie, die das Anwachsen und die Vermehrung der CAR-T-Zellen im Körper fördert, werden der/dem Patient:in die eigenen, individuell hergestellten CAR-T-Zellen als einmalige Infusion verabreicht.
Nach der Infusion der CAR-T-Zellen bleiben Sie 10-14 Tage stationär im CAR-T-Behandlungszentrum, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig erkennen und rasch behandeln zu können. Denn wie alle Arzneimittel können auch CAR-T-Zellen Nebenwirkungen verursachen, die aber nicht bei allen Patient:innen auftreten müssen. Zu den häufigen akuten Nebenwirkungen einer CAR-T-Zelltherapie gehören das Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS), Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen, Infektionen und ein Mangel an Blutzellen. Ihr medizinisches Behandlungsteam wird Sie mehrmals täglich auf das Vorliegen von Nebenwirkungen und anderer Beschwerden untersuchen
Dazu gehören unter anderem:717
Bevor Sie aus dem CAR-T-Behandlungszentrum entlassen werden, muss sichergestellt sein, dass Sie sich in den folgenden Wochen in der Nähe des Zentrums aufhalten und dieses mit einer Anfahrtszeit von weniger als 2 Stunden erreichen. Denn auch nach der Entlassung können Nebenwirkungen auftreten, die ein frühzeitiges Erkennen und rasches Handeln erfordern.
Vor Ihrer Entlassung wird Ihr medizinisches Team Sie und Ihre Angehörigen über Anzeichen und Symptome von Nebenwirkungen und ihre Bedeutung aufklären und Ihnen Ihren persönlichen CAR-T-Zell-Notfallpass aushändigen, in dem wichtige Handlungsempfehlungen und Kontaktdaten vermerkt sind.
Nach der CAR-T-Zellinfusion im Zentrum müssen Sie sich noch mindestens 4 Wochen in der Nähe des Zentrums aufhalten. In dieser Zeit sollte Ihnen eine Begleitperson, z. B. ein Familienmitglied oder eine andere nahestehende Person, zur Seite stehen, um Sie zu unterstützen und zu überwachen. Denn oft sehen Außenstehende Anzeichen und Symptome, die Ihnen selbst möglicherweise nicht bewusst werden. Dies gilt insbesondere in Hinblick auf neurologische Nebenwirkungen, die erst Tage oder Wochen nach der CAR-T-Zelltherapie auftreten können.717 Im Rahmen der engmaschigen Nachbetreuung und Überwachung kommen Sie mindestens 14 Tage lang jeden Tag ins Krankenhaus. Sorgen Sie dafür, dass entweder Sie oder Ihre Begleitperson einen geeigneten Transport zum CAR-T-Zentrum organisieren.17
Informieren Sie umgehend Ihr medizinisches Behandlungsteam, wenn bei Ihnen eines der folgenden Symptome auftritt:17
Bitte beachten Sie, dass die Auflistung nur eine Auswahl von Symptomen und klinischen Zeichen darstellt. Wenden Sie sich bitte sofort an Ihr medizinisches Behandlungsteam, wenn Sie oder Ihre betreuende Person weitere oder andere Symptome und Anzeichen auffallen.
Außerdem kann eine CAR-T-Zelltherapie die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Werkzeugen oder Maschinen stark beeinträchtigen. Deshalb sollten Sie mindestens 8 Wochen nach der CAR-T-Zelltherapie kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und den Umgang mit gefährlichen Substanzen vermeiden.17
Parallel zu Kontrollterminen in Ihrem CAR-T-Behandlungszentrum kann die langfristige Betreuung und Nachsorge wieder durch Ihre hämatoonkologische Praxis erfolgen. Ihr Behandlungsteam im CAR-T-Zentrum wird diese über den Verlauf und den aktuellen Stand Ihrer CAR-T-Zelltherapie informieren. Im Rahmen der Nachsorge wird in regelmäßigen Abständen Ihr Krankheitsstatus erhoben und Sie werden auf Anzeichen für ein Wiederauftreten oder Fortschreiten Ihrer Krebserkrankung überwacht.
Ein weiteres Augenmerk der Nachsorge liegt auf möglichen langfristigen Nebenwirkungen der CAR-T-Zelltherapie. Zunächst monatlich werden die Nachsorgeintervalle bei gutem Verlauf mit der Zeit größer und sollten ab dem zweiten Jahr nach der CAR-T-Zelltherapie mindestens jährlich erfolgen. In Hinblick auf mögliche, sehr seltene Spätfolgen der CAR-T-Zelltherapie wie der Entwicklung von Zweittumoren ist eine Langzeitnachbeobachtung von mindestens 15 Jahren empfohlen.7
Nach der Infusion Ihrer CAR-T-Zellen bleiben Sie noch 10-14 Tage stationär im CAR-T-Behandlungszentrum, um auf mögliche Nebenwirkungen überwacht zu werden. Denn wie andere Krebsbehandlungen auch kann die CAR-T-Zelltherapie mit Nebenwirkungen einhergehen.
Welche Faktoren begünstigen das Auftreten von Nebenwirkungen?71718
Arzneimittel haben neben ihrer erwünschten Wirkung meist auch unerwünschte Wirkungen. Ob es zu einem CRS oder zu neurologischen Nebenwirkungen nach einer CAR-T-Zelltherapie kommt, hängt auch von der zugrundeliegenden Tumorerkrankung, der Art der CAR-T-Zelltherapie und vom individuellen Risiko der/des jeweiligen Patient:in ab. Solche Risikofaktoren, die die Verträglichkeit der CAR-T-Zelltherapie beeinflussen, sind unter anderem:
Die folgende Abbildung zeigt eine Auswahl wichtiger Nebenwirkungen, die im Rahmen einer CAR-T-Zelltherapie auftreten können. Gerade kurz nach der Infusion sind das Nebenwirkungen, die auf eine Aktivierung des Immunsystems und die Freisetzung von Immun-Botenstoffen zurückzuführen sind – das Zytokinfreisetzungssyndrom (cytokine release syndrome, CRS) – und Beschwerden, die das Nervensystem betreffen (Neurotoxizität):717
Ursache des CRS ist die Ausschüttung von Botenstoffen, sogenannten Zytokinen, durch Immunzellen, die eine den ganzen Körper betreffende Entzündungsreaktion hervorrufen. Das CRS äußert sich in der Regel ähnlich wie eine Grippe, wichtigstes Symptom ist Fieber. Das CRS tritt typischerweise in den ersten 14 Tagen nach der CAR-T-Zellinfusion auf und bildet sich gewöhnlich innerhalb von 10 Tagen zurück. Ihr geschultes medizinisches Behandlungsteam wird Sie engmaschig überwachen und regelmäßig Temperatur, Blutdruck, Puls und Sauerstoffgehalt im Blut kontrollieren. So können Anzeichen und Symptome eines CRS früh erkannt und schnell behandelt werden.
Das CRS verläuft meist mild und ist gut behandelbar. Bei einem schweren Verlauf, z. B. mit Blutdruckabfall und vermindertem Sauerstoffgehalt im Blut, kann eine intensivere Überwachung und Behandlung erforderlich sein. Dabei können Medikamente zum Einsatz kommen, die die Entzündung eindämmen und zu einem raschen Abklingen der Symptome beitragen.
Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem treten typischerweise 3-5 Tage nach der Behandlung auf, selten auch nach 3 Wochen oder später. Wahrscheinlich bewirkt ein Entzündungsgeschehen nach der CAR-T-Zellinfusion, dass Entzündungszellen und entzündliche Botenstoffe aus dem Blut vorübergehend in das Gehirngewebe einwandern können. Diese Nebenwirkung wird auch als „Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom“ (ICANS) bezeichnet.
Ein frühes Zeichen sind Veränderungen des Schriftbilds. Deshalb wird Ihr medizinisches Behandlungsteam Sie regelmäßig zu einer Schriftprobe auffordern. Ihr medizinisches Behandlungsteam überwacht Sie regelmäßig und veranlasst bei Bedarf weitere Tests und Untersuchungen wie z. B. eine Bildgebung des Gehirns oder die Entnahme von Nervenwasser. Die Behandlung erfolgt in erster Linie mit einem entzündungshemmenden Kortisonpräparat. Bei schweren Verläufen kann es notwendig sein, Sie zur weiteren Überwachung und Behandlung auf die Intensivstation zu verlegen. Die neurologischen Symptome bilden sich in der Regel wieder vollständig zurück.
Ein Mangel an Blutzellen, auch nach anfänglicher Erholung, tritt regelmäßig nach einer lymphozytendepletierenden Chemotherapie auf. Teilweise kann der Mangel an Blutzellen über einen längeren Zeitraum fortbestehen.17
Weiße Blutzellen
Weiße Blutzellen (Leukozyten) sind unter anderem für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig. Ein Mangel an Leukozyten (Leukopenie) führt dazu, dass Sie anfälliger für Infektionen werden. Deshalb wird Ihr medizinisches Behandlungsteam eine Prophylaxe z. B. mit Antibiotika erwägen.1720
Rote Blutzellen
Rote Blutzellen, sogenannte Erythrozyten, sind für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Bei einem Mangel an Erythrozyten, als Blutarmut oder Anämie bezeichnet, ist die Sauerstoffversorgung der Organe gefährdet. Das kann sich mit Blässe, blauen Lippen, Schwäche, Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Luftnot und Herzrasen äußern. Ihre Ärzt:innen werden entscheiden, wann es sinnvoll ist, diesen Mangel mit Transfusionen auszugleichen.1720
Blutplättchen
Blutplättchen (Thrombozyten) sind für die Blutstillung zuständig, ein Mangel kann zu Blutungsneigung und Blutungen führen. Ihr medizinisches Behandlungsteam wird entscheiden, ob ein Mangel an Thrombozyten durch eine Transfusion ausgeglichen werden sollte.1720
Derzeit sind CAR-T-Zellen zur Behandlung verschiedener bösartiger Erkrankungen der B-Zellen und Plasmazellen zugelassen. Ihre CAR-T-Zellen erkennen bestimmte Strukturen auf diesen bösartig veränderten Zellen. Da diese Strukturen auch auf gesunden B-Zellen und Plasmazellen zu finden sind, kann die CAR-T-Zelltherapie einen Mangel dieser Zellen bewirken. In der Folge werden zu wenige Antikörper, auch Immunglobuline genannt, gebildet. Man spricht dann von einer Hypogammaglobulinämie. Da Antikörper eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern spielen, besteht bei einem Mangel ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Ihr medizinisches Behandlungsteam wird regelmäßig die Immunglobulinspiegel kontrollieren und bei Bedarf eine Ersatzbehandlung veranlassen.17
CAR-T-Zelltherapie-Patient:innen haben ein geschwächtes Immunsystem. Die Gründe der Immunschwäche sind vielfältig:19 die Krebserkrankung selbst und vorhergehende Krebsbehandlungen, die lymphozytendepletierende Chemotherapie, der Mangel an weißen Blutzellen (Leukopenie) oder Immunglobulinen (Hypogammaglobulinämie).
Die meisten Infektionen treten innerhalb der ersten 30 Tage nach einer CAR-T-Zelltherapie auf. Ihr Behandlungsteam ist mit dieser Nebenwirkung vertraut und wird entsprechende Maßnahmen zur Prophylaxe und Behandlung einleiten. Wichtig für die Vorbeugung von Infektionen sind dabei Impfungen. Ihre Ärzt:innen prüfen daher bereits vor der CAR-T-Zelltherapie Ihren Impfstatus, frischen Impfungen auf und holen fehlende Impfungen nach.718
Was ist eine CAR-T-Zelltherapie?
Die chimäre Antigenrezeptor (CAR)-T-Zelltherapie ist eine innovative Form der Immuntherapie, bei der körpereigene Immunzellen im Labor so verändert werden, dass sie Krebszellen aufspüren und zerstören können.
Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?
Bei einer CAR-T-Zelltherapie wird die Erbinformation körpereigener Immunzellen, der sogenannten T-Zellen, in einem Labor verändert. Dadurch erhalten die T-Zellen die Fähigkeit, bestimmte Krebszellen zu erkennen, daran zu binden und diese zu zerstören.
Wie läuft eine CAR-T-Zelltherapie ab?
Zunächst werden als T-Zellen bezeichnete Abwehrzellen aus dem Blut der Patient:innen herausgefiltert und im Reagenzglas zum Angriff auf Krebszellen „scharf gemacht“ (CAR-T-Zellen). Nach einer kurzen Chemotherapie erhalten die Patient:innen wieder die eigenen, individuell hergestellten CAR-T-Zellen als „lebendes Krebsmedikament“ in Form einer einmaligen Infusion zurück.
Wer bekommt eine CAR-T-Zelltherapie?
Derzeit werden CAR-T-Zelltherapien bei Patient:innen mit bestimmten Arten von Blut-, Knochenmark- oder Lymphdrüsenkrebs eingesetzt, die bereits mehrere vorangegangene Behandlungen erhalten haben. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob Sie für diese Therapieform in Frage kommen.
Wie lange dauert eine CAR-T-Zelltherapie?
Die Dauer einer CAR-T-Zelltherapie kann einige Wochen in Anspruch nehmen. Während des Herstellungsprozesses der CAR-T-Zellen kann eine Zwischenbehandlung notwendig sein, um die zugrundeliegende Tumorerkrankung zu kontrollieren. Nach der CAR-T-Zellinfusion bleiben die Patient:innen meist 10–14 Tage stationär im CAR-T-Behandlungszentrum, bevor sie in die ambulante Nachsorge entlassen werden. Dabei sollten sie sich nach der Entlassung für einige Wochen in der Nähe des CAR-T-Behandlungszentrums aufhalten, um bei Nebenwirkungen rasch eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.
CAR-T-Zelltherapie in Deutschland
Die CAR-T-Zelltherapie ist komplex und wird daher nur in qualifizierten Behandlungszentren durchgeführt, die ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz und Erfahrung vorweisen und bestimmte Rahmenbedingungen erfüllen. Inzwischen erfüllen immer mehr Kliniken in Deutschland diese Voraussetzungen und bieten CAR-T-Zelltherapien an. Ihre behandelnde Hämatoonkologin oder Ihr behandelnder Hämatoonkologe kann Sie zu einem CAR-T-Behandlungszentrum in Ihrer Nähe beraten.
Ist die CAR-T-Zelltherapie eine Gentherapie?
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden körpereigene T-Zellen gentechnisch verändert, sodass sie Krebszellen aufspüren und zerstören können. Sie vereint damit Elemente der Zell-, Immun- und Gentherapie.
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Hier finden Sie eine Übersicht aller zertifizierten Zentren für die CAR-T-Zelltherapie beim rezidivierten und refraktären Multiplen Myelom von Janssen in Deutschland.
Die Diagnose Krebs ist zunächst ein Schock...
Deshalb lassen wir Sie nicht allein, sondern begleiten Sie mit umfangreichen und seriösen Informationen zu verschiedenen Krebsarten.
Dieser Text entspricht den redaktionellen Standards der JanssenWithMe und wurde von einem Mitglied des redaktionellen Beirats der JanssenWithMe geprüft. Lernen Sie hier den medizinischen Beirat unserer Redaktion kennen.
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