Therapie bei MS

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei MS?

Multiple Sklerose gilt bisher als chronisch und nicht heilbar. Es stehen aber verschiedene Therapien zur Verfügung. Dabei konzentriert sich die Behandlung der MS auf drei Ziele:[1]

  • die Erholung von Schüben zu beschleunigen (Schubtherapie)
  • das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen (verlaufsmodifizierende Therapie)
  • die MS-Symptome zu lindern (symptomatische Therapie)

Zur Behandlung eines akuten MS-Schubs kommt Kortison zum Einsatz. Kortison hemmt Entzündungen und das Immunsystem. Dadurch kann das Medikament die Dauer eines Schubs verkürzen und die Beschwerden schneller abklingen lassen. Die MS-Kortisontherapie wird über eine Infusion in die Vene verabreicht. Die Behandlung erfolgt in der Regel an drei bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Bei besonders schweren Schüben oder unzureichender Wirkung der Kortisontherapie kann auch eine sogenannte Plasmapherese oder Immunadsorption (Blutwäsche) infrage kommen. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers von den schädlichen Bestandteilen befreit, die die Schädigung der Nervenhüllen und damit die Beschwerden verursachen.

Die verlaufsmodifizierende Therapie zielt darauf ab, Schübe zu verhindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.[1] Dadurch sollen Beeinträchtigungen durch die Multiple Sklerose vorgebeugt werden. Die Wirkstoffe der verschiedenen Therapien greifen auf unterschiedliche Weise in das Entzündungsgeschehen der Multiplen Sklerose ein. Sie wirken entweder allgemein entzündungshemmend oder richten sich gegen die fehlgeleiteten Abwehrzellen, die den Entzündungen bei MS zugrunde liegen.
Seit Einführung der ersten verlaufsmodifizierenden Therapien vor über zwei Jahrzehnten haben sich diese stetig weiterentwickelt. Die verschiedenen Medikamente unterscheiden sich in ihrer Darreichungsform, ihrer Wirkweise und möglichen Nebenwirkungen.[1]
Die symptomatische Therapie besteht aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Ansätzen. Ziel ist es, bestehende Beschwerden zu lindern. So vielfältig wie die Symptome der MS, so unterschiedlich sind auch die Maßnahmen ihrer Behandlung. So kann etwa eine Physiotherapie, eine Ergotherapie oder auch eine Psychotherapie Bestandteil der symptomatischen Therapie sein.[1] Wichtig ist, dass du über all deine Beschwerden mit dem Arzt sprichst. Nur so kann eine individuelle Behandlung erfolgen und die Lebensqualität verbessert werden.

Was ist eine verlaufsmodifizierende Therapie?

Vorteile eines frühen Therapiebeginns

Multiple Sklerose (MS) ist eine fortschreitende Erkrankung, doch ein frühzeitiger Therapiebeginn kann Schübe verringern, Veränderungen im zentralen Nervensystem eindämmen und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Du und deine Ärztin/dein Arzt habt die Wahl zwischen einer Vielzahl an Medikamenten, die zur Behandlung der MS eingesetzt und als verlaufsmodifizierende Therapien bezeichnet werden. Verlaufsmodifizierende Therapien sind für deinen gesamten Weg mit MS geeignet, vom Anfang der Erkrankung an. Für das bestmögliche MS-Management ist es oft hilfreich, mit der für dich passenden Therapie so früh wie möglich zu beginnen. Deine Ärztin/dein Arzt wird dich beraten und mit dir auch im Hinblick auf die Empfehlung in den Leitlinien, gemeinsam deine Möglichkeiten abwägen.

Was ist bei der Auswahl einer verlaufsmodifizierenden Therapie zu bedenken?

Ob du gerade mit deiner ersten Therapie beginnst oder das Medikament wechselst – es gibt dabei viel zu bedenken. Es ist wichtig, dass du und deine Ärztin/dein Arzt eine Vielzahl von Faktoren in die Therapieentscheidung einfließen lasst, zum Beispiel:

  • Verlaufsform deiner MS (RRMS, SPMS, PPMS)
  • Ausmaß der Krankheitsaktivität
  • Kürzliche Ereignisse im Rahmen deiner MS (z. B. ein Schub)
  • Symptome (sichtbar und unsichtbar)
  • Wie gut die Wirkung der jeweiligen Therapie im Management deiner MS ist
  • Ob du erstmals eine Therapie beginnst, oder das Medikament wechselst
  • Welche Nebenwirkungen möglich sind
  • Wie lange das Medikament im Körper verbleibt/wirkt, nachdem du die Anwendung (vorübergehend oder endgültig) beendet hast
  • Wie die Therapie angewendet wird (orale Einnahme, Injektion, Infusion) und in welchen Abständen
  • Ob du die Therapie zu Hause anwenden kannst, oder dazu eine Behandlungs-/Infusionseinrichtung aufsuchen musst
  • Ob das Medikament zum Essen genommen werden soll und ob bestimmte Ernährungsvorschriften zu beachten sind (bei oral einzunehmenden Medikamenten)
  • Wie die Therapie begonnen wird
  • Ob bestimmte Lagerungsbedingungen zu beachten sind (z. B. Aufbewahrung im Kühlschrank)
  • Deine Familienplanung, aktuell aber auch zukünftig
  • Deine Lebensgestaltung (beruflich wie privat)
  • Deine kurz- und langfristigen Ziele und Pläne für die Zukunft
  • Die MS-Symptome, die dich am meisten belasten
  • Weitere gesundheitliche Einschränkungen, die du möglicherweise hast
  • Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die du anwendest
  • Wie wohl du dich mit den verschiedenen Verabreichungsarten der Therapien fühlst (z. B. Tabletten oder Kapseln zu schlucken, dir selbst Spritzen zu geben, Anfahrt und Wartezeit für Infusionen)

Jeder Mensch spricht anders auf eine Therapie an. Und eine Therapie, die heute bei dir wirkt, ist irgendwann vielleicht nicht mehr die richtige für dich. Sprich mit deiner Ärztin/deinem Arzt über alle deine Optionen, damit ihr die Therapie findet, die am besten zu dir passt.

Gut informiert über die verlaufsmodifizierende Therapie entscheiden

Welche Anwendungsformen für verlaufsmodifizierende Therapien gibt es?

Es gibt 3 Formen der Anwendung von Therapien: oral (zum Einnehmen), als Injektion (Spritze), und als Infusion. Hier findest du sie alle im Überblick, einschließlich einiger ihrer Vor- und Nachteile.

Orale Anwendungsform der MS Therapie

Oral (zum Einnehmen) - Du musst zu Beginn der Behandlung möglicherweise einen festen Dosis-Zeitplan einhalten, um allmählich die Tagesdosis zu erreichen (deine Ärztin/dein Arzt gibt dir hierzu gegebenenfalls ein Starterpaket des Medikaments)

PRO
  • Einfach anzuwenden und in den Alltag einzubauen
  • Einnahme an jedem Ort und unauffällig möglich
KONTRA
  • Man kann die Einnahme vergessen
  • Du musst die Tabletten möglicherweise zum Essen einnehmen oder bestimmte Ernährungsvorschriften beachten
Icon - Injektion als Anwendungsform der MS Therapie

Injektion (Spritze) – Diese Option gibt es in 2 Formen zur Behandlung der MS: subkutan oder intramuskulär.

Subkutane Injektionen erfolgen in die obere Hautschicht.

Intramuskuläre Injektionen erfolgen in den Muskel.

PRO
  • Kann entweder in einer Gesundheitseinrichtung vom Fachpersonal gegeben werden oder von dir oder einer Bezugsperson zu Hause (je nach Medikament)
  • Wird meist in größeren Abständen angewendet als Tabletten, jeden zweiten Tag bis einmal monatlich (je nach Medikament)
KONTRA
  • Man muss sich selbst Spritzen geben
  • Bei bestimmten Erkrankungen besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Entzündungen an der Einstichstelle
  • Einige der Therapien mit der niedrigsten Wirksamkeit gehören zu dieser Gruppe (insbesondere einige ältere Therapien)
  • Müssen zum Teil gekühlt gelagert werden, was auf Reisen schwierig sein kann
Infusion als Anwendungsform der MS Therapie
Infusion – Ein Medikament wird direkt über die Vene in den Blutkreislauf gegeben; diese Anwendungsart kommt zum Einsatz, wenn es auf schnellen Wirkungsbeginn oder präzise Dosierung ankommt, oder wenn der Körper das Medikament schlecht aus dem Darm aufnehmen kann.
PRO
  • Längste Anwendungsabstände von allen Therapieformen (einige sogar nur 2-mal jährlich)
KONTRA
  • Erfordert die Anreise zu einem Behandlungszentrum oder zur ärztlichen Praxis
  • Von Therapien in dieser Gruppe mit höherer Wirksamkeit ist bekannt, dass sie mit höheren Risiken verbunden sind
  • Längste Verabreichungsdauer

Deine Ärztin/dein Arzt kann bei der Verschreibung einer Therapie darauf achten, welche Anwendungsform am besten für dich geeignet ist. Es ist wichtig, dass du ihr/ihm sagst, von welcher Anwendungsform du dir am besten vorstellen kannst, dass sie gut in deinen Alltag und dein Leben passt.

Über diese Punkte solltest du dich informieren:

  • Wie sicher ist diese Therapie im Vergleich zu anderen Optionen?
  • Wie steht diese Therapie im Vergleich auf ihre Wirksamkeit zu anderen Optionen da? Womit wurde sie verglichen?
  • Gibt es das MS-Medikament als Tablette, Spritze oder Infusion? Wie oft muss ich es anwenden (täglich, wöchentlich, monatlich oder alle paar Monate)?
  • Wie läuft der Beginn der Behandlung ab?
  • Werde ich die Anwendung bei meiner gegenwärtigen Lebensführung konsequent durchhalten?
  • Wie lange verbleibt das Medikament im Körper, nachdem ich es abgesetzt habe? (z.B. für die Familienplanung, bei einer Infektion, einer anstehenden Operation oder für Impfungen)
  • Wie muss das Medikament gelagert werden? Wie lange ist es haltbar?
  • Habe ich andere gesundheitliche Einschränkungen, die medikamentös behandelt werden? Sind Wechselwirkungen möglich?

Du weißt selbst am besten, was du dir von deiner MS-Therapie erhoffst und erwartest. Vielleicht ist dir die Art der Anwendung sehr wichtig, die Häufigkeit der Anwendung oder dass der Wirkstoff nach dem Absetzen der Therapie nicht lange im Körper verbleibt – dann solltest du darüber unbedingt mit deiner Ärztin/deinem Arzt sprechen. Gemeinsam könnt ihr entscheiden, welche Therapie am besten zu deinem Leben passt – jetzt in der Gegenwart, aber auch mit Blick auf die Zukunft.

Autoren- & Quellinformationen

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Referenzen

Krebs in Deutschland für 2017/2018. 13. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2021.
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