Geschichte von Felix

Portrait von Felix


Ich bin

Felix


Alter: 35
Tätigkeit: Hat eine Umschulung zum Gesundheitskaufmann abgeschlossen und ist derzeit arbeitssuchend.
Das macht mich aus: Aufgeben liegt nicht in meiner Natur.
Das wünsche ich mir von der Gesellschaft: Berufliche Alternativen zum regulären Arbeitsmarkt, die auch akzeptabel sind und mit denen sich Betroffene, die den Weg in die Leistungsgesellschaft nicht gehen können, dennoch ein Leben aufbauen können.
Meine Botschaft an andere Betroffene: Macht Euch bemerkbar und zeigt, dass Ihr da seid und dass wir viele sind! Lasst uns gemeinsam für ein Umdenken in der Gesellschaft kämpfen, damit es uns allen besser gehen kann!

"Ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich anders bin. Als ich 2015 offiziell meine Diagnose bekommen habe, war das für mich nicht überraschend. Im Nachhinein wurde für mich vieles schlüssig und klar."

Schon als Kind fiel auf, dass Felix an nichts Spaß hatte und sich für nichts richtig begeistern konnte. Er war weder ein guter noch ein beliebter Schüler und entwickelte recht schnell eine eher negative Sicht auf die Welt. Therapien im Kindesalter brachten weder eine Diagnose noch bewirkten sie, dass Felix mehr Lebensfreude empfinden konnte. In der Jugend platzte dann sein Wunsch, Polizist zu werden. Eine 4 in Deutsch aufgrund einer Lese-Rechtschreibschwäche, die jedoch nie diagnostiziert worden war, reichte aus, um nicht zur Ausbildung zugelassen zu werden. Für Felix war dies eine enorme Enttäuschung. Auf der Suche nach einer Tätigkeit, mit der er sich identifizieren konnte, brach er eine Ausbildung zum Erzieher sowie zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ab. Beides funktionierte für ihn nicht.

„Aufgrund meines Charakters – ich betrachtete mich immer als eine Art Revoluzzer, der sich nichts gefallen ließ – eckte ich immer wieder an. Es fiel mir schwer, mich an vorgegebene Strukturen anzupassen, vor allem, wenn mir deren Sinn nicht einleuchtete. Nach zwei abgebrochenen Ausbildungen folgte die Arbeitslosigkeit. Recht früh erhielt ich dann den Stempel „der will nicht“. Das hat mich sehr getroffen, weil es einfach nicht stimmt.“

Felix lebte damals in dem Glauben eine Enttäuschung zu sein, in erster Linie für seinen Vater. Dass dies gar nicht der Fall war, hat er erst später erfahren. Seine inneren Kämpfe, durch die sich bei Felix sehr viel Frust, Wut und Aggression angestaut hatten, trug er mit sich selbst aus. Er zog sich aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis zurück und isolierte sich mehr und mehr. Seine Versuche, im Arbeitsleben Fuß zu fassen, waren wenig erfolgreich und er wurde immer wieder arbeitslos. Auch seine zehnjährige Beziehung, von denen er 8 Jahre verheiratet war, scheiterte. Als er das eigene Bild, das er von sich hatte, nicht mehr aufrechterhalten konnte, geriet er in die Krise.

„2015 gelangte ich an den Punkt, an dem sich mein Widerstand komplett auflöste. Ich hatte alles Kämpferische verloren und ging zum Psychiater. Mit der Diagnose Depression wurde ich im Verlauf der Behandlung in eine Klinik vermittelt, in der meine Diagnose bestätigt wurde.“

Felix begann in der Klinik, sich mit dem Thema Therapie auseinanderzusetzen und versuchte nach seiner Rückkehr, sein Leben neu starten. Dies gestaltete sich jedoch sehr schwierig, denn ein wichtiger Punkt, eine passende berufliche Tätigkeit zu finden oder einen für ihn adäquaten Beruf zu erlernen, wurde ihm sehr schwer gemacht. So ließ er sich – entgegen seiner Wünsche und Interessen – dazu überreden, auf den Beruf des Gesundheitskaufmanns umzuschulen. Seitdem ist er jedoch erneut arbeitslos. Heute geht es Felix immer noch nicht besser. Er ist medikamentös eingestellt, was ihm dabei hilft, durch den Tag zu kommen. Auch die Suche nach einer passenden Therapeutin ist derzeit aufgrund der Wartezeiten auf einen Therapieplatz ein Problem. Seine einzige Anlaufstelle sind momentan sein Eltern, die ihn in schlechten Momenten unterstützen.

Felix sitzt hinter den Kulissen

„Mir persönlich würde es helfen, wenn ich eine echte Chance hätte, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Bei den Berufsfindungsmaßnahmen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass diese den Betroffenen wirklich helfen und es nicht nur Hilfe auf dem Papier ist, die niemanden weiterbringt.“

Felix nimmt an der Kampagne teil, weil er sich oft darüber ärgert, wie in der Gesellschaft über die Depression berichtet wird. Er möchte zeigen, wie individuell die Geschichten der Betroffenen sind und möchte darauf aufmerksam machen, dass die Erkrankung eben nicht nach Schema F behandelt werden kann. Sein Ziel ist es, ein erfülltes Leben zu führen – und zwar privat und beruflich –, denn das ist für ihn der Sinn des Lebens.

„Die Depression ist eine sehr böse Erkrankung. Aus meiner Sicht hat sie aber auch etwas mit der Leistungsgesellschaft und der Art, wie wir leben, zu tun.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Alina
Alina

„Die meiste Zeit meines Lebens habe ich nicht über meine Probleme gesprochen. Irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Heute spreche ich offen über meine Depression. Ich habe gelernt, meine Krankheit zu akzeptieren und mir Hilfe einzufordern.“​

Portrait von Tina
Tina

„Im Grundschulalter habe ich schon gemerkt, dass ich mein Leben nicht mag und ich so nicht leben möchte. Durch die Kultur meiner Familie herrschte keine schöne Atmosphäre, was sich auch negativ auf unser ganzes Familienleben ausgewirkt hat.“

Portrait von Elisabeth
Elisabeth

"Rückblickend hatte ich schon seit Jahren immer mal Phasen, in denen ich zu nichts Lust hatte und mich sehr antriebslos fühlte. Richtig zum Ausbruch kam die Depression jedoch erst nach der Geburt meines Sohnes."​

Referenzen

Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Faktoren als Ursache für Krebs - was hält die Bevölkerung von dieser Theorie? (Stand 29.08.2017). Abrufbar unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-43-Psychische-Faktoren-als-Ursache-fuer-Krebs.php. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Onko Internetportal: Professionelle psychologische Betreuung bei einer Krebserkrankung (Stand: 23.08.2018). Abrufbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/professionelle-psychologische-betreuung-bei-einer-krebserkrankung.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut für 2017/2018, Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2021. Abrufbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/krebs_in_deutschland_2021.pdf?__blob=publicationFile. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Leitlinienprogramm Onkologie (AWMF, Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Stiftung Deutsche Krebshilfe): Patientenleitlinie – Psychoonkologie, Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige. Berlin, 2016. Abrufbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-051OL.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Schulz H et al.: Psychoonkologische Versorgung in Deutschland: Bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse, Wissenschaftliches Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (2018). Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Hrsg). Abrufbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Berichte/PsoViD_Gutachten_BMG_19_02_14_gender.pdf. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Starostzik C: Depressionen, Mythos Krebsrisiko? Ärzte Zeitung Online (Hrsg). Veröffentlicht am: 04.11.2013. Abrufbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mythos-Krebsrisiko-268337.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung. Gibt es die Krebspersönlichkeit? Macht Unglück krank? (Stand: 02.10.2019). Abrufbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/psyche-und-krebsrisiko.php#inhalt3. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
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