Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, zeigen bestimmte Krankheitsanzeichen (Symptome). Das Auftreten und die Ausprägung der Symptome sind jedoch nicht bei allen Betroffenen gleich, sondern unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Auch das Geschlecht kann eine Rolle dabei spielen, mit welchen Symptomen und Beschwerden sich eine depressive Episode äußert.
Häufig fällt es Betroffenen schwer, ihre seelischen Probleme einzuordnen und über ihre Gefühle zu reden. Manchmal treten im Rahmen einer depressiven Erkrankung auch körperliche Symptome auf, sodass die betroffenen Menschen glauben, sie wären körperlich erkrankt. Deshalb sollten Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeut:innen zur Abklärung nach bestimmten Merkmalen fragen, die auf eine Depression hindeuten.
Zu den wichtigsten Hauptsymptomen einer Depression gehören:
Neben den Hauptsymptomen gibt es mehrere Zusatzsymptome, die auftreten können.
Zu den Zusatzsymptomen einer Depression zählen:
Auch körperliche Zusatzsymptome können auf eine depressive Erkrankung hinweisen, wie beispielsweise Atembeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder ein Druckgefühl auf der Brust.
Liegen mindestens zwei der Haupt- sowie zwei der Zusatzsymptome vor und bestehen die Beschwerden seit mindestens zwei Wochen, kann eine Depression festgestellt werden. Anhand der Anzahl der Haupt- und Zusatzsymptome lässt sich der Schweregrad einer Depression als leicht, mittelgradig oder schwer beurteilen. Welche der Haupt- und Zusatzsymptome bei den verschiedenen Formen der Depression in welcher Ausprägung vorliegen und welche Behandlung dann in die Wege geleitet wird, ist bei jedem:r Patient:in unterschiedlich.
Mehr Informationen zu den Formen und Schweregraden einer Depression finden Sie auf der Seite „Formen der Depression“.
Es gibt eine Reihe unspezifischer Anzeichen, die einer Depression vorausgehen können: die sogenannten Frühsymptome. Diese können allerdings auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Frühsymptome können sich aufgrund einer Belastung oder auch ohne Anlass zeigen und zu einer depressiven Episode entwickeln.
Auch das Wiederkehren einer Depression, ein Rückfall, kündigt sich zum Teil Wochen zuvor durch Frühwarnzeichen an. Um einen Rückfall möglichst zu vermeiden, ist es hilfreich, die eigenen Warnzeichen zu kennen.
Zu den möglichen Frühwarnzeichen bzw. Frühsymptomen gehören:
Haben Sie einige dieser Symptome an Sich bemerkt und sind vielleicht deswegen auf diese Seite gelangt? Oder Sie befürchten einen Rückfall? Zögern Sie nicht ärztlichen Rat einzuholen, oder sich vom Info-Telefon Depression informieren zu lassen. Wirkt man einer sich anbahnenden Depression oder einem Rückfall entschieden entgegen kann dies mit etwas Glück verhindert werden. Lesen Sie dazu auch die Abschnitte "Gesundes Leben: Psyche, Sport und Ernährung". Bei den Unterstützungsangeboten finden Sie außerdem eine Checkliste, mit der Sie eine erste Einschätzung Ihrer Symptome vornehmen können. Eine ärztliche Diagnose und Behandlung mit Medikamenten, wie Zum Beispiel Antidepressiva, oder Psychotherapie kann dies jedoch nicht ersetzen.
Der Gedanke an Suizid ist eines der Symptome einer Depression und obwohl eine Depression auch ohne Suizidgedanken verlaufen kann ist es wichtig, das Risiko eines Suizids ernst zu nehmen. Deswegen sollten Betroffene, die über Wochen oder Monate zum Beispiel von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder sogar von einer Störung oder dem Verlust des Lebenswillens betroffen sind, frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen und zur Ärztin oder zum Arzt gehen.
Anlaufstellen wie zum Beispiel die Telefonseelsorge (0800 111 0 111 und 0800 111 0 222, rund um die Uhr erreichbar) finden Sie bei den Unterstützungsangeboten gesammelt.
Tipps „Für Angehörige“ finden Sie in dem entsprechenden Kapitel.
Suizide stellen bei Depressionen ein großes Risiko dar: In Deutschland starben 2020 deutlich mehr Menschen durch einen Suizid als durch Verkehrsunfälle, Morde und Drogen zusammengenommen. Schätzungsweise 90 % der 9.206 Suizide in Deutschland im Jahr 2020 gehen auf eine psychische Erkrankung und mehr als die Hälfte davon auf eine Depression zurück. Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise 15- bis 20-mal so hoch.
Der Weg zur Diagnose einer Depression ist manchmal lang und beschwerlich. Es kann vorkommen, dass Betroffene die Symptome einer Depression als nicht schwerwiegend genug ansehen und den Arztbesuch deshalb aufschieben. Manche sorgen sich um das Stigma einer psychischen Erkrankung und vermeiden deshalb mit ihren Beschwerden den Gang zum Arzt oder der Ärztin. Andere Betroffene sind bereits so stark belastet und in ihrer Aktivität eingeschränkt, dass sie die notwendigen Maßnahmen von sich aus nicht mehr ergreifen können und Unterstützung benötigen.
Es ist wichtig, dass der Arztbesuch nicht über Wochen oder Monate aufgeschoben wird. Bei Anzeichen einer Depression frühzeitig mit einer Behandlung zu beginnen, bringt Vorteile für den Verlauf und das spätere Behandlungsergebnis. Aber ebenso gilt: Es ist nie zu spät für eine erfolgreiche Behandlung. Achten Sie auf Frühwarnzeichen.
Für die Diagnose einer Depression müssen mehrere Symptome zusammen auftreten. Wenn für zwei Wochen zwei der Hauptsymptome – gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, schnelle Ermüdung – mit zwei Zusatzsymptomen – zum Beispiel verminderte Konzentration und verminderter Appetit – gleichzeitig bestehen, kann eine leichte Depression diagnostiziert werden. Für eine mittelgradige oder eine schwere Depression kommen weitere Zusatzsymptome hinzu.
Je nach Anzahl und Ausprägung der Symptome wird eine depressive Episode in eine leichte, mittlere oder schwere Form eingestuft.
Leichte Depression: zwei Hauptsymptome treten mindestens zwei Wochen lang auf, zusätzlich sind zwei Zusatzsymptome festzustellen.
Mittelgradige Depression: zwei Hauptsymptome treten mindestens zwei Wochen lang auf, zusätzlich zeigen die Betroffenen drei bis vier Zusatzsymptome.
Schwere Depression: alle drei Hautsymptome treten mindestens zwei Wochen lang auf, zusätzlich leiden die Betroffenen unter mindestens vier Zusatzsymptomen.
Bei der ICD-10 handelt es sich um die 10. Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems). Es ist der Versuch eine weltweit einheitliche Liste der möglichen Erkrankungen des Menschen zu schaffen. In ihr ist auch festgelegt wie eine Depression diagnostiziert wird. Eine leichte Depression hat den Code F32.0, eine mittelgradige F32.1.
Hat sich der:die Betroffene dazu entschieden, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen wird diese:r ein ausführliches Gespräch mit ihm:ihr führen. Dabei können Gesprächsleitfäden, aber auch Fragebögen zum Einsatz kommen. Je nachdem wie diese Fragen beantwortet werden, kann daraus die Diagnosestellung erfolgen. Zudem gilt es, verschiedene psychische als auch organische Krankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome und Beschwerden aufweisen können. Es können auch weitere Verfahren wie eine Elektrokardiografie (EKG), eine Messung der Hirnströme (EEG), eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen.
Mögliche Fragen, die Ärzt:innen den Betroffenen im Gespräch stellen, zielen darauf ab, mehr über die Gefühlswelt, das allgemeine Befinden und Verhalten der Betroffenen zu erfahren. Die Antworten des:der Patient:in werden mit den möglichen Symptomen verglichen.
Mögliche Fragen :
„Machen Sie sich häufig Selbstvorwürfe?“
„Haben Sie Pläne für die Zukunft“
„Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren?“
Im Internet finden sich verschiedene Selbsttests die den Betroffenen erste Orientierung geben, zum Beispiel von der Deutschen Depressionshilfe.
Geben Sie sich Zeit! Eine Diagnose kann Überraschung, Schock aber auch Erleichterung sein, in jedem Fall ist sie ein entscheidender erster Schritt auf dem Weg zur Besserung. Mit der passenden Therapie, wie zum Beispiel einer Psychotherapie und/ oder einer medikamentöse Therapie mit Antidepressiva, fühlen sich die meisten Betroffenen bereits innerhalb weniger Wochen besser.
Manche Betroffene schämen sich oder fühlen sich schuldig. Dafür gibt es jedoch keinen Grund. Negative Gedanken sind meistens als Symptome der Erkrankung anzusehen. Mit dem Verlauf der Therapie können sie verschwinden.
Jeder Mensch geht anders mit einer Diagnose um. Viele Betroffene sind aber – soweit ihr Zustand das erlaubt – erleichtert darüber, endlich eine Erklärung für ihre Beschwerden zu haben. Sie sehen, dass sie nicht schuld an ihren Verstimmungen, ihrer Antriebslosigkeit und ihrem Interessensverlust sind. Sie sind nicht faul oder aus freien Stücken heraus schlecht gelaunt. Sie erkennen, dass ihr Denken und Handeln von einer schweren, ernst zu nehmenden Erkrankung erfasst wurde.
Durch die Behandlung finden die Betroffenen neue Kraft und erkennen das klar definierte Ziel, das ihnen Mut gibt: Die Depression angehen und bekämpfen!
Sicherlich bedeutet die Therapie Arbeit. Dazu gehört der Zeitaufwand für die Psychotherapie und die Achtsamkeit bei der regelmäßigen Einnahme der Medikamente wie Antidepressiva. Aber alle dies sind Schritte zurück in ein Leben ohne Depression. Sprechen Sie offen über Ihre Situation mit Angehörigen und Freund:innen und scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten. Denn gemeinsam ist es einfacher, die Erkrankung zu verarbeiten.
Viele Krankheiten sind mit einer Stigmatisierung belegt. Stigmata, das sind falsche Vorstellungen darüber, wie Krankheiten entstehen und übertragen werden oder darüber, welche Auswirkungen sie auf Betroffene und Nahestehende haben. Sie kreisen in den Köpfen von vielen von uns. Im besten Fall ist es weitgehend harmloses Unwissen. Anders sieht es aus, wenn zum Beispiel Vorwürfe eine Rolle spielen. Wichtig ist es, die Stigmatisierung als solche zu erkennen und sie nicht für die Wahrheit zu halten.
Die Stigmata, mit denen eine Depression behaftet ist, haben viel mit unserer Leistungsgesellschaft zu tun und sind schädlich für uns alle. Denn sie erzeugen Angst. Angst davor, nicht fleißig genug, nicht stark oder nicht ausdauernd genug zu sein. Aber jeder Mensch braucht Ruhephasen. Wenn wir uns diese nicht gönnen, aus Angst davor nicht „gut genug“ zu sein, können der Stress und die Erschöpfung schnell die Oberhand gewinnen und in einer Störung der Stimmungslage enden. Nicht zufällig gehören Angststörungen neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Krankheiten.
Andererseits wird eine Depression immer noch zu häufig nicht als die ernst zu nehmende tödliche Krankheit anerkannt, die sie ist. Stattdessen werden den Betroffenen möglicherweise die völlig unangemessenen Vorwürfe gemacht, sie seien nur faul und launisch.
Wie Betroffene mit diesem Thema umgehen, ist sehr privat und individuell. Manche gehen in die Offensive wie unsere Unterstützer:innen. Andere können sich nur ihren engen Freund:innen anvertrauen. Beides ist vollkommen okay und jede:r muss den für sich persönlich besten Weg gehen. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch.
Tipps „Für Angehörige“ finden Sie in dem entsprechenden Kapitel.
Mit der Diagnose stellen sich Betroffene allerdings auch einige Fragen: Was ist mit meinem Job? Was ist mit meiner Beziehung, der Familie und meinen Freund:innen? Antworten auf diese Fragen finden Sie auf dieser Webseite in den jeweiligen Kapiteln.
Hier gibt es Tipps, wie man den (Arbeits-)alltag meistert und wie man mit Depression innerhalb der Familie und seinem Freundeskreis umgeht.
Hier teilen Betroffene und Angehörige ihre persönliche Geschichte und Erfahrungen im Umgang mit Depression.
Hier finden Sie nützliche Hilfestellen und Notfallkontakte.