Geschichte von Elisabeth

Portrait von Elisabeth


Ich bin

Elisabeth


Alter: 32
Tätigkeit: Tiermedizinische Fachangestellte, derzeit in Elternzeit
Das ist mir wichtig: Ich möchte anderen Menschen Mut machen, ihre Hemmungen zu überwinden und den Schritt zum Arzt zu wagen, wenn es ihnen nicht gut geht. Depressionen sieht man den Menschen in der Regel nicht an.
Das hat mir geholfen: Mir hat am meisten geholfen, über meine postnatale Depression zu sprechen. Deshalb rate ich anderen Betroffenen, unbedingt die Kommunikation zu suchen und deutlich zu signalisieren, wenn sie Hilfe brauchen. Es gibt viele Anlaufstellen, bei denen man Unterstützung bekommt. Bei mir war es der soziale Dienst der CARITAS.

"Rückblickend hatte ich schon seit Jahren immer mal Phasen, in denen ich zu nichts Lust hatte und mich sehr antriebslos fühlte. Richtig zum Ausbruch kam die Depression jedoch erst nach der Geburt meines Sohnes."

Elisabeth wirkte nach außen stets fröhlich und selbstbewusst. Außenstehende wären nie auf die Idee gekommen, dass etwas nicht stimmen könnte. Die Abwärtsspirale begann, als sie, nicht lange nach der kirchlichen Hochzeit mit ihrem Mann, in einem sehr frühen Schwangerschaftsstadium eine Fehlgeburt erlitt. Dies war ein erster tiefer Einschnitt, der für Elisabeth nur schwer zu verarbeiten war. Nichtsdestotrotz konnte sie sich einige Zeit später über eine erneute Schwangerschaft freuen. Da ihr Mann beruflich sehr viel unterwegs war, nur am Wochenende zu Hause sein konnte und sämtliche Verwandten und Freund:innen sehr weit entfernt wohnten, war Elisabeth während der Schwangerschaft mit ihren schwangerschaftsbedingten Problemen wie Übelkeit und Kreislaufproblemen weitestgehend auf sich allein gestellt. Auch die Vorsorgetermine nahm sie allein wahr.

„Ich hatte hohe Erwartungen an die Geburt. Ich wollte alles richtig machen und selbstverständlich sollte mein Kind natürlich auf die Welt kommen. Dass es dann ein Kaiserschnitt wurde, war für mich eine große Enttäuschung.“

Nach der Geburt ging es Elisabeth sehr schlecht. Obwohl sie sich so sehr auf ihr Baby gefreut hatte, fiel es ihr schwer, eine Bindung aufzubauen. Sie fühlte sich überfordert und übermüdet und war voller Zweifel. Da ihr Mann nach einem kurzen Urlaub bald wieder zur Arbeit musste, kümmerte sich Elisabeth unter der Woche allein um den neugeborenen Sohn. Dass es ihr nicht wirklich gut ging und sie Hilfe benötigte, erkannte ihr Umfeld nicht auf Anhieb, da sich Elisabeth sehr verschloss. Nach außen hin – auch mit Blick auf ihren „normalen Babyblues“ – wirkte alles in Ordnung. Ihre Symptome wurden weder von ihrer Frauenarztpraxis noch ihrer Hebamme richtig interpretiert. Wegen der Corona-Pandemie fanden auch Aktivitäten wie Kurse oder Babyschwimmen nicht statt, so dass sich Elisabeth zu Hause mit ihren Problemen einsam und isoliert fühlte. Ihr Zustand verschlechterte sich mehr und mehr, bis sie sich in ihrer Verzweiflung in einem Telefonat an ihren Vater wandte, der Arzt ist. Dieser fand schließlich kurzfristig einen Ansprechpartner in ihrer Nähe.

„Meine erste Anlaufstelle war der soziale Dienst der CARITAS, der quasi Erste Hilfe leistete. Damit kam alles ins Rollen und es wurde ganz schnell klar, dass ich dringend professionelle Hilfe brauchte. Meine Beschwerden wurden dann von einer Psychiaterin abgeklärt und bei mir eine mittelschwere Depression diagnostiziert. Sie verschrieb mir auch ein Antidepressivum.“

Parallel begann Elisabeth eine Psychotherapie, die anfangs einmal wöchentlich stattfand, inzwischen aber nur noch alle zwei bis drei Wochen notwendig ist. Sie ist sehr froh darüber, dass sie die Therapie auch online fortsetzen kann, da sie inzwischen umgezogen ist.

Elisabeth im Fotostudio vor der Kamera

„Heute geht es mir zwar besser, ich würde mich aber nicht als geheilt bezeichnen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder schwierige Tage und Momente. Inzwischen habe ich aber gelernt, mich selbst von den dunklen Gedanken zu befreien. Das klappt mittlerweile ganz gut.“

Der neue Wohnort, an den sie mit ihrer kleinen Familie gezogen ist, ist für Elisabeth wie ein neuer Anfang. Sie hat wieder die Kraft gefunden, neue soziale Kontakte aufzubauen und genießt es, mit ihrem kleinen Sohn die Krabbelgruppe zu besuchen oder am Eltern-Kind-Turnen teilzunehmen.

„Im Alltag versuche ich, die Balance zu halten zwischen einem festen Tagesablauf und der Möglichkeit, trotzdem noch spontan sein zu können. Ich habe mir persönliche Freiräume geschaffen, in denen ich ganz ich selbst sein kann. So beschäftige ich mich mit kreativen Tätigkeiten wie Gartengestaltung, aber auch Stricken und Nähen, und gehe einmal in der Woche zum Reiten.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Felix
Felix

"Ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich anders bin. Als ich 2015 offiziell meine Diagnose bekommen habe, war das für mich nicht überraschend. Im Nachhinein wurde für mich vieles schlüssig und klar."

Portrait von Alina
Alina

„Die meiste Zeit meines Lebens habe ich nicht über meine Probleme gesprochen. Irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Heute spreche ich offen über meine Depression. Ich habe gelernt, meine Krankheit zu akzeptieren und mir Hilfe einzufordern.“​

Portrait von Michael S
Michael

„Mein Elend begann mit der Trennung meiner Eltern, als ich 5 Jahre alt war und ein jahrelanger Kampf um das Sorgerecht entstand. Kurz vorher hatte ich mitbekommen, dass mein Vater einen Suizidversuch unternommen hatte. Ich erinnere mich an das Bild, wie ihn die Sanitäter zur Tür hinaustrugen. Meine Mutter hatte mich oft allein gelassen und war eigentlich nicht für mich da. Dennoch entschied das Familiengericht, dass ich zu meiner Mutter muss, die mit ihrem neuen Partner zusammenlebte.“​

Referenzen

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