Geschichte von Tamara

Portrait von Tamara


Ich bin

Tamara


Alter: 39
Tätigkeit: Hat Philosophie studiert und arbeitet als freie Journalistin
Das sollten andere wissen: Jede Depression hat auch ein Ende. Man ist kein hilfloses Opfer der Depression, sondern man hat durchaus Einflussmöglichkeiten, die eigene Situation zu verbessern.
Das wünsche ich mir von der Gesellschaft: Ich wünsche mir, dass die Menschen mehr über den Tellerrand schauen und zu mehr Offenheit bereit sind, um die Vielfalt, die uns Menschen ausmacht, zu entdecken und wertzuschätzen. Ich finde es wichtig, das Schwarz-Weiß-Denken zu verlassen und die unzähligen Grauschattierungen dazwischen wahrzunehmen.
Das hat mir geholfen: Über Erfahrungen von anderen zu lesen und viel über die Erkrankung zu lernen. Das hat mir gezeigt, was machbar ist und was ich persönlich und ganz individuell tun kann, um der Erkrankung entgegenzuwirken.

„Ich hatte immer die klischeehafte Vorstellung, dass ein depressiver Mensch traurig in der Ecke hockt. Was Depression bedeutet, war für mich nicht greifbar – bis ich selbst die Erfahrung machen musste.“

Tamara hatte schon seit ihrer Jugend eine unerkannte Magersucht mit starkem Untergewicht. Die Ärzte diagnostizierten ihr einen Reizmagen und so schob sie jahrelang sämtliche Befindlichkeiten auf diese Krankheit. Auch als die Beschwerden während ihres Studiums zunahmen und sie nichtsahnend unter Panikattacken zu leiden begann, glaubte sie, dass etwas weniger Stress oder eine bessere Ernährung Abhilfe schaffen würden. Eine psychosomatische Komponente wurde gar nicht erst in Betracht zogen. In den folgenden Jahren verschlimmerte sich ihr Zustand zunehmend: Angst, Schwindelattacken, Zittern, Schlafstörungen und permanente Magenschmerzen beherrschten ihren Alltag. Als 2017 plötzlich ihr Stiefvater starb, fiel Tamara in ein tiefes Loch. Sie nahm sich Urlaub, um die Trauer zu verarbeiten, doch es wurde nicht besser. Am Ende des Urlaubs brach sie nach einer starken Panikattacke endgültig zusammen. Ihr Mann bestand dann darauf, am nächsten Tag einen Arzt aufzusuchen. Ohne sein Drängen hätte sie das allerdings nicht getan.

„Beim Arzt habe ich dann erfahren, dass ich eine Panikattacke erlitten hatte. Ich war sehr überrascht, dass das Ganze so körperlich war. Auf der anderen Seite war ich erleichtert, dass ich davon nicht gleich sterben werde. Für mich hatte sich die Situation nämlich äußerst bedrohlich, wie ein Herzinfarkt, angefühlt.“

Der Hausarzt hatte Tamaras Beschwerden sofort richtig eingeordnet und ihr zu einer Psychotherapie geraten. Rückblickend ist es Tamara schon längere Zeit davor nicht gut gegangen. So fühlte sie sich im Arbeitsalltag oft nervös und angespannt und hatte häufig Konzentrationsschwierigkeiten. Sie führte dies jedoch auf Stress zurück, zumal ihre Freunde auf Nachfrage meinten, dass dies ganz normal sei. Den Glaubenssatz, dass dies normal sei, widerlegte ihr Arzt nun mit der Diagnose: Depression. Sie begann eine erste Psychotherapie, erhielt verschiedene Therapieformen und befindet sich heute in einer Langzeittherapie. Inzwischen geht es ihr bedeutend besser, auch wenn es immer mal wieder Rückfälle gibt. Sie hat akzeptiert, dass diese zur Depression dazugehören und hat auch gelernt, sich dann keinen Druck zu machen. Mit dieser Strategie kommt sie gut zurecht.

„Trotz der Diagnose fühlte ich mich sowohl von Ärzten als auch von Therapeuten viel zu wenig aufgeklärt. Was ist das für eine Krankheit? Was macht sie mit mir? Das Wissen über diese Hintergründe hat mir total gefehlt. Aus diesem Grund halte ich die Psychoedukation für essenziell.“

Tamara hätte sich von Anfang an gewünscht, dass sie jemand von außen an die Hand nimmt und sie Schritt für Schritt begleitet. Zwar hatte sie das große Glück, jederzeit auf die Unterstützung durch ihren Mann zählen zu können, doch nicht alle Betroffenen haben ein solches Umfeld und auch Angehörige wissen nicht immer, was zu tun ist. Ein großes Problem sei nach wie vor die Suche nach einem geeigneten Therapieplatz. Dies erfordere enorm viel Kraft und Geduld, die Erkrankte in dieser Situation in den meisten Fällen einfach nicht aufbringen könnten. Inzwischen ist es Tamara gelungen, in ihrem Leben Veränderungen umzusetzen, die ihr die Möglichkeit geben, ihren Alltag nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.

Ein Stapel Bücher

„Ein ganz wichtiger Faktor war für mich die berufliche Selbstständigkeit. Die Autonomie über Zeit und das selbstbestimmte Arbeiten bedeuten mir sehr viel. Das Selbstbewusstsein, dass ich das schaffen kann, musste ich mir allerdings hart erarbeiten.“

Tamara hat sich ihr Leben in der Zwischenzeit so eingerichtet, dass sie wieder mehr Zeit für ihre Leidenschaft hat, das Schreiben. Auf ihrem Blog „Lebenswelt & Depression“ berichtet sie unter dem Pseudonym „Die Inkognito-Philosophin“ über ihr Leben mit Depression, Angst- und Essstörung. Derzeit plant sie, ein Buch zu schreiben, in dem sie das Thema psychische Gesundheit aus einer philosophischen Perspektive betrachten möchte.

„In einer Krankheitssituation sollten moralische Aspekte wie Schuld oder einen Unschuld keine Rolle spielen. In dem Moment geht es einfach nur um Menschen, der Hilfe braucht und darum, dass man sich gegenseitig unterstützt.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

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Harald

„Ich bin in meinem Leben bereits mit verschiedenen schweren Erkrankungen konfrontiert worden. Ich hatte zum Beispiel eine Herz-OP und kann wegen eines seltenen Gendefekts seit 2 Jahren nicht mehr gut laufen. Am meisten hat mich jedoch immer die Depression belastet.“​

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„Ich habe mich jahrelang mit Arbeit betäubt. Obwohl es mir schon lange nicht gut ging, habe ich immer funktioniert – bis ich vor zwei Jahren zusammengebrochen bin. Das war der Wendepunkt.“​

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Ramona

„Mit Ende zwanzig hatte ich mein erstes Burn-out. Ich war körperlich und emotional am Ende und brach schließlich zusammen. In der anschließenden Reha wurde ich zunächst nur wegen Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, an der ich seit meiner Jugend leide, behandelt. Obwohl es nahelag, wurde die Depression damals noch nicht diagnostiziert.“

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