Geschichte von Jenny

Portrait von Jenny


Ich bin

Jenny


Alter: 34
Beruf: Hat Tourismusmanagement studiert und macht aktuell eine Umschulung zur Mediengestalterin
Das ist mir wichtig: Ich möchte anderen zeigen, dass sie keine Angst haben müssen und dass Therapie erfolgreich sein kann. Die Möglichkeiten sind da, aber man muss sie auch nutzen.
Das wünsche ich mir von meinen Mitmenschen: Mehr Verständnis, auch wenn Depressionen für Außenstehende oft nicht greifbar sind.
Das hat mir geholfen: Dass ich mich getraut habe, aktiv um Hilfe zu bitten und zur Behandlung in eine Klinik zu gehen. Das Vertrauen in Therapie und Ärzte sowie die Unterstützung meiner Bezugspersonen haben mir geholfen, mein Leben wiederzugewinnen. Alleine schafft man es nicht, aus einer schweren Depression rauszukommen.

„Ich habe mich jahrelang mit Arbeit betäubt. Obwohl es mir schon lange nicht gut ging, habe ich immer funktioniert – bis ich vor zwei Jahren zusammengebrochen bin. Das war der Wendepunkt.“

Rückblickend ist Jenny nicht überrascht, dass es irgendwann mal zum Knockout kam. Sie hatte in ihrer Jugend verschiedene Traumata erlitten, die nie bearbeitet worden waren. Schon damals versuchte sie, aufkommende negative Gedanken und Gefühle zu verdrängen und mit einem Übermaß an Aktivität zu kompensieren. Nach ihrem Studium stürzte sie sich in die Arbeit und lebte mit der Zeit nur noch für ihren Job. Obwohl sie Symptome wie u. a. Schlafprobleme und Atemnot entwickelte, suchte sie keinen Arzt auf. Privat zog sie sich komplett zurück und beschränkte ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum. Auf dem Höhepunkt ihres Berufslebens arbeitete Jenny 16 bis 18 Stunden am Tag, ohne Pausen, ohne Wochenenden, ohne Urlaub – bis zum Zusammenbruch.

„Als gar nichts mehr ging, bin ich zu meinem Hausarzt gegangen. Da hatte ich immer noch nicht auf dem Schirm, dass Depressionen die Ursache für meine Probleme sein könnten. Als der Arzt mich direkt fragte, wie es mir denn eigentlich gehe, brach ich in Tränen aus. Da habe ich erst verstanden, dass ich Hilfe brauche.”

Jenny war nun gar nicht mehr in der Lage zu arbeiten, aber auch ganz alltägliche Dinge, wie z. B. die Post öffnen oder Gesprächen folgen, fielen ihr schwer. Auf Anraten ihres Arztes ging sie zunächst in eine Tagesklinik, worauf später noch ein längerer stationärer Aufenthalt folgte. Zurück aus der Klinik traf Jenny einige grundlegende Entscheidungen, die ihr Leben veränderten. So beschloss sie, sich beruflich umzuorientieren und zu ihrem Vater zu ziehen, mit dem sie nun wie in einer kleinen WG lebt. Sie schätzt es, dass da immer jemand ist, der ein Ohr für ihre Sorgen hat, was ihr in Krisenzeiten sehr hilft. Heute hat Jenny das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein.

Jenny sitzt auf dem Sofa

„Durch die Therapie geht es mir wieder gut, aber es war ein sehr, sehr langer Weg bis dahin. Inzwischen habe ich gelernt, um Hilfe zu bitten und diese auch anzunehmen. Das fiel mir nicht leicht, aber die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Ich nehme wieder aktiv am Leben teil und komme meinen Alltagsverpflichtungen nach. Ich lese wieder und habe zu meiner alten Leidenschaft zurückgefunden – dem Malen und Zeichnen.“

Jenny hat sich mittlerweile ein Netzwerk aufgebaut, das ihr Sicherheit gibt. Wenn es ihr schlecht geht, kann sie sich jederzeit an die Tagesklinik vor Ort wenden. Sie wird weiterhin medizinisch und psychotherapeutisch unterstützt. Von sozialem Rückzug ist keine Rede mehr. Jenny teilt ihre Erfahrungen mit ihrer Erkrankung auch als Bloggerin und in den sozialen Medien. Der Zuspruch und die positive Resonanz, die sie von oft wildfremden Menschen erhält, bedeuten ihr sehr viel.

„Depressionen sind keine Modeerscheinung, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht selten ist. Viele trauen sich aus Angst vor Ablehnung oder gar Verlust des Arbeitsplatzes nicht, sich zu „outen“. Ich wünsche mir, dass Betroffene wie Nicht-Betroffene lernen, offener mit psychischen Erkrankungen umzugehen, damit denjenigen geholfen werden kann, die Hilfe benötigen.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Annika
Annika

„Depressionen gehören seit meiner Jugend zu meinem Alltag. Sie sind zwar nicht immer so ausgeprägt, aber sie sind immer da. Rückblickend hätte ich viel früher mit einer Behandlung beginnen müssen – aber zum damaligen Zeitpunkt haben es weder ich noch mein Umfeld besser gewusst.“​

Portrait von Horst
Horst

„Mein Job als Bauleiter war für mich viele Jahre der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens. Als Perfektionist war mein Kopf rund um die Uhr mit der Arbeit beschäftigt. Ich konnte schlecht Nein sagen und vergaß dabei mich selbst. Die wenigen sozialen Kontakte außerhalb der Arbeit stellte ich nach und nach ein. Um dem wachsenden Druck und dem Stress standzuhalten, begann ich zu trinken, bis es Ende 2014 zum unvermeidlichen Kollaps kam.“​

Portrait von Harald
Harald

„Ich bin in meinem Leben bereits mit verschiedenen schweren Erkrankungen konfrontiert worden. Ich hatte zum Beispiel eine Herz-OP und kann wegen eines seltenen Gendefekts seit 2 Jahren nicht mehr gut laufen. Am meisten hat mich jedoch immer die Depression belastet.“​

Referenzen

Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Faktoren als Ursache für Krebs - was hält die Bevölkerung von dieser Theorie? (Stand 29.08.2017). Abrufbar unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-43-Psychische-Faktoren-als-Ursache-fuer-Krebs.php. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Onko Internetportal: Professionelle psychologische Betreuung bei einer Krebserkrankung (Stand: 23.08.2018). Abrufbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/professionelle-psychologische-betreuung-bei-einer-krebserkrankung.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut für 2017/2018, Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2021. Abrufbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/krebs_in_deutschland_2021.pdf?__blob=publicationFile. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Leitlinienprogramm Onkologie (AWMF, Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Stiftung Deutsche Krebshilfe): Patientenleitlinie – Psychoonkologie, Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige. Berlin, 2016. Abrufbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-051OL.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Schulz H et al.: Psychoonkologische Versorgung in Deutschland: Bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse, Wissenschaftliches Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (2018). Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Hrsg). Abrufbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Berichte/PsoViD_Gutachten_BMG_19_02_14_gender.pdf. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Starostzik C: Depressionen, Mythos Krebsrisiko? Ärzte Zeitung Online (Hrsg). Veröffentlicht am: 04.11.2013. Abrufbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mythos-Krebsrisiko-268337.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung. Gibt es die Krebspersönlichkeit? Macht Unglück krank? (Stand: 02.10.2019). Abrufbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/psyche-und-krebsrisiko.php#inhalt3. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
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