Psoriasis (auch Schuppenflechte oder Psoriasis vulgaris) und Psoriasis-Arthritis sind chronische Entzündungskrankheiten der Haut und im Fall der Psoriasis-Arthritis auch der Gelenke. Bei beiden Schuppenflechte-Typen handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung. Eine Heilung gibt es bislang nicht, doch heutzutage lassen sich Symptome mit einem guten Behandlungskonzept erfolgreich lindern und Entzündungsschübe deutlich reduzieren.12
Dabei spielen nicht nur medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle. Auch die Ernährung kann das Krankheitsgeschehen positiv beeinflussen und einen Beitrag zur Linderung von Beschwerden leisten.2 Erfahren Sie, welche Grundsätze wichtig sind, wie Sie diese Prinzipien in Ihren Alltag integrieren können und welche positiven Auswirkungen eine ausgewogene Ernährung bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis haben kann.
Wie bei den meisten Dingen im Leben gibt es auch bei der Ernährung nicht das eine Patent-Rezept. Denn jeder Mensch reagiert auf bestimmte Lebensmittel etwas anders. Dennoch gibt es einige allgemeine Grundlagen, die dabei helfen können, Symptome zu lindern und die Erkrankung positiv zu beeinflussen. Das sind die wichtigen Ernährungssäulen:
Ausgewogen
Pflanzenbasiert
Entzündungshemmend
Bei einer ausgewogenen Ernährung geht es darum, die unterschiedlichen Nährstoffe im richtigen Verhältnis miteinander zu kombinieren. Besonders wichtig sind dabei die drei Hauptnährstoffe:
Diese Energielieferanten sollten bei den Mahlzeiten in einem ausgewogenen Verhältnis miteinander kombiniert werden, um das Verdauungssystem zu entlasten und die Verträglichkeit der Mahlzeiten zu erhöhen. Über das genaue Verhältnis wird in Fachkreisen immer noch kontrovers diskutiert. Eine gute Orientierung sind die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit 15 % Protein, 30 % Fett und 55 % Kohlenhydrate.3
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Nährstoffe, die zwar keine Energie liefern, aber wichtig für verschiedene Funktionen des Körpers sind und täglich über die Nahrung aufgenommen werden sollten:
Von den drei Hauptnährstoffen sind Kohlenhydrate der wichtigste Energielieferant für den Körper und sorgen dafür, dass z. B. Muskeln und Gehirn arbeiten. Jedoch muss man auch hier zwischen verschiedenen Typen unterscheiden, die für die Ernährung unterschiedlich wichtig sind. Das wohl bekannteste Kohlenhydrat ist die sogenannte Saccharose: Haushaltszucker.
Der ist vor allem in verarbeiteten Produkten wie Süßigkeiten, Fruchtjoghurts, Fertiggerichten und Wurst enthalten. Als kurzes Kohlenhydrat liefert Zucker vor allem besonders schnell Energie und lässt auch den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen – eine große Belastung für den Körper. Zusätzlich gibt es nach dem Verzehr kein langanhaltendes Sättigungsgefühl.4
Deshalb sollten Kohlenhydrate stattdessen über Vollkornprodukte, Kartoffeln sowie Obst und Gemüse aufgenommen werden. Vollkorn und Kartoffeln enthalten sogenannte komplexe Kohlenhydrate – sie lassen den Blutzuckerspiegel deutlich langsamer ansteigen und halten uns länger satt.4
Von vielen Menschen, die sich vermeintlich gesund ernähren, hört man immer noch Sätze wie: „Bloß kein Fett, das ist ungesund“. Dabei ist die Aufnahme von bestimmten Fetten sogar wichtig für den Körper und fester Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung.
„Gute“ pflanzliche Fette finden Sie in hochwertigen (nativ, kaltgepresst, unraffiniert) Pflanzenölen (Rapsöl, Leinöl, Leindotteröl, Olivenöl, Walnussöl) sowie in Nüssen und Kernen (Walnüsse, Kürbiskerne, Sonnenblumensamen, Paranüsse).
Transfette stecken vor allem in hochverarbeiteten Lebensmitteln wie Fertigprodukten, stark angebratenem Essen und Frittiertem. Diese Fette haben ungünstige Auswirkungen auf die Gesundheit und sollten möglichst vermieden werden.5
Omega-3-Fettsäuren nehmen eine Sonderrolle innerhalb der Fette ein. Sie sind nicht nur Energielieferanten, sondern erfüllen wichtige gesundheitsrelevante Funktionen.
Omega-3-Fettsäuren:67
Da der Fettstoffwechsel sehr komplex ist, können die essenziellen Omega-3-Fettsäuren nicht alleine betrachtet werden – vielmehr geht es darum eine gute Kombination an Fetten aufzunehmen. In Hinblick auf Omega-3-Fettsäuren ist es vor allem wichtig auf das Verhältnis zu Omega-6-Fettsäuren zu schauen. Da sie in Konkurrenz zu Omega-3-Fettsäuren stehen und eher entzündungsfördernd wirken, wird empfohlen möglichst wenig Omega-6-Fettsäuren aufzunehmen.6
Omega-6-Fettsäuren kommen insbesondere in verarbeiteten Lebensmittel, wie z.B. verarbeiteten Fleisch- und Milchprodukten sowie Fastfood und Fertiggerichten vor.
Um von den gesundheitsfördernden Effekten der Omega-3-Fettsäuren zu profitieren, sollten pflanzliche und tierische Lebensmittel mit hohen Mengen an Omega-3-Fettsäuren bevorzugt verzehrt werden. Besonders hochwertige Quellen sind Algenöl und fette Fischarten wie Lachs.7
Pflanzliche Lebensmittel: Pflanzliche Öle (Algenöl, Leinöl, Walnussöl, Rapsöl, Chiaöl, Perillaöl) und Nüsse (Walnüsse, Pekannüsse, Haselnüsse, Mandeln)7
Tierische Lebensmittel: Fisch, besonders fette Fischarten (Lachs, Sardelle, Makrele, Sardine und Hering).7
Lebensmittel, die hohe Mengen an Omega-6-Fettsäuren enthalten, sollten reduziert werden. Dazu gehören einige pflanzliche Öle (Sonnenblumenöl, Distelöl, Maiskeimöl) und tierische Fette.7
Proteine übernehmen als Baustoff für Zellen und Gewebe zahlreiche wichtige Funktionen in unserem Körper. Nahrungsproteine versorgen den Körper etwa mit unentbehrlichen Aminosäuren und Stickstoff für den Aufbau von körpereigenen Proteinen. Darüber hinaus brauchen wir Eiweiße, um die Organe zu stabilisieren, den Transport von Substanzen in die Zellen zu gewährleisten, das Immunsystem aufzubauen sowie Hormone und Enzyme herzustellen.8
Da unser Körper keinen Eiweißspeicher hat, müssen wir Proteine regelmäßig über die Nahrung aufnehmen. Die DGE empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 0,8 bis 1 g Protein/kg Körpergewicht.9
Es gibt zahlreiche tierische und auch pflanzliche Lebensmittel mit hohem Proteingehalt.
Tierische Lebensmittel: Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier
Pflanzliche Lebensmittel: Hülsenfrüchte wie Sojabohnen, Linsen und Erbsen und Getreideprodukte wie Vollkornbrot
Die meisten Ballaststoffe (auch Nahrungsfasern) gehören zu den Kohlenhydraten, liefern dem Körper aber keine Energie. Da sie vom Magen-Darm-Trakt nicht verdaut werden können, werden sie über den Stuhl wieder ausgeschieden. Trotzdem sind sie gesund und sollten aufgrund ihrer positiven Effekte auf die Verdauung fester Bestandteil der Ernährung sein.
Ballaststoffe:1011
Es wird empfohlen, dass Erwachsene täglich mindestens 30 g Ballaststoffe zu sich nehmen. Ballaststoffe kommen vorwiegend in Obst, Gemüse und Vollkorngetreide vor. Mit dem Verzehr von 5 Portionen Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten kann der empfohlene Bedarf gedeckt werden.1011
Vitamine sind Verbindungen, die viele lebensnotwendige Funktionen erfüllen. Die meisten Vitamine sind nicht synthetisierbar. Das bedeutet: Unser Körper kann sie nicht selbst herstellen. Deshalb müssen wir sie in ausreichenden Mengen über die Nahrung aufnehmen.
Folgende Vitamine haben durch ihre Funktion bei Schuppenflechte und Psoriasis-Arthritis eine große Bedeutung:2
Funktion | Vorkommen | |
---|---|---|
Vitamin A | Funktion | Vorkommen |
Vitamin D | Funktion | Vorkommen |
Vitamin E | Funktion | Vorkommen |
Vitamin C | Funktion | Vorkommen |
Neben den Hauptnährstoffen und den Vitaminen spielen auch die Mineralstoffe eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der körperlichen Funktionen. Zu diesen Mineralien gehören z. B. die chemischen Elemente Calcium, Kalium, Magnesium und Natrium.
Die vom Körper benötigte Menge der meisten Mineralstoffe werden vor allem über das Essen aufgenommen. Mineralwasser und Leitungswasser leisten ebenfalls einen Beitrag – wobei hier die Flüssigkeitsaufnahme im Vordergrund steht. Empfohlen wird eine Flüssigkeitsaufnahme durch Getränke von mindestens 1,5 L pro Tag.312
Unter den Mineralstoffen, gibt es auch die sogenannten Spurenelemente, die der Körper nur in ganz geringen Mengen benötigt. Bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis sind die Spurenelemente Zink und Selen besonders wichtig, da sie für die Funktion des Immunsystems benötigt werden und eine Rolle im Stoffwechsel der Haut spielen.2
Unterschiedliche Lebensmittel miteinander kombinieren
Um ein ausgewogenes Verhältnis von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen zu sich zu nehmen
Möglichst ballaststoff- und vitaminreich ernähren
Durch den Verzehr von 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse sowie Vollkornprodukten
Omega-3-Fettsäuren statt Omega-6-Fettsäuren zu sich nehmen
Durch die Auswahl der richtigen Öle
Eine pflanzenbetonte Ernährung kann unterstützend dabei helfen, eine Schuppenflechte oder Psoriasis-Arthritis besser in den Griff zu bekommen. Dabei geht es nicht um den vollständigen Verzicht auf tierische Produkte, sondern darum, sich überwiegend von Gemüse, Obst und Getreideprodukten zu ernähren. Milchprodukte, Eier, Fisch und Fleisch sollten lediglich ergänzend verzehrt werden.
Da pflanzliche Lebensmittel „gute“ Fette, Ballaststoffe, hochwertige Kohlenhydrate, Vitamine oder Spurenelemente enthalten, hilft eine pflanzliche Ernährung dabei eine ausgewogene Ernährung zu erreichen. Nachtschattengewächse wie Tomaten oder Kartoffeln sollten allerdings in Maßen verzehrt werden: Sie liefern viele Antioxidantien und Vitamin C, sind in großen Mengen bei Schuppenflechte und Psoriasis-Arthritis aber nicht zu empfehlen.
In der Tabelle finden Sie eine Übersicht von Lebensmitteln, die sich besonders bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis eignen.
Pflanzenbasiert heißt nicht zwingend vegetarisch oder vegan
Fisch, Fleisch und andere tierische Lebensmittel nur ergänzend verzehren
Schuppenflechte und Psoriasis-Arthritis sind chronisch-entzündliche Erkrankungen, bei denen der Lebensstil – insbesondere die Ernährung – einen Einfluss auf das Krankheitsgeschehen haben kann.2 Betroffene sollten deshalb genau auf die Wahl ihrer Lebensmittel achten. Denn: Es gibt sowohl entzündungshemmende wie entzündungsfördernde Lebensmittel.
Entzündungshemmende Lebensmittel haben eines gemeinsam: Sie enthalten Antioxidantien. Zu den Antioxidantien aus der Nahrung gehören verschiedene Vitamine (Vitamin C und E), Spurenelemente (Zink und Selen) und sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavanoide). Diese Substanzen können sogenannte „freie Radikale“ abfangen und unschädlich machen. „Freie Radikale“ wiederum sind Teilchen, die besonders reaktionsfreudig sind, körpereigene Strukturen angreifen und so Entzündungsreaktionen auslösen können. 13
Bei einer entzündungshemmenden Ernährung geht es darum bevorzugt entzündungshemmende Lebensmittel zu verzehren, und entzündungsfördernde Lebensmittel (z. B. Alkohol) zu meiden.
Doch auch das Körpergewicht kann einen Einfluss auf das Entzündungsgeschehen bei Psoriasis-Arthritis haben: Je höher das Körpergewicht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum beschwerdefrei zu sein.1415 Grund hierfür ist unter anderem, dass von Fettzellen einige Entzündungsbotenstoffe produziert und ausgeschieden werden. Besonders das Bauchfett setzt viele dieser entzündungsfördernden Stoffe frei und wird mit Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht16
Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Antioxidantien (z.B. Brokkoli oder Blaubeeren) sind entzündungshemmend
Verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte sind entzündungsfördernd
Auch Genussmittel wie Alkohol und Tabak können Entzündungen hervorrufen
Sie brauchen Unterstützung und Anregungen für einen gesünderen Alltag und ausgewogener Ernährung. Dann entdecken Sie die folgenden praktischen Ernährungs-Tipps. Sprechen Sie außerdem Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt auf die Janssen-Patientenschulung „Ernährung & Entzündung“ an.
Auch allgemeine Ernährungsapps können dabei helfen die Nahrungsaufnahme zu dokumentieren, zu reflektieren und mögliche Auslöser für Schübe zu identifizieren. In der Regel haben diese Apps ein kostenloses Basis-Angebot an Funktionen, die für die ersten Schritte in Richtung einer gesunden Ernährung ausreichen.
Zu den bekanntesten Apps in Deutschland gehören:
DAS Psoriasis-Rezept gibt es nicht. Doch eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung kann helfen, das Entzündungsgeschehen in Schach zu halten. Lassen Sie sich von diesen leckeren, einfachen uns ausgewogenen Rezepten inspirieren.
Wenn Sie unter einer ärztlich nachgewiesenen, ernährungsabhängigen Erkrankung leiden, kann die Ernährungsberatung als Teil der Therapie anerkannt und von der Krankenkasse bezuschusst werden. Das gilt für Leistungen von Beratern, die eine Zertifizierung über die Fachverbände haben (VDOe; VFED; VDD; QUETHEB Fachverband DGE). Um eine Kostenübernahme zu erfragen, lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt eine Notwendigkeitsbescheinigung ausstellen und reichen diese zusammen mit dem Kostenvoranschlag (wird von den zertifizierten Ern ährungsfachkräften in den meisten Fällen ausgestellt) bei Ihrer Krankenkasse ein.