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HIV steht für Humanes Immundefizienz-Virus. Das Virus befällt und zerstört Abwehrzellen des Körpers. Die Erkrankung verläuft in drei Phasen.
In der letzten Phase hat das Virus das Immunsystem so stark geschädigt, dass typische Folgeerkrankungen („Aids-definierende Erkrankungen“) einer HIV-Infektion auftreten. Dann spricht man von Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome: erworbenes Immunschwäche-Syndrom).
Typische Folgeerkrankungen sind bestimmte Erkrankungen des Nervensystems, Virusinfektionen, schwere Formen der Lungenentzündung, ausgedehnter Pilzbefall, bestimmte Tumorerkrankungen und starker Gewichtsverlust („Wasting-Syndrom“).
Die ersten Anzeichen einer kürzlichen Infektion mit dem HI-Virus ähneln oft denen einer Grippe: Fieber, allgemeine Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellungen, Appetitverlust und Hautausschlag. Diese Symptome treten bei 70─80 % der Betroffenen typischerweise etwa zwei Wochen nach der Ansteckung auf und können bis zu 14 Tage anhalten. Viele bemerken sie kaum oder halten sie für Zeichen eines, nicht durch das HI-Virus verursachten Infekts oder einer Reisekrankheit. Die Anzahl der Viren im Blut (Viruslast) kann während der akuten Phase auf mehrere Millionen Viren pro Mikroliter Blut ansteigen. Gerade in diesem frühen Stadium der Infektion kann ein:e Sexualpartner:in leicht infiziert werden, da auch im Sperma bzw. dem Scheidensekret besonders viele Viren vorhanden sind. Gleichzeitig kommt es zu einem vorübergehenden Abfall der CD4-Zellen (T-Helferzellen).
Ein paar Wochen nach der Infektion gewinnt das Immunsystem jedoch wieder die Oberhand, die Viruslast sinkt und es beginnt eine unterschiedlich lange Phase ohne spürbare Symptome, die einige Jahre andauern kann. Doch auch wenn die infizierte Person noch keine Krankheitszeichen verspürt, verringert sich allmählich die Zahl für die Immunabwehr des Menschen wichtigen CD4-Zellen und die Viruslast steigt erneut an.3 Es können unspezifische Symptome auftreten, z. B. lang andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen (z. B. unter den Achseln, in der Leistengegend), starker Nachtschweiß und anhaltende Durchfälle.
Wenn jetzt nicht mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird, nimmt die Widerstandskraft der körpereigenen Abwehr immer mehr ab und kann sich irgendwann gegen eigentlich harmlose und normalerweise leicht zu bekämpfende Krankheitserreger nicht mehr wehren. Es kommt zu sogenannten „opportunistischen Infektionen“ und die Erkrankung geht ins Aids-Stadium über.4
Das Krankheitsbild Aids ist u. a. durch das Auftreten Aids-definierender Erkrankungen, z. B. bestimmter „opportunistischer“ Infektionen, charakterisiert.4 Bakterien, Pilze und Viren, die bei einem gesunden Menschen nur selten eine Erkrankung verursachen, können sich aufgrund der Immunschwäche weitgehend ungehindert vermehren und für Aids typische Krankheiten auslösen. Beispiele hierfür sind die zu Beginn der Aids-Epidemie in den 1980er Jahren gehäuft aufgetretene Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (PJP), eine seltene Form der Lungenentzündung, und Infektionen des Gehirns durch Toxoplasmose-Erreger. Außerdem beobachtete man bestimmte Krebserkrankungen (z. B. Kaposi-Sarkom, Lymphome), ebenfalls als Folge des geschwächten Immunsystems.
Insbesondere zwei Laborwerte – das Absinken der CD4-Zellen und der Anstieg der Viruslast – weisen auf eine beginnende Immunschwäche hin. Die Entwicklung zum Vollbild Aids kann heute fast immer verhindert werden, wenn rechtzeitig mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird. Aus diesem Grund ist ein HIV-Test überaus sinnvoll, wenn man unsicher ist, ob möglicherweise eine Infektion besteht.
2014 gab das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) Etappenziele für ein Ende der HIV-Epidemie bis 2030 heraus.5 Bis zum Jahr 2020 sollten weltweit 90 % der Infizierten ihren HIV-Status kennen, 90 % eine antiretrovirale Therapie (ART) nehmen und von diesen 90 % eine Viruslast unter der Nachweisgrenze erreichen („90-90-90“-Ziele). Doch weltweit wurden diese Ziele nicht erreicht. Um die Aids-Epidemie dennoch bis 2030 beenden zu können, formulierte UNAIDS neue, anspruchsvollere Zwischenziele bis 2025.67
Was noch vor einigen Jahren wie ein schöner Traum wirkte, ist zumindest in Deutschland und anderen Ländern inzwischen zu einem realistischen Ziel geworden: Das Ende der Aids-Epidemie rückt in greifbare Nähe. Dies konnte durch Aufklärung, Verhaltensänderungen und vor allem durch Fortschritte in der medikamentösen Behandlung der HIV-Infektion erreicht werden. Denn sinkt infolge der Behandlung die Viruslast des/der Betroffenen unter die Nachweisgrenze, sind Ansteckung und Erkrankung weitgehend ausgeschlossen (Schutz durch Therapie).8
Die Ziele bilden drei zentrale Pfeiler, bei denen laut UNAIDS besonders von HIV und Aids bedrohte und betroffene Schlüsselgruppen sowie die Menschenrechte im Mittelpunkt bis 2025 stehen sollen:67
Weltweit haben erst wenige Länder, einschließlich Deutschland, die ursprünglichen UNAIDS-Ziele erreicht, viele haben sie nur knapp verfehlt. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge waren Ende 2020 in Deutschland etwa 91.000 Menschen mit HIV infiziert, 97 % davon medikamentös behandelt. Bei 96 % der Behandelten war die Therapie erfolgreich, d. h. die Viruslast lag unter der Nachweisgrenze. Es wird angenommen, dass sich in Deutschland im Jahr 2020 ca. 2.000 Menschen neu mit HIV infiziert haben.910
Obwohl Deutschland damit im internationalen Vergleich gut dasteht, werden hierzulande noch immer nicht alle HIV-Infizierten ausreichend wirksam behandelt und sind daher potenziell ansteckend. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Infektion und bei etwa der Hälfte wird die Diagnose erst spät bei fortgeschrittener Erkrankung (sogenannte „Late Presenter“) festgestellt.1011 Und selbst in Deutschland kann der Zugang zu HIV-Test und Behandlung vor allem für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie z. B. Migrant:innen und drogengebrauchende Personen ein Problem darstellen.
Initiativen wie die „Fast Track City Initiative Ending Aids“ sollen die Lücke zwischen den Zielen und der Realität schließen. Die teilnehmenden Großstädte, u. a. Berlin, haben sich hierbei zu Maßnahmen etwa zur Vermeidung einer Infektion (z. B. Kondomgebrauch und PrEP) oder zur Frühdiagnose von HIV-Infektionen verpflichtet.12
Aktuelle Zahlen zum HIV/Aids-Geschehen in Deutschland.
Globales Städtenetzwerk zur Bekämpfung von HIV.
Aktuelle Ziele und Aktionen in Deutschland.
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