Die heutigen Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. In der Regel wird heute möglichst bald nach dem positiven Testergebnis mit der Behandlung begonnen. Womit behandelt wird, hängt vom Einzelfall ab.
Eine HIV-Infektion wird in der Regel mit einer Kombinationstherapie, bestehend aus mehreren „antiretroviralen“ Medikamenten, behandelt – die sogenannte antiretrovirale Therapie (ART). Antiretroviral heißt, dass das Medikament gegen das „Retrovirus“ HIV wirkt. Meist wird heute mit Kombinationen von drei, manchmal auch nur zwei Wirkstoffen behandelt, um das Virus davon abzuhalten, sich zu vermehren und eine Resistenzentwicklung der Viren zu vermeiden. In den meisten Fällen ist die Behandlung gut verträglich und die Anzahl der pro Tag einzunehmenden Tabletten ist gering.
Im Gegensatz zu früher wird heute möglichst bald nach der Diagnose „HIV-positiv“ mit der Behandlung begonnen (Test-and-treat-Strategie). Dadurch erholt sich das Immunsystem schneller und Komplikationen einer unbehandelten HIV-Infektion können vermieden werden. Außerdem verhindert eine wirksame Behandlung die Weitergabe der Infektion (Treatment as prevention, TasP). Aufgrund der guten Verträglichkeit der modernen ART gibt es fast kein Argument gegen diese frühzeitige Behandlung mehr.
HIV-Medikamente bzw. „antiretrovirale“ Medikamente halten das Virus davon ab, sich zu vermehren bzw. von sich selbst Kopien zu machen. Unter frühzeitiger und konsequenter Behandlung können heute ein Fortschreiten der HIV-Infektion verhindert und eine normale Lebenserwartung der Betroffenen erreicht werden.
Ziele der Behandlung sind die Senkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze und die Normalisierung der CD4-Zellzahl. So wird die Bildung von Resistenzen vermieden, das Immunsystem wird stabilisiert und die Infektion kann nicht weitergegeben werden.
Es gibt verschiedene Klassen von antiretroviralen Arzneimitteln, die aktuell in 6 Gruppen unterteilt werden und die sich in ihrem Wirkmechanismus unterscheiden. In der Regel werden verschiedene Klassen miteinander kombiniert, da sie sich in ihrer jeweiligen Wirkweise unterscheiden und somit ergänzen.3
PEP ist die Abkürzung für Post-Expositions-Prophylaxe. Es handelt sich dabei um die Behandlung einer HIV-negativen Person nach einem Infektionsrisiko (z. B. gerissenes Kondom o. ä.). Diese Behandlung soll das Einnisten des HI-Virus im Körper verhindern. Sie sollte möglichst bald - im Idealfall innerhalb weniger Stunden - nach dem Infektionsrisiko begonnen werden.4
Von der PEP zu unterscheiden ist die PrEP oder Prä-Expositions-Prophylaxe. Hierbei werden bestimmte HIV-Medikamente von HIV-negativen Personen vorbeugend vor einem Infektionsrisiko eingenommen. Zuverlässige Einnahme vorausgesetzt schützt die PrEP mindestens ebenso sicher vor einer Ansteckung mit HIV wie der Gebrauch von Kondomen. Die PrEP schützt allerdings nur vor HIV und nicht anderen sexuell übertragbaren Infektionen.5
Gerade bei einer HIV-Infektion hängen Leben und Gesundheit von einer möglichst großen Therapietreue (Adhärenz) bei der Medikamenteneinnahme ab. Doch wer hat im Alltag noch nie etwas vergessen? Es gibt eine ganze Reihe teilweise überraschend einfacher Tricks und Kniffe, um die Therapietreue zu erhöhen.
Die meisten Menschen mit einer chronischen Erkrankung möchten ihre Arzneimittel mit möglichst großer Zuverlässigkeit einnehmen. Diesem Vorsatz stehen jedoch im Alltag zahlreiche Hindernisse im Weg, und trotz bester Absichten kann es passieren, dass du die Einnahme eines Medikaments verpasst. Bei einer HIV-Infektion ist dies allerdings mit großen Risiken verbunden. Ziel ist also eine möglichst hohe Therapietreue, das heißt möglichst keine Einnahme zu verpassen.6
Glücklicherweise gibt es zahlreiche Tipps, die dir im Alltag helfen können:
Möglichst noch vor Behandlungsbeginn solltest du über einige Dinge sehr ausführlich informiert und aufgeklärt werden. Die Aufklärung hat erst dann ihr Ziel erreicht, wenn du diese – teilweise leider nicht ganz einfachen – medizinischen Zusammenhänge und Fakten wirklich verstanden hast. Dazu gehören Begriffe wie Viruslast und Resistenzbildung, die Notwendigkeit sowie die Vor- und Nachteile der Behandlung und die möglichen Nebenwirkungen deiner Medikamente. Im Gespräch mit deinem:r Ärzt:in sollten folgende Fragen gemeinsam geklärt werden: Passt die geplante Behandlung zu deinen Einstellungen und Vorstellungen? Passt sie zu deiner Lebensweise? Welche möglichen Hindernisse siehst du? Es hat keinen Zweck, den „braven Patienten“ zu spielen, wenn du innerlich Zweifel an der Behandlung hast. Erst wenn all deine Fragen beantwortet sind und du dich innerlich dazu bereit fühlst, ist eine erfolgreiche Behandlung möglich.78
Hier gilt eine ganz einfache Regel: Je einfacher die Behandlung ist, umso leichter wird es für dich. Der Idealzustand wäre: Eine Tablette am Tag, die unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden kann und bei der auch die unpünktliche Einnahme keine entscheidende Rolle spielt. Leider ist dieser Idealzustand nicht immer erreichbar. Sprich mit deinem behandelnden Arzt bzw. deiner behandelnden Ärztin darüber, wie die medikamentöse Behandlung für dich möglichst einfach gestaltet werden kann.8
Umgang mit Nebenwirkungen bei der HIV-Behandlung: Nebenwirkungen zählen zu den größten Hindernissen bei einer Dauerbehandlung mit Medikamenten:
Praktische Hilfen für die regelmäßige Tabletteneinnahme:
Wer sich mit seiner Infektion geoutet hat, dem fällt es auch etwas leichter, die Medikamente regelmäßig einzunehmen. Denn Medikamente müssen nicht heimlich eingenommen werden und Partner, Freunde oder Familie können an die Einnahme erinnern – sofern du das möchtest. Eine gute Anbindung innerhalb der Peer Group, z. B. an die Selbsthilfegruppe, erleichtert nachweislich ebenfalls die Therapietreue. Hier ist auch ein Austausch über den Umgang mit Medikamenten und insbesondere über Nebenwirkungen möglich.6
Da gerade in kritischen Lebenssituationen die Adhärenz erfahrungsgemäß bedroht ist, solltest du nicht zögern, z.B. im Fall einer Trennung von Partner oder Partnerin, bei Todesfällen in der Familie oder im Freundeskreis, bei Arbeitsplatzverlust oder Wohnungswechsel dein soziales Umfeld um Unterstützung zu bitten. Manchmal hilft es auch, sich in solchen Situationen die Notwendigkeit einer zuverlässigen Einnahme besonders vor Augen zu führen.
Vor allem psychische Erkrankungen sollten möglichst bald und so gut es geht behandelt werden. Denn es ist bekannt, dass z. B. depressive Patienten sich mit der Therapietreue schwerer tun.
Die zuverlässige Medikamenteneinnahme kann auch durch Substanzgebrauch, also Alkohol- und Drogenkonsum, beeinflusst werden. Solltest du schon die Erfahrung gemacht haben, dass du die fällige Medikamenteneinnahme unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen vergessen hast, sprich mit deinem:r Ärzt:in oder mit einer Selbsthilfegruppe darüber. Solche Ereignisse können darauf hinweisen, dass dein Drogenkonsum außer Kontrolle geraten ist und du spezialisierte Unterstützung benötigst.11
Die Bedeutung – häufig unbewusster – innerer Widerstände gegen die Behandlung wird oft unterschätzt. Vielleicht liegt darin die Erklärung für so manches „Vergessen“ der Pilleneinnahme. Es ist daher gut, wenn du dir die Frage stellst, ob du die Infektion schon ausreichend akzeptiert hast und wie es um deine innere Einstellung zur Behandlung steht. Im besten Fall kannst du diese Dinge innerhalb einer Selbsthilfegruppe mit anderen besprechen. Wenn das nicht genügt und du mit dem Thema weiterhin so sehr „im Unreinen“ bist, dass es dir schwerfällt, deine Behandlung zuverlässig durchzuführen, kann auch eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Nebenwirkungen von Medikamenten können die HIV-Therapie erschweren. Dank moderner Therapiemöglichkeiten sind zwar die Begleiterscheinungen deutlich geringer und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen seltener geworden; treten jedoch Nebenwirkungen auf, können diese die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen und die zuverlässige Medikamenteneinnahme erschweren.
Vor Therapiebeginn sollten mit dem:r Ärzt:in die häufigsten Nebenwirkungen des jeweiligen Medikaments und der Umgang damit besprochen werden. Wenn Nebenwirkungen auftreten, sollte man diese stets zeitnah dem:r behandelnden Ärzt:in mitteilen, damit er/sie Empfehlungen zur Behandlung geben kann. Viele Nebenwirkungen treten hauptsächlich zu Beginn der Behandlung auf, andere können meist gut behandelt werden.
Magen-Darm-Beschwerden zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen der HIV-Therapie.12 Häufigste Symptome sind Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen. Meist treten die Beschwerden zu Beginn der Therapie verstärkt auf, lassen aber nach wenigen Wochen nach. Der Umgang mit solchen Nebenwirkungen sollte mit dem:r behandelnden Ärzt:in besprochen werden. Vom Absetzen der Medikamente ohne vorherige Rücksprache mit dem:r Ärzt:in ist dringend abzuraten, da es dadurch zu Resistenzen kommen kann, so dass dann zukünftig weniger Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Menschen mit HIV können häufig müde und erschöpft sein. Hervorgerufen wird diese „Fatigue“ von ganz unterschiedlichen Faktoren. So können die HIV-Infektion selbst, Begleiterkrankungen (insbesondere Depressionen), Medikamente, aber auch Mangelernährung oder zu wenige Ruhepausen und Schlafstörungen der Auslöser sein. Wenn die Müdigkeit immer wiederkehrt oder dauerhaft besteht, solltest du einen Arzt aufsuchen, um den Grund dafür herauszufinden.13
Menschen mit der Diagnose HIV erkranken insgesamt häufiger an Osteoporose (Knochenschwund). Dies kann durch die HIV-Infektion selbst hervorgerufen werden, aber auch Begleiterkrankungen und bestimmte HIV-Medikamente können die Entstehung einer Osteoporose begünstigen. Der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin erklärt die Risiken, die notwendigen Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten.14
Um Osteoporose vorzubeugen, solltest du möglichst auf Alkohol und Nikotin verzichten. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und eine ausgewogene und vor allem kalziumreiche Ernährung sind ebenfalls hilfreich. Falls erforderlich, wird vom/von der Ärzt:in ein Vitamin-D-Präparat empfohlen.14
Wurde bereits eine Osteoporose festgestellt, solltest du Vorbeugungsmaßnahmen gegen Stürze und Unfälle ergreifen. Es kann helfen, dein Umfeld auf Stolperfallen zu untersuchen und immer bequemes Schuhwerk zu tragen, in dem du einen festen Halt hat.
Im Verlauf einer HIV-Infektion kann es zu Funktionsstörungen des Gehirns, aber auch von Rückenmark, peripheren Nerven und Muskeln kommen. Sie können vom HI-Virus selbst oder anderen Krankheitserregern wie Bakterien, Parasiten, Viren oder Pilzen verursacht werden. Auch die Medikamente zur HIV-Therapie können die Ursache sein.15
Wenn du rechtzeitig mit einer HIV-Therapie beginnst, sind schwere neurologische Störungen selten. Leichtere Störungen und Vorformen können durch Früherkennung entdeckt und gegebenenfalls durch einen Wechsel der HIV-Medikamente gelindert oder rückgängig gemacht werden.
Erste Symptome für neurologische Störungen sind häufig Kopfschmerzen, Schwierigkeiten zu schlucken, Schlafstörungen, Erektionsstörungen, Antriebslosigkeit oder depressive Verstimmung. Zudem ist es typisch, dass du plötzlich einfache motorische Tätigkeiten nicht mehr mit der gewohnten Geschicklichkeit ausführen kannst oder das Gedächtnis nachlässt.111617
Wichtig: Bereits bei einem Verdacht solltest du dich frühzeitig in fachkundige Beratung oder Behandlung begeben und dich auf mögliche neurologische Störungen testen lassen. Viele neurologische Krankheiten lassen sich gut behandeln, wenn sie frühzeitig diagnostiziert werden können.
HIV kann das Immunsystem schwächen und der Körper kann sich deswegen schwerer gegen bestimmte Infektionen und einige Krebsarten wehren. Da von HIV Betroffene heute deutlich länger mit der Infektion leben als noch vor einigen Jahren, nimmt die Bedeutung von alterstypischen Begleiterkrankungen zu. Daneben spielen Erkrankungen wie Hepatitis B, Hepatitis C, aber auch Drogenabhängigkeit und opportunistische Infektionen eine Rolle.111819
Auf der einen Seite kann die HIV-Infektion durch Schwächung des Immunsystems die Reaktion des Körpers auf eine Erkrankung beeinträchtigen. Zum anderen kann eine Begleiterkrankung das Fortschreiten der HIV-Infektion beschleunigen. Wenn neue, bislang nicht dagewesene Symptome auftreten oder die Einnahme von weiteren Medikamenten erforderlich wird, ist es wichtig mit dem:r behandelnden Ärzt:in zu sprechen. So können Begleiterkrankungen rechtzeitig erkannt und durch die Berücksichtigung von möglichen Wechselwirkungen die Wirksamkeit und Verträglichkeit erhalten bzw. verbessert werden.
Jeder Mensch braucht Zucker im Blut, da jedes Organ (z. B. Gehirn, Niere) und jede Zelle des Körpers Zucker für die Energieversorgung benötigen. Zucker kann jedoch nur durch die Wirkung von Insulin in die Zellen gelangen. Produziert der Körper nicht genügend Insulin oder wird das Insulin nicht richtig verwertet, entsteht Diabetes. Typische Symptome sind starker Durst, verschwommenes Sehen und ständiger Harndrang. Oft tritt Diabetes (Typ 2) bei Menschen auf, die bereits einen hohen Blutdruck, hohe Blutfettwerte (Cholesterin) oder Übergewicht haben.1920
Regelmäßige Bewegung kann das Risiko, an dieser Form des Diabetes zu erkranken, deutlich verringern, da sich Bewegung nicht nur positiv auf das Körpergewicht, sondern auch auf den Stoffwechsel insgesamt auswirkt. Anhand von Studien wurde nachgewiesen, dass für HIV-Betroffene, die antiretrovirale Medikamente einnehmen, ein erhöhtes Risiko besteht, an der „Zuckerkrankheit“ Diabetes (Typ-2 bzw. „Erwachsenendiabetes“) zu erkranken. Besteht zudem eine Hepatitis C, so ist dieses Risiko noch größer. Auch Übergewicht und Vorkommen von Diabetes in der Familie sind mögliche Risikofaktoren für Diabetes.21
Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) breitet sich gewissermaßen genauso aus wie das HI-Virus - vor allem durch Kontakt mit infiziertem Blut. Es ist aber weitaus ansteckender als HIV. Die gemeinsame Benutzung von Nadeln bei Drogengebrauch oder ungeschützter Geschlechtsverkehr gehen mit einer hohen Ansteckungsgefahr einher. Das statistische Risiko ist bei Hepatitis B weitaus höher als bei HIV. Zu einer Infektion kann es auch bei der Geburt (durch eine infizierte Mutter) oder während der Kindheit durch Kontakt mit einem anderen infizierten Kind kommen.1922
HBV ist eines der bekannten Viren (u. a. Hepatitis-A-, B-, C-, D- und E-Virus), die eine Hepatitis (Leberentzündung) hervorrufen. Symptome der Hepatitis B sind Gelbsucht (gelbe Haut oder Augen), dunkler Harn und Müdigkeit. Hepatitis B verschwindet in den meisten Fällen von allein wieder. Bei ca. 10 % der Betroffenen wird die Erkrankung allerdings chronisch und das Virus verschwindet nicht mehr aus dem Körper.23
Infiziert sich HIV-Betroffener mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) kann die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten schwierig werden, da eine unbehandelte Hepatitis B zu schweren Leberschäden führen kann und viele antiretrovirale Medikamente durch die Leber abgebaut werden. Eine HBV-Infektion ist aber glücklicherweise vermeidbar, da es eine wirksame Impfung gegen das Virus gibt.1823 Falls du nicht gegen Hepatitis B geimpft sind bist, du dies unbedingt erwägen und mit deinem:r Ärzt:in besprechen.
Hepatitis C
Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist eines der bekannten Viren die eine Hepatitis (Leberentzündung) hervorrufen. Bei vielen Menschen verläuft die Hepatitis C ohne sichtbare Symptome, wie gelbe Haut oder Augen. Häufig ist aber eine ständige Müdigkeit zu bemerken. Eine Hepatitis C wird bei den meisten Menschen chronisch, was zu einer fortschreitenden Schädigung der Leber führt.24
HCV wird durch Kontakt mit infiziertem Blut übertragen. Die gemeinsame Benutzung von Nadeln bei Drogengebrauch oder ungeschützter Geschlechtsverkehr können das Risiko für eine Hepatitis C erhöhen. Zudem kann eine infizierte Frau das Virus auf ihr ungeborenes Kind übertragen.
Menschen, die mit HIV leben, sollten sich auf jeden Fall auf HCV testen lassen - vor allem dann, wenn mit einer neuen Behandlung begonnen wird. Fällt der Test für HCV positiv aus, sollte der Arzt bzw. die Ärztin Erfahrung mit der Behandlung beider Virusinfektionen haben. Eine bestehende Hepatitis C kann unter Umständen erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden, bei zusätzlicher HIV-Infektion ist die Behandlung jedoch ungleich schwieriger.19
Unbehandelt kann Hepatitis C zu schweren Leberschäden führen und so die Behandlung mit antiretroviralen HIV-Medikamenten erschweren.
Solltest du dich mit Hepatitis C infiziert haben, aber noch keine Hepatitis A bzw. B durchgemacht haben, ist eine Impfung gegen Hepatitis A bzw. B wichtig, um die Leber vor einer zusätzlichen Schädigung zu schützen.
Können die Nieren die Abfallprodukte des Stoffwechsels nicht mehr richtig aus dem Körper ausscheiden, spricht man von Nierenfunktionsstörungen. Sie treten bei bis zu 30 % der Menschen mit HIV auf, gerade nach längerer Behandlungsdauer. Studien haben gezeigt, dass eine fortgeschrittene HIV-Infektion, eine niedrige CD4-Zellzahl (Helferzellen des Immunsystems), ein bestehender Diabetes oder auch Rauchen die Entstehung einer Nierenerkrankung bei Menschen mit HIV begünstigen können. Auch die langjährige Einnahme von bestimmten HIV-Medikamenten kann die Nierenfunktion schädigen. Daher sind regelmäßige Untersuchungen der Nierenfunktion empfehlenswert.2526
Wenn die Untersuchung der Nierenfunktion nicht normal ausfällt oder andere Risikofaktoren für eine Nierenerkrankung vorliegen, wird der/die Ärzt:in den/die Patient:in möglicherweise für weitere Untersuchungen zu einem:r Nierenspezialist:in (Nephrolog:in) überweisen.
Bei der Dosierung von HIV-Medikamenten ist auch immer zu bedenken, wie sie im Körper verstoffwechselt werden. Manche Wirkstoffe (z. B. einige NRTI) werden über die Niere ausgeschieden, so dass die Dosierung bei einer Nierenfunktionsstörung eventuell angepasst werden muss.22
Neben der sexuellen Übertragung infizieren sich viele Menschen mit HIV durch die gemeinsame Benutzung von Nadeln zur Injektion von Drogen. Und nicht nur der Drogengebrauch allein kann das Risiko für eine Übertragung erhöhen: Um mit der Depression und dem Stress durch das Leben mit HIV fertig zu werden, greifen manche Betroffene zu Drogen oder Alkohol, was zu einem unüberlegten und riskanten Verhalten wie ungeschütztem Sex führen kann.11
HIV schwächt das Immunsystem und dies kann zu so genannten „opportunistischen Infektionen“ führen, die bei Menschen mit HIV/Aids besonders häufig beobachtet werden. Diese Infektionen werden durch eigentlich harmlose Erreger verursacht, die nur bei geschwächtem Immunsystem Krankheiten hervorrufen. Zu opportunistischen Infektionen zählen bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen (z. B. Infektionen der Schleimhäute mit Hefepilzen oder eine besondere Form der Lungenentzündung, die so genannte Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PJP)), Virusinfektionen (z. B. Herpes simplex) oder auch Infektionen mit Parasiten (z. B. Toxoplasmose).18
Die Symptome sind von Infektion zu Infektion unterschiedlich und können durch verschiedene unspezifische Symptome, wie z. B. Fieber oder Gewichtsverlust gekennzeichnet sein. Haut und Schleimhäute können stark betroffen sein. Eine antiretrovirale Therapie kann durch die Stabilisierung des Immunsystems dazu beitragen, das Erkrankungsrisiko für opportunistische Infektionen zu verringern. Zur akuten Behandlung werden unter Berücksichtigung des jeweiligen Erregers Antibiotika, spezielle Mittel gegen Pilze oder auch Mittel gegen Viren eingesetzt. In seltenen Fällen kann eine prophylaktische antibiotische Behandlung erforderlich sein, wenn das Immunsystem bereits sehr geschwächt ist.18
Autor: Dr. Steffen Heger
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