Eine ADHS-Erkrankung stellt alle Betroffenen täglich vor neue Herausforderungen. Ein strukturierter Tagesablauf und bestimmte Verhaltensregeln unterstützen Betroffene und dessen Familie dabei, besser mit der Erkrankung zurechtzukommen. Hier ein paar praxisnahe Tipps, wie der Alltag einfacher zu bewältigen ist:
Suchen Sie das Gespräch mit Erziehern und Lehrern. Regelmäßige Gespräche ermöglichen, dass alle Beteiligten die Situation des Kindes besser einzuschätzen lernen. Zudem können sie zu einer positiven Beziehung zwischen Kind und Pädagoge beitragen und mehr Verständnis für seine Besonderheiten erzielen. Bitten Sie den Lehrer das Kind so zu setzen, dass er ständigen Kontakt zum Kind herstellen und dessen Aufmerksamkeit immer wieder auf sich lenken kann, eventuell sogar ohne Worte mithilfe von Signalkarten.
Feste Abläufe fördern die Konzentration und helfen dabei, Ruhe zu schaffen. Sie eignen sich vor allem für die Hausaufgabensituation: Hausaufgaben sollten immer am selben Ort und zu derselben Tageszeit erledigt werden. Es empfiehlt sich ein Wechsel von Arbeits- und Entspannungsphasen, zu Beginn beispielsweise 10 Minuten Lernphase und dann drei Minuten zur freien Verfügung. Zudem gelingen Hausaufgaben besser in reizarmer Umgebung: Achten Sie darauf, dass Geschwister und Haustiere nicht im selben Raum sind. Schirmen sie auch Geräusche soweit wie möglich ab: Telefon, Computer und Fernseher sollten ausgestellt sein. Ein aufgeräumter Schreibtisch, der frei von Spielzeug, Freizeitlektüre und Lebensmitteln ist, wirkt reizärmer. Besonders hilfreich sind Wochen-und Klassenarbeitspläne, die das Lernen strukturieren. Auch eine Uhr oder Eieruhr kann helfen, die klar die Lern- und Entspannungsphasen einläutet. Am Ende der Hausaufgaben sollten immer der Schulranzen für den nächsten Tag gepackt und der Schreibtisch aufgeräumt werden. Hausaufgaben sind für ADHS-Kinder besonders anstrengend. Loben Sie Ihr Kind, wenn es sie erledigt hat.
Wirkungsvoller als Schimpfen und Bestrafen ist ein lobendes Verstärken der positiven Verhaltensweisen. Loben und Belohnen sollten ebenso wie ein fester Tagesablauf für das Kind berechenbar sein. Hilfreich kann einspezieller Belohnungsplansein, der für alle sichtbar an der Zimmertür oder in der Küche aufgehängt wird. Jedes belohnenswerte Verhalten wird mit einer entsprechenden Punktzahl vermerkt und mit der vorher ausgemachten Belohnung vergütet.
Genauso, wie Belohnung immer direkt erfolgen sollte, darf auch Tadel oder eine dem Versäumnis angemessene Strafe nicht aufgeschoben werden. Auf diese Weise können die Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, welche Folgen ihr Verhalten hat – wenn sie sich an die Regeln halten oder auch wenn nicht. Im negativen Fall hilft oft auch ein offenes Gespräch mit dem Kind, damit es verstehen lernt, dass gerade etwas nicht richtig läuft.
Da ADHS-kranke Kinder meist durch Hyperaktivität, also einen ausgesprochen starken Bewegungsdrang auffallen, gilt es, diesen Bewegungsdrang in die richtigen Bahnen zu lenken. Gezielte sportliche Aktivitäten sollten gefördert werden, damit die Kinder mal richtig Dampf ablassen und sich austoben können. Für konzentrierte Lernphasen bedeutet das auch, dass immer mal wieder zwischendurch kurze Bewegungszeiten erlaubt werden müssen. Nach der Hälfte der Hausaufgaben könnten ein paar Dehnübungen wie der Hampelmann oder Greifen nach den Vögeln in der Luft den inneren Motor der ADHS-Kinder schon ein wenig ruhiger laufen lassen.
ADHS-Kinder haben viele positive Eigenschaften und Verhaltensweisen wie
beispielsweise Kreativität und Hilfsbereitschaft. Die Stärken zu erkennen, zu fördern und so häufig wie möglich positiv einzusetzen, ist für Sie eine wichtige Aufgabe. Unterstützen kann Sie dabei das Tagebuch der großen und kleinen Erfolge. Darin können Erfolge des Alltags dokumentiert werden. Dies fördert die Motivation und das Selbstvertrauen des ADHS-Kindes.
Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten brauchen ADHS-Kinder viel Liebe und Zuneigung. Sie müssen sie sehen und spüren können. Für Eltern, Lehrer und Erzieher heißt das, dass sie dies immer wieder auch zeigen sollten. Die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von ADHS-Kindern – Kreativität, Ideenreichtum und Spontaneität – sollten gefördert und gelobt werden. Das Kind braucht das Gefühl, angenommen zu sein, und sollte immer wieder hören: Es ist gut, dass du da bist!
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Arzt,
Therapeuten und Lehrern ist ganz wesentlich für einen positiven
Behandlungsverlauf. Die Eltern werden sehr stark in den
Behandlungsprozess eingebunden. In vielen Fällen bittet sie der Arzt, in
speziellen Fragebögen das Verhalten der Kinder während des
Behandlungsverlaufs zu dokumentieren. Das erfordert von den Eltern eine
genaue Beobachtung der Verhaltensveränderungen ihres Kindes während der
Therapie. Der Erfolg einer Behandlung zeigt sich nicht sofort.
Wie bei
vielen anderen Erkrankungen auch ist der Therapieerfolg am größten, wenn
sowohl die Behandlung als auch die Zusammenarbeit zwischen den
Beteiligten über einen längeren Zeitraum kontinuierlich erfolgen.
Bestimmte Situationen im Zusammenleben und in der Begleitung von ADHS erkrankten Kindern beanspruchen oft auch die Eltern. Deshalb sollten diese sich hin und wieder eine kleine Auszeit gönnen. Erholungsphasen sind wichtig, denn wenn die Eltern gelassener mit Auseinandersetzungen umgehen können, geht es auch dem Kind besser.
Kontakt zu anderen Eltern in einer Selbsthilfegruppe kann helfen. Dort können Erfahrungen und Probleme ausgetauscht sowie Hilfs- und Informationsangebote genutzt werden. In der Gemeinsamkeit mit anderen Betroffenen wird beruhigend deutlich, dass man nicht allein ist und dass auch andere Eltern Probleme in der Bewältigung des Zusammenlebens mit ihren ADHS-kranken Kindern haben.
Weitere Pläne zur konkreten Hilfestellung und Anregungen, um den Alltag in Schule, Freizeit und Familie etwas besser zu meistern, finden Sie auch unter dem Downloadmaterial.