Geschichte von Monika

Portrait von Monika


Ich bin

Monika


Alter: 56
Tätigkeit: Volkswirtin und Gesundheitsökonomin, arbeitet als Unternehmensberaterin und Dozentin.
Das sollten andere wissen: Auch wenn es manchmal schwierig ist, man kann mit der Erkrankung leben.
Mein Leitsatz: Wenn man gegen Mauern läuft, holt man sich blaue Flecken, aber manchmal kommt man durch.
Das hat mir geholfen: Mein gesamtes Umfeld mit ins Boot zu holen – privat wie beruflich. Außerdem habe ich die für mich richtige Therapeutin gefunden, die genau versteht, was da bei mir vorgeht. Das ist leider nicht selbstverständlich.

"Kurz nach der Geburt meines Sohnes kam bei mir zum ersten Mal der Verdacht auf, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. In dem Trubel um die Geburt ist das damals jedoch niemandem aufgefallen. Unternommen habe ich zunächst noch nichts. Richtig hellhörig wurde ich erst ein paar Jahre später, als ich – wieder berufstätig und mit kleinem Kind – das Gefühl hatte, direkt auf ein Burnout zuzusteuern."

Monika war durch ihre langjährige Tätigkeit in einem pharmazeutischen Unternehmen, das auch ein Antidepressivum auf den Markt gebracht hatte, bereits gut mit dem Thema Depressionen vertraut. So konnte sie, als sie die ersten Symptome bei sich feststellte, diese recht gut einordnen. Bei Monika äußerte sich die Depression vor allem in psychosomatischen Beschwerden. Sie fühlte sich oft krank und hatte häufig Bronchitis. Zunächst konsultierte sie einen Neuropsychiater, der bei ihr eine chronische Depression, auch als Dysthymie bezeichnet, mit depressiven Episoden diagnostizierte. Monika wurden Antidepressiva verschrieben, parallel begann sie eine Psychotherapie. Um den großen Absturz zu vermeiden, suchte sie außerdem das offene Gespräch mit ihrem damaligen Chef. Gemeinsam mit ihm entschied sie, ab sofort eine Pause zu nehmen und sich für zunächst drei Monate aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen.

„Diese Auszeit hat mir gut getan. Auch heute arbeite ich nur 30 % in Festanstellung und zusätzlich stundenweise freiberuflich als Dozentin. Ich habe den sagenhaften Luxus, dass ich angepasst an mein Krankheitsbild arbeiten kann. Ich kann mir meine Arbeit je nach Arbeitsanfall und Gesundheitszustand einteilen. Damit komme ich gut zurecht.“

Monika ist mit ihrer Erkrankung von Anfang an offen umgegangen. Damit hat sie privat wie beruflich ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Auch ihren Kolleginnen und Kollegen macht sie dabei nichts vor. Wenn es ihr nicht gut geht, kommuniziert sie dies und es findet sich eine Lösung. Sie hat gelernt, gut für sich zu sorgen, um stabil zu bleiben. Wenn sich dennoch eine Krise anbahnt, hilft es ihr, zu verstehen, was der Auslöser war. Sie muss sich dann komplett zurückzuziehen und braucht Ruhe und Zeit für sich allein. Ihr Mann und ihr 13-jähriger Sohn gehen mit dieser Situation ganz natürlich und mit viel Verständnis um. Sie haben dafür einen eigenen Begriff etabliert: Mama hat Schildkröte.

„Das Bild der Schildkröte stammt aus einem Buch für Kinder psychisch kranker Eltern. Es steht dafür, dass sich die Mama in sich reinzieht und nichts mehr herausguckt. Mein Sohn weiß dann sofort Bescheid. Er weiß, dass ich dann Ruhe brauche und auch, dass es wieder vorbeigeht.“

Monikas Depression ist in ihrem Umfeld kein Tabu und kein Geheimnis. Wenn sie mal nicht dabei sein kann bei Festen oder Veranstaltungen, dann ist das für niemanden ein Problem. Diese Selbstverständlichkeit tut allen gut.

„Ich lebe ganz bewusst damit, dass die Erkrankung da ist. Auch heute noch nehme ich penibel meine Medikation und bin regelmäßig in Kontakt mit meiner Therapeutin. Ich kenne meine Trigger und versuche, sie zu vermeiden oder abzuschwächen.“

Monika zeigt ihren Schildkröten-Anhänger

Monika wünscht sich, dass die Gesellschaft besser versteht, was sich hinter dieser Erkrankung verbirgt und einen normaleren Umgang damit erlernt. Dritten fehlt oft das Verständnis für den einzelnen Patienten, da jeder Betroffene – natürlich unterstützt durch Fachleute und sein Umfeld – seinen ganz individuellen Weg finden muss.

„Ich bin eine Kämpferin und akzeptiere kein NEIN. So habe ich meinen ganz eigenen Umgang mit der Erkrankung gefunden. Damit geht es mir und meiner Familie sehr gut.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Mathias
Mathias

"Als ich ein halbes Jahr arbeitslos war, bin ich das erste Mal in die Depression abgerutscht. Ich hatte zu nichts Lust und lebte in den Tag hinein. Meine Sorgen betäubte ich mit immer mehr Alkohol. Warum sollte ich morgens noch aufstehen?"

Portrait von Nicoles
Nicole

„Ich bin schon früh, kurz nach Beendigung meiner Ausbildung zur Bürokauffrau mit 20 Jahren, Mutter geworden. Schon damals fühlte ich mich oft nicht gut, habe das aber nicht weiter hinterfragt. Ich dachte immer, man muss stark sein und durchhalten, was immer auch passiert. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass eine Krankheit dahinterstecken könnte.“​

Portrait von Daniel
Daniel

„Als Kind fühlte ich mich oft einsam und allein. In meiner Familie wurde nicht über Probleme gesprochen. Zu Hause lebte jeder in seiner eigenen Welt. Auch in der Schule fand ich schwer Anschluss und empfand mich oft fehl am Platz. “​