Gliederung der Podcastfolge:
Lars Schmidtke [00:00:04] Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts der Initiative Deine Manndeckung der Janssen-Cilag GmbH. Heute möchten wir ein Thema beleuchten, das eher im Schatten des Spielfeldes steht, und zwar des Fußball Spielfeldes. Es geht um die Früherkennung von Prostatakrebs. Und genau dazu haben wir einen Fußballnationalspieler zu Gast, der seine ganz persönlichen Erfahrungen mit uns teilen möchte. Ich bin Lars Schmidtke und freue mich, Dariusz Wosz bei uns zu haben. Er ist ehemaliger deutscher Nationalspieler mit Stationen beim VfL Bochum und Hertha BSC Berlin. Heute ist er Jugendtrainer beim VfL Bochum. Und gemeinsam wollen wir erörtern, ob Fußball oder Sport im Allgemeinen als Plattform zur Aufklärung dienen kann oder noch immer ein Tabu bleibt. Ich sage „Herzlich Willkommen“ bei Tacheles. Hallo Herr Wosz.
Herr Wosz [00:00:59] Hallo! Servus!
Lars Schmidtke [00:01:00] Herr Wosz, wir haben uns ja kurz vor der Aufnahme kennengelernt und festgestellt, dass wir fast gleich alt sind. Deshalb würde ich Ihnen gerne das Du anbieten. Ist das okay für Sie?
Herr Wosz [00:01:16] Das ist sehr gut, so ist es besser und lockerer.
Lars Schmidtke [00:01:19] Alles klar. Also, ich bin Lars. Dariusz, ich habe direkt meine erste Frage. In unserem Podcast geht es um die Prostatakrebs-Früherkennung: Warum ist dir das Thema so wichtig?
Herr Wosz [00:01:34] Früher war das kein Thema bei uns, weder beim Fußball noch bei anderen Sportlern. Das hat sich geändert, als unser Vereinsarzt uns darauf aufmerksam machte, insbesondere mich, aufgrund meiner Familiengeschichte.
Lars Schmidtke [00:01:52] Also betraf die Geschichte eine Krebserkrankung in der Familie?
Herr Wosz [00:01:57] Richtig, mein Vater erkrankte leider sehr früh. Er war sowieso damals schlampig mit Arztbesuchen und dann war es auch zu spät, um noch etwas zu machen. Wir Fußballer werden zweimal im Jahr untersucht: EKG, Blutwerte und so weiter. Aber über gewisse Dinge, zum Beispiel Prostatakrebs, Hautkrebs, wird kaum gesprochen noch werden sie untersucht. Ich war glaube ich der erste Spieler, der damals mehr zugehört hat und dann auch den Rat von Dr. Schubert angenommen hat. Wir hatten auch einen Arzt, der ganz locker im VIP-Raum war, und dadurch bin ich auch immer mehr zu dem Thema hingeführt worden.
Lars Schmidtke [00:02:46] Also wurde darauf hingewiesen, sich genauer untersuchen zu lassen?
Herr Wosz [00:02:52] Ja.
Lars Schmidtke [00:02:53] Viele Männer, nicht nur Sportler, scheuen die Prostatakrebsvorsorge. Glaubst du, dass das im Fußball, wo Männlichkeit großgeschrieben wird, noch extremer ist?
Herr Wosz [00:03:07] Man weiß zunächst nicht, was einen erwartet. Man ist beim Arzt und weiß nicht, was passiert. Zum Glück kannte ich den Arzt im VIP-Raum bereits. Eine vertraute Person, ein Arzt meines Vertrauens. Nach einer Minute war alles auch schon vorbei. Er sagte: „Bei Ihnen ist alles in Ordnung. Wir sehen uns vielleicht erst in zwei, drei Jahren.“ Und dann muss man nach zwei, drei Jahren wieder hingehen. Ich war froh, dass es vorbei war und erleichtert, dass alles in Ordnung ist.
Lars Schmidtke [00:03:45] Dass du es gemacht hast?
Herr Wosz Ja.
Lars Schmidtke [00:03:47] Wir reden hier über Profisport. Dort steht die Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Siehst du einen Zusammenhang, warum das Thema Früherkennung eher verdrängt wird?
Herr Wosz [00:04:02] Ich glaube, das ist teilweise die Bequemlichkeit jedes Spielers, jedes Sportlers. „Ich bin Sportler, mir passiert nichts.“
Lars Schmidtke [00:04:09] Okay.
Herr Wosz [00:04:08] Ich glaube, so dachte ich auch. Ich bin fit, wenn die Untersuchung, Blutwerte, EKG, gut sind, wenn ich die 400 Watt auf dem Fahrrad schaffe, dann ist sowieso alles gut. Meine Frau drängt mich jetzt seit zehn Jahren zur Hautuntersuchung, wegen Leberflecken und anderen Hautveränderungen.
Lars Schmidtke Zurecht.
Herr Wosz Das sind Kleinigkeiten, aber sie können gefährlich werden, wenn man sie nicht untersucht.
Lars Schmidtke [00:04:37] Du hast viele Jahre im Profifußball gespielt. Wie bist du persönlich mit dem Thema Prostatakrebs-Früherkennung umgegangen? Gab es Momente im Team, wo das Thema war, zum Beispiel im Mannschaftsraum?
Herr Wosz [00:04:56] Wenn die Ärzte, insbesondere die Vereinsärzte, denen ich vertraue, damit anfangen, ist es für mich eine Kleinigkeit, einmal im Jahr zur Untersuchung zu gehen. Es ist vielleicht eine Minute unangenehm, und dann ist es vorbei, und man kann ruhiger schlafen. Es kann immer etwas sein. Aber ich denke, Fußballer oder Sportler allgemein denken, weil sie Sportler sind, passiert ihnen weniger.
Lars Schmidtke [00:05:26] Aber hat man drüber gesprochen? „Ich war da. Und warst du auch schon?“ Gab es das? Gab es diese Momente?
Herr Wosz [00:05:33] Ganz, ganz wenig, glaube ich. Ich war wohl mit der Erste, der damit angefangen hat. So mit meinen vier, fünf vertrauten Freunden in der Mannschaft. Man hat ja nicht gleich 30 Freunde, denen man alles erzählt. Aber ich denke im Nachhinein, so etwas müsste es wie die Schiedsrichterbelehrung einmal im Jahr geben. Der Arzt müsste die Spieler belehren, egal ob 18, 30 oder 35 Jahre alt.
Lars Schmidtke [00:06:03] Also du meinst den Mannschaftsarzt jetzt?
Herr Wosz [00:06:06] Jawohl, vielleicht auch über den DFB. Der DFB könnte so eine Veranstaltung organisieren, wie die jährliche Schiedsrichterbelehrung über Regeländerungen. Die Spieler müssen aufgeklärt werden, weil gerade sie glauben, dass ihnen als Sportlern so etwas seltener passiert.
Lars Schmidtke [00:06:24] Ähnlich war es bei dir, eine erste Vorsorgeuntersuchung wurde von einem Arzt angeregt, richtig?
Herr Wosz [00:06:31] Richtig, weil ich von den Krankheiten in meiner Familie erzählt habe. Der Arzt sagte: „Machen Sie das, es schadet nicht, und je früher, desto besser.“
Lars Schmidtke [00:06:44] Wir sprechen jetzt ganz offen darüber, und es ist Gott sei Dank immer wieder ein Thema. Sprichst du mit Freunden, Familie, deiner Frau oder ehemaligen Sportkollegen über Prostatakrebs-Früherkennung?
Herr Wosz [00:06:58] Wenn mich jemand spontan fragt, würde ich nie sagen: „Du musst das und das machen.“ Wir leben in einer Gesellschaft mit allgegenwärtiger Werbung. Jeder muss selbst entscheiden, welchem Arzt er vertraut. Viele haben das Problem, dass sie den Arzt nicht kennen und befürchten, dass etwas Unangenehmes passiert. Man muss es einmal ausprobieren, und dann, glaube ich, sind alle zufrieden, untersucht zu sein. Früherkennung kann sehr viel helfen.
Lars Schmidtke [00:07:37] Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach, gerade im Profifußball, wo 95 % der Zuschauer Männer sind, geht es nicht nur um die Spieler auf dem Feld, sondern auch um die Fans. Es gibt eine enorme Reichweite. Siehst du deine Verantwortung im Profifußball, Männer zur Prostatakrebs-Früherkennung zu bewegen?
Herr Wosz [00:08:06] Ja man sieht ja so viel Werbung im Fußball. Wenn ein Spieler von Bayern, Dortmund oder Stuttgart dafür Werbung machen würde – wäre das ein vergleichsweise geringer Aufwand und zudem kostenlos. Die Nationalmannschaft macht viel Werbung für Integration. So etwas könnte man auch für die Prostatakrebsvorsorge machen, nicht nur für Fußballer, sondern für alle Menschen.
Lars Schmidtke [00:08:35] Eben genau.
Herr Wosz [00:08:37] Also für alle Männer, insbesondere die Fußballer.
Lars Schmidtke [00:08:42] Und machst du das? Also bist du aktiv unterwegs, gerade bei diesem Thema?
Herr Wosz [00:08:48] Bisher habe ich mich noch nicht öffentlich engagiert. Die Frage lässt mich erst schmunzeln und nachdenken, aber ich weiß, wie wichtig das Thema ist und dass ich etwas tun sollte. Je früher man aufgeklärt wird, desto besser. Ich war etwa 30 oder 32, als der Arzt mir das empfahl. Ab einem gewissen Alter gilt: „Je früher, desto besser.“ Man kann besser schlafen und muss nicht ständig denken: „Ich habe den Termin wieder verschoben.“ Als Profi hat man wenig Zeit und verschiebt Termine. Ich habe immer auf meinen Körper geachtet. Bis 38 Fußball zu spielen, bedeutet etwas, damals noch mehr. Obwohl ich Untersuchungen und Spritzen nicht mag, habe ich sie immer durchgezogen. Untersuchungen sind wichtig, egal welche.
Lars Schmidtke [00:09:59] Das heißt, du achtest auf dich? Sehr sogar?
Herr Wosz [00:10:04] Ja, weil ich mein Leben genießen möchte. Ich möchte meine Cola trinken, meinen Döner und meine Currywurst aus Bochum essen – und Süßigkeiten sowieso. Ich achte natürlich auch auf mein Gewicht und mache Sport. Trotzdem gehören die Untersuchungen dazu: einmal im Jahr Blutabnahme, Urologe, Hautuntersuchung, Zahnarzt, zweimal im Jahr Zahnreinigung. Das gehört einfach dazu, wenn man gesund leben möchte.
Lars Schmidtke [00:10:37] Also animierst du auch andere dazu? Mit diesem Podcast bringen wir das Thema den Fans und Interessierten näher. Machst du das auch noch woanders?
Herr Wosz [00:10:52] Wenn mich Leute fragen, sage ich: „Macht das, je früher desto besser! Heute geht man damit lockerer um als vor zehn oder 15 Jahren.“ Das Thema war bisher tabu oder man hat sich geschämt, aber jetzt, wo man alle Möglichkeiten hat, versuche ich das zum Beispiel mit diesem Podcast den Leuten näherzubringen.
Lars Schmidtke [00:11:16] Ja genau.
Herr Wosz [00:11:17] Für jeden offen da zu sein.
Lars Schmidtke [00:11:18] Die Menschen zu erreichen.
Herr Wosz [00:11:19] Jeder muss am Ende selbst entscheiden.
Lars Schmidtke [00:11:22] Dariusz, ganz herzlichen Dank, dass du dich geöffnet hast und uns wertvolle Einblicke in unserem Podcast gegeben hast. Deine Erfahrung und dein Engagement sind wirklich eine riesengroße Unterstützung, gerade bei der Aufklärung zur Prostatakrebs-Früherkennung. Möchtest du unseren Zuhörerinnen und Zuhörern noch etwas mit auf den Weg geben, was dir persönlich wichtig ist?
Herr Wosz [00:11:47] Das ist ein Leitfaden. Ab einem gewissen Alter bekommt man immer mehr Dinge vorgeschrieben. In der Werbung hört man, was man in welchem Alter tun soll. Die Leute sollten in sich gehen. Bei Prostatakrebs: Spätestens ab 45 Jahren regelmäßig, ab 55 glaube ich halbjährlich zur Untersuchung. Man sollte auf seine Gesundheit achten, egal was es ist. Und nicht zu spät zum Arzt gehen, denn Früherkennung kann viel retten.
Lars Schmidtke [00:12:29] Ja, ganz lieben Dank Dariusz.
Herr Wosz [00:12:30] Danke auch.
Lars Schmidtke [00:12:32] Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das war's dann ja auch schon fast. Wir hoffen, Dariusz und ich, dass wir Ihnen hilfreiche Informationen zur Früherkennung bieten konnten. Und ich sage Danke, Dariusz, danke auch, dass du mitgemacht hast, dass wir quatschen konnten und wir freuen uns, wenn sie auch bei der nächsten Folge wieder mit dabei sind. Also bleiben Sie gesund und vor allem denken Sie an die Früherkennung. Bis bald. Tschüss.