Folge 18: Mit CLL zurück in den Beruf & was ein:e Betroffene:r selbst tun kann

Mit CLL zurück in den Beruf & was ein:e Betroffene:r selbst tun kann

Kann man nach der Diagnose einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) wieder zurück in den Beruf gehen? „Ja!“ sagt Manuela Reinhardt. Sie erzählt davon, wie sie es geschafft hat wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen, und was ihr dabei besonders geholfen hat. Mit Mut und Entschlossenheit hat sie sogar eine große Veränderung gemeistert und dabei ihren eigenen Weg zu einem selbstbestimmten Leben gefunden.
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Über den Podcast

Inhaltsverzeichnis

(00:25 - 02:07) Herzlich Willkommen zurück, Manuela! Erneute kurze Vorstellung und Zusammenfassung der vorherigen Folge.
(02:07 - 02:50) Einführung in das Thema: Zurück in den Beruf.
(02:50 - 04:39) Manuela erzählt, was sie vor der Erkrankung beruflich gemacht hat und wie sie sich unabhängig von ihrer CLL verändern wollte.
(04:39 - 07:09) Wie es nach der Diagnose für Manuela beruflich weiterging.
(07:09 - 11:30) Die ersten Schritte zurück in den Berufsalltag und was Betroffene selbst dafür tun können.
(11:30 - 13:46) Zurück im Beruf – Manuela über ihren Wunsch nach Veränderungen.
(13:46 - 15:30) Manuela erzählt von ihrer erfolgreichen Suche nach einem neuen Job.
(15:30 - 17:08) Welche Herausforderungen und positive Erfahrungen Manuela beim Widereinstieg gemacht hat.
(17:08 - 19:18) Manuela über ihren Arbeitsalltag.
(19:18 - 20:28) Was Manuela rückblickend anders machen würde.
(20:28 - 21:18) Manuelas Wünsche für die Zukunft.
(21:18 - 22:30) Zusammenfassung der Folge: Beruf und Krankheit können miteinander vereinbart werden.
(22:30) Verabschiedung.

Transkript Folge 18:
Mit CLL zurück in den Beruf & was ein:e Betroffene:r selbst tun kann

Lars [00:00:25] In unserer heutigen Folge habe ich wieder Manuela zu Gast. Gemeinsam haben wir bereits in der letzten Folge über Manuelas Weg von den ersten Symptomen bis hin zum Beginn einer oralen Therapie gesprochen. Sie ist an CLL – der chronischen lymphatischen Leukämie – erkrankt. Eine der häufigsten Leukämie Formen bei Erwachsenen in der westlichen Welt. Und heute wollen wir darüber sprechen, wie Manuela den Weg zurück in den Beruf geschafft hat. Manuela, erst mal herzlich willkommen zurück. Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder miteinander sprechen. Und zwar über ein Thema, das dich sehr bewegt. Schön, dass du da bist.

Manuela [00:01:02] Hallo Lars. Schön, dass wir heute wieder miteinander sprechen. Und ich freue mich auch sehr, dass wir eine neue Folge vom Podcast aufnehmen und hallo, liebe Hörer.

Lars [00:01:12] Ja, willkommen zurück, Manuela. In der letzten Folge haben wir uns darüber unterhalten, wie du die ersten Symptome der CLL bemerkt hast und wie es dann mit der Diagnose weiterging. Und nach dieser Diagnose solltest du ja eigentlich direkt eine Chemoimmuntherapie bekommen. Und du hast dir dann in der Uniklinik in Jena eine Zweitmeinung eingeholt und konntest somit diese Chemoimmuntherapie abwenden. Und heute erhältst du eine orale Therapie, mit der du ganz gut zurechtkommst. Also relativ positiv, so wie ich mich erinnern kann. Ja, wie geht es dir, Manuela?

Manuela [00:01:49] Ja, mir geht es sehr gut. Seit März 2021 habe ich die orale Therapie und ich tue sehr viel, um auf dem Stand zu bleiben, die Nebenwirkungen praktisch den Kampf anzusagen und den Stand zu halten oder zu verbessern.

Lars [00:02:07] Ich habe es ja bereits angekündigt. Heute wollen wir darüber sprechen, wie du es nach der Diagnose geschafft hast – und das ist dir, glaube ich, ein wichtiges Thema – in dein Beruf zurückzukehren, Manuela. Und da ist vielleicht auch noch ein Fakt über die CLL sehr spannend, denn die CLL gilt nach wie vor als eine typische Alterserkrankung, wo sich viele Menschen im Ruhestand über das Thema Beruf vielleicht gar nicht mehr so große Gedanken machen müssen. Allerdings stieg der Anteil der jüngeren Patient:innen und damit meine ich Personen unter 55 Jahren auf 20% an, das ist ein hoher Prozentsatz. Und genau zu diesen 20% zählst auch du, Manuela. Und ich kann mir vorstellen, für dich war es total wichtig, als es dir wieder etwas besser ging und die Therapie angeschlagen hat, zurück in den Beruf zu kommen, in den Berufsalltag. Das ist so, oder?

Manuela [00:03:03] Ja, das ist so, also ich hatte mir sehr viele Gedanken gemacht, wie es mit mir weitergeht und schon vor meiner Erkrankung. Ich war Einkäuferin in einem mittelständischen Industriebetrieb und hab dort Vollzeit gearbeitet und es war ein ziemlich stressiger Job. Aber ich habe den auch gut geschafft. Aber ich war selbst nicht mehr so richtig zufrieden und hab nach einer Möglichkeit gesucht, um mich selber weiterzuentwickeln.

Lars [00:03:35] Das heißt, du hast dort Vollzeit gearbeitet, also vor deiner Erkrankung? Und ich weiß ja nicht, wie viele Jahre warst du schon in diesem Betrieb?

Manuela [00:03:42] Ich war insgesamt 22 Jahre in dem Betrieb.

Lars [00:03:45] Okay.

Manuela [00:03:46] Und ich hatte da wirklich eine gute Stellung, hatte ich da gehabt.

Lars [00:03:51] Und du wolltest dich aber auch unabhängig von deiner Erkrankung sowieso verändern?

Manuela [00:03:57] Genau. Ich hatte die Idee, ich habe eine Ausbildung 2020 gemacht zum Ernährungscoach. Also neben meiner regulären Arbeit. Und die Vorgeschichte dazu ist ja, dass ich eine drohende Diabeteserkrankung abwenden konnte durch Ernährung, gesunde Ernährung. Und das hat mich so fasziniert, dass ich da selbst tätig werden wollte.

Lars [00:04:22] Das ist aber alles passiert quasi neben deiner beruflichen Vollzeittätigkeit?

Manuela [00:04:27] Neben meinem Beruf, ja.

Lars [00:04:27] Da hast du dich schon umorientiert, weil du gesagt hast: „Nein, ich möchte was verändern.” Aber da war die CLL noch gar nicht bekannt, also die war noch gar nicht auf dem Schirm?

Manuela [00:04:36] Nein, ich war völlig gesund eigentlich.

Lars [00:04:39] Ah, okay, gut. Und dann? Dann ist das ja passiert im Dezember 2020. Und dann mit der Diagnose, Januar 2021 mit der Diagnosestellung. Und ja, dann hat sich dein Leben ja komplett verändert. Und dir war es total wichtig, also ja, erst mal diese Therapie kennenzulernen und das Leben darauf einzustellen und das hat ja auch relativ gut funktioniert, aber dass du wieder zurück findest in den Beruf, ist das so?

Manuela [00:05:08] Genau, ich arbeite ja unwahrscheinlich gern und ich wollt auf jeden Fall wieder in den Beruf zurück und hatte trotzdem noch die Vorstellung, mich teilselbstständig zu machen als Ernährungscoach und ja.

Lars [00:05:21] Also daran hast du festgehalten, das willst du weitermachen?

Manuela [00:05:23] Daran habe ich festgehalten. Ich habe auch daran gearbeitet, mehrere Monate und habe Ideen entwickelt und dann ist es aber passiert, dass ich auf einmal da stand und so wie ein Burnout hatte. Ich war, ich habe gemerkt, ich bin überhaupt nicht mehr stressresistent. Ich konnte nicht mehr lesen, nicht mehr rechnen, nicht mehr schreiben. Es ging eigentlich gar nichts mehr. Und ich habe da auch so ein bisschen das Vertrauen in mich selbst und in meine, was ich überhaupt kann, verloren. Es war dann so, als die Therapie angeschlagen hat – dieses Medikament ist ja auch so, dass es ja den Körper gesundet. Aber mein Körper war ja viele Jahre dadurch, dass es ja chronisch ist, gar nicht mehr gewöhnt, so gesund zu sein. Also alles hat sich am Körper umgestellt und es hat sich dann auch eben bei mir so geäußert, dass ich mich schwer getan habe mit Zahlen und beim Schreiben und Lesen. Also das war sehr schwierig, das auch zu akzeptieren.

Lars [00:06:33] Ja, aber das hieß aber, den Wunsch, dass du wieder zum Arbeiten kommst, der ist aber nie weggegangen. Du warst dann ja wohl erst mal aus dem Beruf raus, aus dem aktiven Berufsleben und hast aber nach was Neuem gesucht?

Manuela [00:06:48] Genau. Ich habe natürlich gesucht. Ich wollte auf jeden Fall wieder arbeiten gehen. Also nur zu Hause, das ist nicht so mein Ding. Auch wenn man einen guten Tagesablauf sich erarbeitet hat und einem nicht langweilig ist. Aber trotzdem wollte ich wieder zurück in den Beruf und mich irgendwo einbringen. Und es hat mir dann auch wirklich geholfen–

Lars [00:07:08] Genau. Wie waren da die ersten Schritte zurück in den Berufsalltag?

Manuela [00:07:13] Ja, ich habe eine Reha beantragt, eine berufliche Reha und auch eine medizinische Reha und hab die auch ziemlich schnell genehmigt bekommen. Und dann hatte ich das Glück, dass ich eine Klinik zugewiesen bekommen hab, die mich kontaktiert hat und dort ein Programm hat für Menschen, erkrankte Menschen, auch spezialisiert auf Leukämie, die wieder in den Beruf zurück möchten oder müssen. Und das ist ein vierwöchiges Programm gewesen in der Reha-Einrichtung und das war wie auf mich zugeschnitten. Also ich hatte da gleich ein gutes Gefühl, habe da zugesagt als das Angebot kam. Und bin dann im November 2021 in die Reha gegangen und dort hatte ich unter denen, auch mit den medizinischen Behandlungen, auch die Möglichkeit psychotherapeutische Behandlungen zu haben und auch kognitive Einheiten, die mich wieder befähigen, das Lesen und Rechnen und das Schreiben wieder zu üben. Oder da gab es dann eben Ideen, was man selbst tun kann, um das wieder zu üben.

Lars [00:08:29] Und um da wieder diesen Stand wieder hinzukriegen.

Manuela [00:08:31] Genau, dass ich wieder einen, ja wieder arbeitsfähig bin eigentlich auch.

Lars [00:08:38] Und das hat bei dir total gefruchtet, also das hat funktioniert?

Manuela [00:08:41] Ja, das hat richtig gut funktioniert und ich hatte da auch viel Zeit zum Überlegen: Was möchte ich denn, was kann ich denn und was ist für mich auch noch möglich? Was gibt es denn für Möglichkeiten für mich?

Lars [00:08:54] Konntest du zurück zu deinem alten Arbeitgeber?

Manuela [00:08:58] Ja, ich bin zurückgegangen zu meinem alten Arbeitgeber. Und zwar habe ich das in der Psychotherapie auch mit der Therapeutin erarbeitet, dass ich mir einfach die Zeit gebe und die Geduld auch mit mir wieder habe. Und dass mir doch nichts wegrennt und ich zurückgehen kann, und das probieren kann, ob ich dort nicht wieder andocken kann und dass ich doch gar nichts entscheiden muss jetzt. Mich nicht unter Druck setzen muss, sondern ich ja in einer komfortablen Situation bin und da ja wieder andocken kann. Und das hat mich auch erst mal so beruhigt. Und als ich aus der Reha wieder zurückkam, hatte ich schon das Gefühl: „Okay, ich habe jetzt noch ein bisschen Zeit, um mich darauf einzustellen.” Und der Termin war März 2022 – ich gehe wieder in den Beruf.

Lars [00:09:47] Und du hattest dabei Unterstützung von einer Psychotherapeutin?

Manuela [00:09:51] Genau. Aber auch die Ärzte in der Rehaklinik waren da sehr aufgeschlossen, mit mir dran zu arbeiten und mich zu beraten: Was ist denn für mich möglich? Also es war ja dann auch gleich, oder es wurde gleich beraten, dass ich nicht mehr Vollzeit arbeiten kann. Also das wurde gleich gesagt, dass ich eine Halbtagsstelle besetzen kann und dass ich damit auch ausgelastet bin, weil ich ja trotzdem meine Therapie auch weiterführen muss. Es geht ja nicht nur darum das Medikament zu nehmen.

Lars [00:10:24] Du arbeitest ja und dann – also nicht nur Arbeit und nebenbei CLL, sondern das musste man sich schon ein bisschen einteilen.

Manuela [00:10:31] Genau. Ich brauche auch Zeit, um meine Therapieunterstützung – Physiotherapie, mein Sportprogramm – das ich dafür ja Zeit möchte und brauche. Und mal abgesehen davon, dass ich ja auch nicht mehr so stressresistent bin und schneller erschöpft bin. Das ist nun mal so, das muss man eben auch akzeptieren.

Lars [00:10:52] Aber dein alter Arbeitgeber, der war so flexibel und hat sich auch so ein bisschen mit darauf eingestellt?

Manuela [00:10:57] Ja, ich habe ja dann diese berufliche Reha auch beantragt und die Rentenversicherung ist ja dann auch auf meinen Arbeitgeber zugegangen und hat für mich auch um eine Halbtagsstelle praktisch gekämpft. Und es war erst mal nicht so einfach, den Arbeitgeber da hin zu biegen, dass er mir auch was anbietet als halbtags, aber mit Unterstützung der Rentenversicherung ging das dann trotzdem. Ich konnte mit 26 Stunden starten.

Lars [00:11:30] Okay, und dann warst du wieder zurück im Berufsalltag. Und du hast dann festgestellt: „Hmm.” Ja, sag was, wie war's?

Manuela [00:11:39] Es war erst mal so, dass ich so eine Wiedereingliederung über vier Wochen gemacht hab und dann bin ich die ersten Tage ja nur vier Stunden gegangen und hab gemerkt, ich habe mich weiterentwickelt, aber mein Arbeitsplatz nicht so sehr. Also ich habe mich dort an den Computer gesetzt und es war eigentlich wieder wie vorher, vor der Erkrankung und da wusste ich ja, dass ich das nicht mehr wollte.

Lars [00:12:06] Okay.

Manuela [00:12:06] Und da war ich mir sicher, dass ich das nicht mehr will.

Lars [00:12:10] Gut. Also da, wo du quasi 2020 warst – du warst auf der Suche nach etwas Neuem und das hat sich nicht verändert?

Manuela [00:12:19] Nein. Mein Arbeitsplatz war noch genauso wie vorher. Und das wollte ich nicht mehr. Und genau, dann habe ich entschieden, schon ziemlich zeitig, ich schaue mich um nach was, was mir wirklich Freude macht, wo ich neu ankommen kann und hab die Webseiten durchforstet.

Lars [00:12:40] Du hast Bewerbungen geschrieben.

Manuela [00:12:41] Ich habe Bewerbungen geschrieben, ich habe fünf Bewerbungen geschrieben, habe mir ausgesucht, aber auch, was ich mir vorstellen könnte und nicht wahllos Bewerbungen geschrieben, sondern hab ausgesucht und hab fünf Bewerbungen geschrieben.

Lars [00:12:56] Ja, und da hat sich jemand zurückgemeldet?

Manuela [00:13:00] Ich habe vier Bewerbungsgespräche gehabt und hätte bei dreien, bei drei potenziellen Arbeitgebern anfangen können in einem neuen Job.

Lars [00:13:12] Aber das ist doch Wahnsinn, das sind ja 75%.

Manuela [00:13:15] Trotz, dass ich wirklich auch meine Erkrankung sogar – also ich bin ja auf 50% schwerbehindert und das habe ich angegeben, auch in meinem Lebenslauf, sozusagen. Also ich möchte ja nicht mit meiner Erkrankung irgendwie die verstecken, sondern mir hilft ja nur, wenn ich damit offen umgehe, mein Arbeitgeber Bescheid weiß und manche Sachen wie einen Klinikbesuch favorisieren kann. Und das ist nun mal das A und O auch, das ist wichtig.

Lars [00:13:46] Wo bist du jetzt gelandet, Manuela? Was machst du jetzt gerade?

Manuela [00:13:50] Ich bin jetzt beruflich in einer Schulden- und Insolvenzberatung und unterstütze dort die Berater mit der Verwaltung.

Lars [00:14:00] Ach Mensch.

Manuela [00:14:01] Und ich habe dort – ja wir sind zu zweit in der Verwaltung. Ich bin jetzt mit 29 Stunden angestellt und habe eine ganz tolle Kollegin, wir sind zusammen dort gestartet, hatten zusammen unseren ersten Tag und haben die Verwaltung dort neu aufgebaut, neu strukturiert. Und wir mögen uns wirklich sehr und können gut zusammenarbeiten, haben ähnliche Arbeitsweisen, können uns aufeinander verlassen und das macht wirklich richtig viel Spaß, zu zweit die Verwaltung da zu stemmen.

Lars [00:14:35] Ja, aber das ist doch eine Erfolgsstory, dass das so dann geklappt hat, so wie du es letztendlich auch vor deiner Erkrankung sowieso schon angehen wolltest. Und dass es dann auch so geworden ist.

Manuela [00:14:46] Ja, genau, die Verwaltungsarbeit in der Schuld- und Insolvenzberatung, die begeistert mich total. Ich habe mit ganz vielen Menschen zu tun und auch unser Team aus Verwaltung und Berater:innen – das passt einfach. Wir arbeiten richtig gut zusammen und können vielen Menschen helfen, in dieser besonderen Situation ihr Leben neu zu strukturieren auch, und die Hürden des Weges zu nehmen. Das ist richtig toll.

Lars [00:15:10] Also das hört sich so an, als hättest du ein Weg gefunden, Manuela. Und das finde ich bemerkenswert, einfach wieder ganz normal da anzuknüpfen, wo diese Wünsche und Sehnsüchte waren, etwas zu verändern. Das ist ja nicht immer so ganz geradlinig verlaufen, aber du bist da an deinem Weg drangeblieben. Kannst du noch mal erzählen, welche Herausforderungen waren das letztendlich, also bei diesem Wiedereinstieg in den Beruf?

Manuela [00:15:38] Ja, erst mal musste ich ja meinen Traum sozusagen ein bisschen begraben, dass ich keine Teilselbstständigkeit schaffen werde und mich trotzdem neu motivieren, was Neues anzugehen, mutig voranzugehen, neue Leute kennenzulernen. Mit denen meinen Arbeitsalltag auch zu kreieren, der für mich passt, wo ich meine Therapie auch unterbringe irgendwie, und die mich auch so akzeptieren mit meiner Erkrankung, aber auch mit dem, was ich mitbringen kann an positiven Sachen, die dann also ein Vorteil auch sehen darin. Die nicht immer nur die Nachteile sehen.

Lars [00:16:16] Ja, du bist ja bei der Bewerbung, da bist du auch ganz offen mit deiner Erkrankung umgegangen.

Manuela [00:16:21] Genau. Also ich habe da auch wirklich nur positive Erfahrungen gemacht. Ich habe auch bei einem, bevor ich eine Bewerbung geschrieben habe – es ist eine ganz kleine Firma gewesen – habe ich vorher angerufen und habe gefragt, ob auch Interesse besteht an jemanden, der 50% Schwerbehinderung hat oder ob es da ein Problem geben könnte, weil man hat ja mehr Urlaubsanspruch und besondere – und selbst das war, ist positiv aufgenommen worden. Das ist jetzt nicht so ein abschreckendes Indiz, dass man sagt: „Oh Gott, ich muss das jetzt geheim halten, damit ja niemand was mitkriegt.” Das stimmt nicht. Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht.

Lars [00:16:59] Also ganz im Gegenteil, die Türen sind nicht zugegangen, sondern die sind aufgeblieben.

Manuela [00:17:04] Genau. Und das hat mich auch wirklich gestärkt.

Lars [00:17:08] Ja, du hast gerade schon angesprochen, dass es dir total wichtig ist, ja, sein Alltag entsprechend – also, dass du deinen Alltag ja nicht vergessen darfst, der muss ja weiter gestaltet werden, die Krankheit ist ja da. Aber was hat das denn konkret für dich bedeutet? Wie sieht das denn jetzt so aus? So ein ganz normaler Tag bei dir mit Arbeit, mit deinem Alltag?

Manuela [00:17:28] Also ich gehe halbtags arbeiten, das sind sechs Stunden pro Tag. Und ja, ich gehe auch ziemlich früh zur Arbeit. Um 7:30 Uhr bin ich im Büro und dann bin ich spätestens 14:00 Uhr wieder zu Hause. Und ansonsten habe ich eigentlich ein ziemlich ruhiges Leben und einen gesunden Lebensstil mir erarbeitet. Ich brauche ja meine Zeit für die Physio, für den Sport. Ich möchte natürlich auch Zeit für meine Familie haben, was mir sehr wichtig ist. Ich möchte meine Hobbies weiter betreiben und ich muss einfach auch drauf achten, dass ich genügend Pausen für mich habe, für meinen Körper zur Erholung. Und wenn ich das auch manchmal vergesse, ist es doch so, dass mein Körper mich auch dran erinnert und dass ich da auch drauf hören muss. Und ja, das ist durchaus ein Tagesprogramm. Aber es ist kein schlechtes Leben.

Lars [00:18:22] Ein Riesenerfolg, würde ich sagen, oder?

Manuela [00:18:24] Ja, ja, ich mag das auch so, ich mag mein Leben und ich mag meine Arbeit. Ich, also ich kann selbstbestimmt leben, was mir total wichtig ist. Und ich liebe mein Leben einfach so, wie es jetzt ist.

Lars [00:18:38] Aber was hat dieser Erfolg mit dir gemacht?

Manuela [00:18:41] Also schon mal, dass ich keine Angst vor der Zukunft haben muss, weil es geht immer irgendwie was. Es geht irgendwie weiter. Man findet immer eine Zufriedenheit auch wieder für den Job, die Familie. Das arrangiert sich auch wieder. Und ich muss nur mutig genug sein, um voranzugehen und positiv in meine Zukunft schauen. Also ich muss nicht negativ oder irgendwelche negativen Gefühle haben. Ich kann positiv in meine Zukunft schauen und den Tag, auch den heutigen Tag, so genießen, wie er ist. Und es ist einfach ein schönes Leben, also wirklich schön.

Lars [00:19:18] Gibt es da ein paar Sachen, die du, wenn du so zurückschaust, die letzten Jahre, die du anders gemacht hättest? Also wenn du jetzt deinen Job siehst, Familie, deine Erkrankung und wenn ja, warum anders?

Manuela [00:19:33] Also jetzt so zurückblickend ist es einfach so geworden, wie ich es mir auch, ja nicht so, wie ich es mir gewünscht hab, aber es ist okay so und ich könnt eigentlich auch nichts anders rückblickend machen. Ich bin froh, dass ich mir die 15 Monate, die ich insgesamt zu Hause war, im Krankenstand, dass ich die als Auszeit auch genutzt habe. Mit mir selbst Geduld hatte, meinem Körper die Zeit gegeben habe wieder auf einen gesunden Stand zu kommen, dass ich wieder arbeitsfähig bin, leistungsfähig und selbstbestimmt mein Leben zu leben. Und also ich würde es mir nicht anders wünschen. Ich habe alles richtig gemacht.

Lars [00:20:19] Also, und damit hast du es ja schon quasi auf den Punkt gebracht. Jetzt haben wir viel über die Vergangenheit und auch so, wie es jetzt ist, geredet. Was ich fragen möchte ist, was wünschst du dir denn für die Zukunft?

Manuela [00:20:32] Also das Wichtigste ist, dass ich gesundheitlich so stabil bleibe, dass ich mein Weg weitergehen kann. Und ja, einfach, dass meine Familie auch gesund ist, dass wir viel Zeit noch miteinander haben und eine gute Zeit und das Leben wirklich genießen können. Und ja, und wenn der Weg mal ein bisschen strauchelig ist oder ein paar Steine, dass wir die überwinden können. Aber ansonsten blicke ich wirklich positiv in die Zukunft. Und ich habe eine tolle Familie, die mich unterstützt. Mein Team in der Arbeit passt, die akzeptieren mich so wie es ist und ich kann denen auch viel geben und der Job macht mich zufrieden. Also es ist, im Moment ist es wirklich ganz wunderbar.

Lars [00:19:18] Gibt es da ein paar Sachen, die du, wenn du so zurückschaust, die letzten Jahre, die du anders gemacht hättest? Also wenn du jetzt deinen Job siehst, Familie, deine Erkrankung und wenn ja, warum anders?

Manuela [00:19:33] Also jetzt so zurückblickend ist es einfach so geworden, wie ich es mir auch, ja nicht so, wie ich es mir gewünscht hab, aber es ist okay so und ich könnt eigentlich auch nichts anders rückblickend machen. Ich bin froh, dass ich mir die 15 Monate, die ich insgesamt zu Hause war, im Krankenstand, dass ich die als Auszeit auch genutzt habe. Mit mir selbst Geduld hatte, meinem Körper die Zeit gegeben habe wieder auf einen gesunden Stand zu kommen, dass ich wieder arbeitsfähig bin, leistungsfähig und selbstbestimmt mein Leben zu leben. Und also ich würde es mir nicht anders wünschen. Ich habe alles richtig gemacht.

Lars [00:20:19] Also, und damit hast du es ja schon quasi auf den Punkt gebracht. Jetzt haben wir viel über die Vergangenheit und auch so, wie es jetzt ist, geredet. Was ich fragen möchte ist, was wünschst du dir denn für die Zukunft?

Lars [00:21:18] Ja, liebe Manuela, vielen, vielen Dank, dass du heute zum zweiten Mal zu Gast in unserem Podcast gewesen bist und deine Geschichte, also auch deine berufliche Geschichte mit uns geteilt hast. Und zusammenfassend kann man ja sagen, dass Beruf und CLL sehr wohl möglich sind, man aber so ein paar Dinge beachten muss und vielleicht die ein oder andere Methode für seinen Alltag, seinen neuen Alltag entwickeln muss, damit das genauso gut funktioniert, wie bei dir, Manuela. Gibt es noch etwas, das du ergänzen möchtest oder unseren Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg geben möchtest, Manuela?

Manuela [00:21:55] Ja, ich kann noch sagen: Keine Angst vor Veränderungen. Eine CLL-Diagnose muss nicht nur Schlechtes bringen, sondern es gibt auch wirklich die Inspiration, das Leben mal zu überdenken, sein eigenes Leben zu überdenken und an Veränderungen zu schrauben und Hilfe annehmen. Und den Angehörigen kann ich nur sagen und sie ermutigen: Unterstützt eure Lieben, ermutigt sie bei Veränderungen und dass sie ihr Leben so gestalten können, wie es ihnen gefällt.

Lars [00:22:30] Manuela, es hat mir auch diesmal wieder viel Freude gemacht, mit dir zu sprechen und mich mit dir zu unterhalten und auszutauschen. Danke für deinen Mut und alles Gute für dich und deine weiteren Pläne.

Manuela [00:22:44] Vielen Dank! Es hat mir auch sehr viel Freude bereitet, dieses Gespräch zu führen, meine Erfahrungen hier zu berichten und damit den betroffenen Menschen zu helfen und auch Mut zuzusprechen. Vielen Dank!

Lars [00:22:57] Schön, dass auch Sie heute wieder mit dabei waren. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich bin gespannt auf die nächste Folge und verabschiede mich für heute und sage Tschüss und bis bald. Passen Sie auf sich auf!

Lars [00:23:12] Vielen Dank, dass Sie heute dabei waren. Wir freuen uns auf Anregungen, Ideen oder Themenvorschläge für „Mein Krebsratgeber zum Hören”. Oder möchten Sie Ihre Geschichte mit uns teilen? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail. Im Beschreibungstext finden Sie alle weiteren Informationen und Adressen.