Geschichte von Lisa

Portrait von Lisa


Ich bin

Lisa


Alter: 29
Tätigkeit: Biologielaborantin, studiert derzeit Erziehungswissenschaften
Das wünsche ich mir: Noch viel, viel mehr Aufklärung, die schon in der Schule beginnen sollte. Die Menschen sollen verstehen, dass Depressionen keine Laune sind, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die kein Tabuthema sein darf. Außerdem sollen alle wissen, dass man etwas dagegen tun kann.
Das hilft mir an schlechten Tagen: Mein Hund, um den ich mich kümmern muss. Außerdem versuche ich, meinen Tag kleinschrittig zu strukturieren und mich an meine Routinen zu halten. Wenn die Gedanken nicht aufhören zu kreisen, hilft es mir, sie aufzuschreiben und wegzupacken.

„Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass Depressionen keine Krankheit sind, sondern, dass diese Gefühle einfach ein Teil der Persönlichkeit sind und das so sein muss.“

Als Kind war bei Lisa bereits auffällig, dass sie besonders sensibel auf ihre Umwelt reagierte und im Vergleich zu anderen Kindern häufig extrem starke Gefühle entwickelte. Auch in der Pubertät erlebte sie große Gefühlsschwankungen, die aber schon damals, nicht wie bei anderen Gleichaltrigen, wieder vergingen, sondern sich eher verfestigten. Gefühle wie Trauer konnten zum Beispiel schnell in eine Melancholie umschwingen, die über Wochen anhielt. Hinzu kamen Konzentrationsschwierigkeiten; Lisa rutschte in der Schule ab. Es kam auch vor, dass sie morgens im Badezimmer weinend zusammenbrach und nicht zur Schule gehen konnte.

„Meine Eltern bekamen natürlich mit, wie es mir ging. Sie hatten auch Verständnis für mich, glaubten aber, dass ich einfach so bin, es irgendwann schon wieder besser wird und wir das irgendwie hinkriegen. Sie kamen nicht auf die Idee, dass es eine Krankheit sein könnte. Professionelle Hilfe haben wir deshalb gar nicht erst gesucht. Außerhalb der Familie wurde das Thema überhaupt nicht angesprochen.“

Dass es sich nicht nur um eine pubertäre Phase, sondern um eine ernsthafte Erkrankung handelt, an der Lisa erkrankt war, wurde erst viel später festgestellt. Nach ihrem Auszug bei ihren Eltern und einer schwierigen Trennung durchlebte Lisa immer wieder Phasen, in denen es ihr schlecht ging. Sie suchte sich zunächst Hilfe bei einer Kunst- und Ergotherapie. Doch auch danach gab es wiederkehrende depressive Episoden, in denen sie von ihrer Hausärztin krankgeschrieben werden musste. Dennoch funktionierte Lisa nach außen. Sie ging weiter arbeiten, nahm ein Studium auf und lebte mit ihrem Leid – mal besser, mal schlechter. Mit den zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie, dem Wegfall von Struktur und dem Leistungsdruck im Studium verschlechterte sich ihr Zustand eklatant. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, kam nicht aus mehr aus dem Bett, wollte nicht mehr leben.

„Als ich meiner Hausärztin erzählte, dass ich angefangen habe, mich selbst zu verletzen, wenn ich stark angespannt bin, war der Tiefpunkt erreicht. Sie überwies mich stationär in eine Klinik, worüber ich in dem Moment sehr froh war.“

In der Klinik wurde die Depression erstmalig wirklich diagnostiziert. Lisa wurde auf Antidepressiva eingestellt und psychotherapeutisch behandelt. Die Medikamente verschaffen ihr Luft, ihre Themen aufzuarbeiten. Obwohl sie immer mal wieder Tiefpunkte hat, geht es ihr heute insgesamt deutlich besser. Da sie noch nicht wieder fähig ist, sich auf ihr Studium zu konzentrieren, hat sie sich ein Urlaubssemester genommen, um weiter an ihrer Genesung zu arbeiten. Sie geht alle zwei Wochen zur Therapie und hat sich für eine anschließende tiefenpsychologische Analyse in der Klinik entschieden, um sich langfristig zu stabilisieren.

Lisa vor der Kamera

„In meinem Umfeld ist die Depression kein Tabuthema mehr. Damit geht es mir sehr gut. Auch mein Partner steht total hinter mir und ist mir eine große Stütze. Mittlerweile habe ich meine Erkrankung auch in meinem Freundeskreis offen kommuniziert und bin auf viel Verständnis gestoßen. Ich war überrascht darüber, wie positiv mein Outing aufgenommen wurde und dass dadurch auch andere den Mut aufbrachten, über ähnliche Erfahrungen zu sprechen.“

Lisa hofft, dass die Kampagne und Geschichten wie ihre zu mehr Aufklärung beitragen und die breite Masse erreichen, damit Depressionen in unserer Gesellschaft kein Tabu mehr sein müssen und denjenigen geholfen werden kann, die Hilfe benötigen. Sie hat noch viel vor und plant als nächstes eine Reise durch Europa zusammen mit ihrem Partner und ihrem Hund. Außerdem möchte sie ihr Studium abschließen.

„Die Depression hat nicht nur schlechte Seiten. Die gute ist, dass man das Leben und gute Momente bewusster genießen und wertschätzen kann. Menschen mit Depressionen können auch lachen und gute Tage haben.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

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Jürgen

„Zweimal schon hat mir die Depression den Boden unter den Füßen weggerissen, so dass ich nicht mehr leben wollte. Jedes Mal waren Schicksalsschläge die äußeren Auslöser.“​

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Kim

„Für mich war die Diagnose Depression keine Nachricht, die mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Ich fühlte eher Erleichterung, weil die Sache jetzt einen Namen hatte. Inzwischen kann ich gut mit der Erkrankung umgehen. Ich weiß, was mit mir los ist, aber auch, wie ich mich behandeln lassen kann und was ich selbst tun kann.“

Portrait von Steffi
Stefanie

„Musik hat in meinem Leben schon immer eine sehr große Rolle gespielt. Bereits mit 15 saß ich am Klavier und sang das von Franz Schubert vertonte Goethe-Gedicht „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide“. Hier äußerte sich schon früh eine gewisse Veranlagung zur Melancholie. Viele Jahre später wurden bei mir Depressionen diagnostiziert.“

Referenzen

www.amsel.de/amsel-ev/presse/pressemeldungen/irrtum-ms-sieht-man/ 18.11.2020
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