Geschichte von Alina

Portrait von Alina


Ich bin

Alina


Alter: 50
Beruf: Ausgebildete Elektronikerin, heute berentet und ehrenamtlich tätig
Mein Motto: Das Leben ist wie ein Fluss, es geht nur in eine Richtung, nach vorn.
Das wünsche ich mir von meinen Mitmenschen: Akzeptanz und Toleranz
Das hat mir geholfen: Zuerst musste ich selber die Erkrankung akzeptieren, bevor ich nach vielen Jahren endlich zum Arzt gegangen bin, um meine Depressionen gezielt behandeln zu lassen.

„Die meiste Zeit meines Lebens habe ich nicht über meine Probleme gesprochen. Irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Heute spreche ich offen über meine Depression. Ich habe gelernt, meine Krankheit zu akzeptieren und mir Hilfe einzufordern.“

Schon als Kind erfuhr Alina, die damals noch Andreas hieß, wie es sich anfühlt, nicht mehr leben zu wollen. Mehrmals hatte sie versucht, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Von der Mutter abgelehnt, wuchs sie bei ihren Großeltern auf, die zwar erkannten, dass es ihrer Enkeltochter nicht gut ging, sich aber damals keinen Rat wussten, wie sie ihr helfen könnten. Im Jugendalter trugen Mobbing, Ausgrenzung und Einsamkeitsgefühle dazu bei, dass Alina immer tiefer in die negative Gedankenspirale hineingeriet. Dass sie an einer Depression erkrankt war, wusste sie damals noch nicht.

„Richtig diagnostiziert wurde die Depression erst, als ich bereits 38 Jahre alt war. Meine Arbeitskolleginnen hatten irgendwann bemerkt, dass es mir schlecht ging und mir ans Herz gelegt, doch mal zum Arzt zu gehen. So war ich dann nach all den vielen Jahren tatsächlich das erste Mal beim Psychiater. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie mit jemandem über meine Probleme gesprochen. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht mehr weiterging.“

Dennoch dauerte es weitere 8 Jahre, bis Alina die Diagnose Depression akzeptiert hatte und sich schließlich auf eine Therapie einlassen konnte. Sie fand nicht nur einen verständnisvollen behandelnden Arzt, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlte, sie ging nun auch regelmäßig zu einer Gruppentherapie, die ihr dabei half, einen neuen Umgang mit der Erkrankung Depression zu finden. Hinzu kam, dass sich zu diesem Zeitpunkt eine bereits seit langem bestehende Vermutung bestätigte. Alina erfuhr, dass sie intersexuell ist, was bedeutet, dass sie zweigeschlechtlich zur Welt gekommen ist. Nach dieser Erkenntnis begann auch ihr Weg von Andreas zu Alina.

Die Küche hinter den Kulissen

„Seitdem mein Umfeld weiß, dass ich Depressionen habe, hat sich für mich vieles zum Positiven verändert. Mir wird viel mehr Verständnis entgegenbracht und keiner sagt mehr, ich soll mich doch mal zusammenreißen oder das wird schon wieder. Dafür bin ich sehr dankbar. Natürlich gibt es gute und schlechte Tage, aber insgesamt geht es mir heute besser. Ich fühle mich unterstützt und gut begleitet – vor allem, wenn es mir mal wieder schlechter geht.“

Im Alltag hat sich die heute 50-Jährige inzwischen ein Netzwerk geschaffen, welches ihr Sicherheit gibt. Sie hat gelernt, Hilfe einzufordern und weiß genau, wen sie nachts anrufen kann, wenn es nötig ist, oder welche Tür sich öffnet, wenn sie reden möchte. Kraft schöpft sie nicht nur aus den Gesprächen und dem Austausch mit ihren Mitmenschen, sondern auch bei Spaziergängen in der Natur. Heute engagiert sich Alina ehrenamtlich in der Beratung inter- und transsexueller Menschen und konzentriert sich darauf, nach vorne zu schauen und ihre Zukunft zu planen, auf der noch einige To-Do´s stehen. So möchte sie sich unbedingt einen großen Wunsch erfüllen und eines Tages mit ihrer Partnerin in einem schönen Hochzeitskleid vor den Traualter treten.

„Ich möchte mit meiner Geschichte zeigen, dass es möglich ist, aus dem tiefen Loch der Depression herauszukommen. Wenn ich anderen Menschen mit meinen persönlichen Erfahrungen helfen kann, sie dazu inspirieren kann, aus sich herauszukommen und vielleicht etwas in ihrem Leben zu verändern, dann macht mich das sehr froh.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Tina
Tina

„Im Grundschulalter habe ich schon gemerkt, dass ich mein Leben nicht mag und ich so nicht leben möchte. Durch die Kultur meiner Familie herrschte keine schöne Atmosphäre, was sich auch negativ auf unser ganzes Familienleben ausgewirkt hat.“

Portrait von Ramona
Ramona

„Mit Ende zwanzig hatte ich mein erstes Burn-out. Ich war körperlich und emotional am Ende und brach schließlich zusammen. In der anschließenden Reha wurde ich zunächst nur wegen Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, an der ich seit meiner Jugend leide, behandelt. Obwohl es nahelag, wurde die Depression damals noch nicht diagnostiziert.“

Portrait von Felix
Felix

"Ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich anders bin. Als ich 2015 offiziell meine Diagnose bekommen habe, war das für mich nicht überraschend. Im Nachhinein wurde für mich vieles schlüssig und klar."

Referenzen

Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Faktoren als Ursache für Krebs - was hält die Bevölkerung von dieser Theorie? (Stand 29.08.2017). Abrufbar unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-43-Psychische-Faktoren-als-Ursache-fuer-Krebs.php. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Onko Internetportal: Professionelle psychologische Betreuung bei einer Krebserkrankung (Stand: 23.08.2018). Abrufbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/professionelle-psychologische-betreuung-bei-einer-krebserkrankung.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut für 2017/2018, Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2021. Abrufbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/krebs_in_deutschland_2021.pdf?__blob=publicationFile. Letzter Zugriff am 15.07.2022
Leitlinienprogramm Onkologie (AWMF, Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Stiftung Deutsche Krebshilfe): Patientenleitlinie – Psychoonkologie, Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige. Berlin, 2016. Abrufbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-051OL.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Schulz H et al.: Psychoonkologische Versorgung in Deutschland: Bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse, Wissenschaftliches Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (2018). Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Hrsg). Abrufbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Berichte/PsoViD_Gutachten_BMG_19_02_14_gender.pdf. Letzter Zugriff am 17.12.2019
Starostzik C: Depressionen, Mythos Krebsrisiko? Ärzte Zeitung Online (Hrsg). Veröffentlicht am: 04.11.2013. Abrufbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mythos-Krebsrisiko-268337.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz): Psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung. Gibt es die Krebspersönlichkeit? Macht Unglück krank? (Stand: 02.10.2019). Abrufbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/psyche-und-krebsrisiko.php#inhalt3. Letzter Zugriff am 17.12.2019.
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